Teil1
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Montage
1
»Wannnimmst du es ein?«, fragte Atwater.
Pringle sagte: »Man soll es nach jeder Mahlzeit einnehmen. Aber ich nehme es nur nach dem Frühstück und nach dem Abendessen ein. Ich finde, das genügt.«
Sie blieben unten, wo die Bar war. Im oberen Stockwerk spielte eine Band, aber der Tanz hatte noch nicht so recht begonnen, denn es war noch früh am Abend. Der Raum unten war niedrig. Die Bar nahm eine ganze Seitedes Raumes ein, und es gab einige Tische und einige wenige Diwane. Die Fenster in der Wand gegenüber der Bar waren alle geöffnet, aber sie gingen auf einen Lichtschacht hinaus, so dass der Raum ziemlich stickig war und nach Ammoniak roch. Mehrere Bekannte von ihnen saßen an Tischen oder an der Bar, aber sie suchten sich einen Platz in der Ecke des Lokals und setzten sich. Pringle sagte:
»Wenn du diese Runde bezahlst und mir drei Shilling und neun Pence gibst, sind wir quitt.«
Atwater, der an den Brandy dachte, den sie während des Abendessens getrunken hatten, sagte nichts. Der Brandy war von erbärmlicher Qualität gewesen. Aber er gab Pringle eine halbe Krone und drei Pence. Sie redeten nicht miteinander, bis der Kellner am anderen Ende des Lokals die Bestellungen einer großen Gruppe aufgenommen hatte und zu ihnen herüber kam. Pringle sagte:
»Ich bleibe beim Brandy.«
»Doppelte?«, fragte der Kellner.
»Doppelte«, sagte Atwater.
Pringle sagte: »Was mich betrifft, so möchte ich nie wieder eine Frau sehen. Ich möchte mich gerne aufs Land zurückziehen und malen. Genauer gesagt, ich bin gerade in Verhandlungen über ein Haus auf dem Land.«
Atwater antwortete nicht. Er war in eine Zeitung vertieft, die jemand auf dem Tisch liegengelassen hatte. Er las den Comic und danach einen Artikel mit der Überschrift»Aristokratin in einer Auto-Tragödie«. Er war ein schmächtig aussehender junger Mann mit strohblondem Haar und ziemlich langen Beinen, der zweimal durch die Aufnahmeprüfung für das Außenministerium gefallen war. Er trug manchmal eine hellbraune Hornbrille zur Korrektur eines leichten Schielens, und durch Beziehungen hatte er kürzlich einen Job in einem Museum bekommen. Sein Vater war ein pensionierter Beamter, der in der Grafschaft Essex lebte, wo er zusammen mit seiner Frau eine Hühnerfarm betrieb.
»Wie lange gibt es diesen Club hier schon?«, fragte Pringle.
»Nicht lange. Jeder kommt hierher.«
»Wirklich?«
»Meistens.«
Sie hatten sich drei Jahre zuvor in Paris kennengelernt, wo Pringle an der Kunstakademie Colarossi zu lernen versucht hatte, seinen Zeichnungen kurzer Posen mehr Bedeutung zu geben, und Atwater bei einer Familie in Saint-Cloud lebte, wo, wie man annahm, es ihm schließlich doch noch gelingen mochte, Französisch sprechen zu lernen. Es war an einem Abend in der Bar»La Coupole«gewesen. Von Anfang an hatten sie eine gewisse gegen