: Heinrich Mann
: Die Jugend des Königs Henri Quatre
: Books on Demand
: 9783752680270
: 1
: CHF 3.90
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 374
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
«Die Jugend des Königs Henri Quatre» ist der 1935 veröffentlichte erste Band der beiden Romane Heinrich Manns über den französischen König Heinrich IV. Ihm folgte 1938 der zweite Band «Die Vollendung des Königs Henri Quatre». Sie gelten zusammen als ein bedeutendes Werk Heinrich Manns. Es handelt sich bei diesen Romanen um archetypische Vertreter der deutschen Exilliteratur während des Dritten Reiches. Im Versuch, sein deutsches Vaterland geistig mit seinem französischen Exil zu vereinigen, fügte Heinrich Mann an entscheidenden Stellen des deutschsprachigen Textes sogenannte «moralités» ein, zusammenfassende Schlussfolgerungen in klassischem Französisch.

Luiz Heinrich Mann (1871-1950) war ein deutscher Schriftsteller aus der Familie Mann. Er war der ältere Bruder von Thomas Mann. Ab 1930 war Heinrich Mann Präsident der Sektion für Dichtkunst der Preussischen Akademie der Künste, aus der er 1933 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ausgeschlossen wurde. Mann, der bis dahin meist in München gelebt hatte, emigrierte zunächst nach Frankreich, dann in die USA. Im Exil verfasste er zahlreiche Arbeiten, darunter viele antifaschistische Texte. Seine Erzählkunst war vom französischen Roman des 19. Jahrhunderts geprägt. Seine Werke hatten oft gesellschaftskritische Intentionen. Die Frühwerke sind oft beissende Satiren auf bürgerliche Scheinmoral. Mann analysierte in den folgenden Werken die autoritären Strukturen des Deutschen Kaiserreichs im Zeitalter des Wilhelminismus. Resultat waren zunächst u. a. die Gesellschaftssatire «Professor Unrat», aber auch drei Romane, die heute als die Kaiserreich-Trilogie bekannt sind. Im Exil verfasste er die Romane «Die Jugend des Königs Henri Quatre» und «Die Vollendung des Königs Henri Quatre». Sein erzählerisches Werk steht neben einer reichen Betätigung als Essayist und Publizist. Er tendierte schon sehr früh zur Demokratie, stellte sich von Beginn dem Ersten Weltkrieg und frühzeitig dem Nationalsozialismus entgegen, dessen Anhänger Manns Werke öffentlich verbrannten.

II Jeanne


Die Festung am Ozean

»Ich habe es deutlich gesehen und gehört«, sagte Henri zu seiner lieben Mutter, als sie das erstemal ungestört sprechen konnten. Das war erst in Paris, obwohl Jeanne schon auf der Rückreise des Hofes sich ihm angeschlossen hatte.

»Weißt du, Mama, was ich glaube? Alba hat mich bemerkt. Das Laub im Kamin war nicht dicht genug, und ich stieß an die Zweige, sie bewegten sich.«

»Er kann angenommen haben, es sei der Wind. Würde er dich sonst nicht hervorgeholt haben?«

»Ein anderer hätte es getan, nicht dieser Spanier. Ich sah sein Gesicht, das war kein Mensch; und wäre es ihm der Mühe wert erschienen, dann hätte er einfach seine Klinge durch das grüne Zeug gestoßen, ohne erst zu fragen, wer dahinterstak. Aber dafür war er zu hochmütig, und außerdem war er sicher, nicht verstanden zu werden, so leise, wie sie sprachen. Nein!« rief er, da Jeanne etwas einwenden wollte. »Nicht für mich zu leise. Ich bin dein Sohn, daher begriff ich, was sie mit dir vorhatten.«

Jeanne nahm seinen Kopf und legte seine Wange an ihre. Geradeaus ins Leere sagte sie: »Die Menschen prahlen gern fälschlich, auch mit Schandtaten.«

»Die Menschen, aber nicht die Ungeheuer!« erwiderte er schnell und feurig. Plötzlich machte er sich von ihr los. »Komisch waren die beiden!« – und um es ihr zu zeigen, stelzte er zuerst wie der Herzog und watschelte dann wie Madame Catherine. Er war voll Begabung für die Posse, das sah seine Mutter; trotzdem lachte sie kaum. Daraus entnahm ihr Sohn, daß seine Erzählung ihr in Wahrheit zu denken gab.

Sie richtete es dann auch ein, daß sie mit ihm den Hof verlassen und das Weite suchen konnte. Sie handelte so vorsichtig, daß selbst Henri nichts vermutete; es begann mit einem Besuch eine