Einführung
Was würde in uns geschehen, wenn wir dem Leben in seiner ganzen Bandbreite zustimmen, mit den verschiedenen Aspekten des Daseins in Berührung kommen und dies alles als Impuls zur persönlichen Entwicklung nutzten? Könnten wir frei werden für das Leben - hin zu unverstelltem, möglichst authentischem Menschsein?
Dieses Buch ist ein Tagebuch - ein Tagebuch von einem Weg, der für mich vor vielen Jahren begann. Es ist das Tagebuch eines Suchenden, Pilgernden, Findenden in unserer heutigen Zeit - als solcher verstehe ich mich. Die Reise zur inneren Freiheit ist immer ein Beginn, sie ist aus meiner Sicht nie abgeschlossen. Sie lebt nicht so sehr von spektakulären Ereignissen und Erfahrungen, als mehr von einer durch alles hindurch wachsenden Grundhaltung. Dazu werden die Dinge, Situationen, Menschen und andere Lebewesen, die uns dabei begegnen, unsere LehrerInnen und Wegweiser. Auf den folgenden Seiten versuche ich, davon gleichsam Zeugnis abzulegen - mag damit auch Euch, die Lesenden inspirieren, die eigenen Erfahrungen als Tore zu authentischer Menschlichkeit zu nutzen so gut es eben geht.
Die Inspiration zu diesem Buch sind Aufsätze, die mich schon lange begleitet haben. Starke Erfahrungen meiner spirituellen und menschlichen Suche begann ich in Worte und Sprache zu bringen. Mich bewegt in alle dem die Frage, wie unverkürztes Menschsein möglich ist – und ich weiß, dass es möglich ist. Können wir mehr und mehr lernen, nicht auszugrenzen, sondern zu erfahren, zu verstehen, uns anrühren zu lassen von der Wirklichkeit, die bisweilen die Intensität eines Feuers haben kann?
Was ist ein spirituelles Suchen, Reisen und Reifen – wenn nicht echtes und authentisches Menschsein? Und was ist gelebte Spiritualität – wenn nicht die, wie ich es als Student mal formuliert habe, „leidenschaftliche Berührung mit allem, was ist, weil alles lebendig ist“? Daraus wurde die Spur dieses Buches - verbunden mit meinen Erfahrungen als spirituell Lehrender und Therapeut für viele Menschen seit einer Reihe von Jahren.
Wie geht es, in unserer heutigen Welt sehr konkrete, oft auch heftige, bisweilen tief inspirierende Situationen als Tore zu dem zu erleben, was wir unsere Wesenstiefe, Existenzialität oder auch Spiritualität nennen? Wenn wir die alten Begrenzungen von traditionellen Religionen - so wertvoll sie bisweilen sind - öffnen und nicht nur in den abgesteckten Bezirken des Religiösen suchen, wenn wir die sicheren"Tempelanlagen" und die warmen Meditationssäle verlassen und uns hinausbegeben in die winddurchwehte Wildnis des alltäglichen und oft auch so gänzlich nicht-alltäglichen aber ebenso menschlichen Lebens, dann schlägt uns das ganze Feuer der Wirklichkeit entgegen. Wir können erfahren, wie diese zunächst gar nicht so spirituell anmutenden Erlebnisse - uns zutiefst reifen lassen, wenn wir sie zu lesen lernen und an unser Herz halten.
So begann mein Weg mit dem Schreiben dieses Buches eigentlich vor 20 Jahren, einer intensiven Erfahrung oder Schau bei einer Nachtwanderung mit Freunden entlang der Meeresküste zum Kap Arkona auf der Insel Rügen. Dies ist der letzte Text dieses Buches. Darin ist eine Art"Vision" – eine weitere Welt – die mich selbst etwas lehrt. Diese Offenheit habe ich versucht in meinen Weg zu formen. So blieb es für mich nicht bei dem Studium der Philosophie und Theologie in Würzburg damals, wo ich auch promovierte und dann meine Habilitation zur menschlichen Bewusstseinsgeschichte vom Paläolithikum bis heute schrieb. Es blieb für mich nicht bei meinem tiefen Ei