: Gabriela Kasperski
: Zürcher Glut Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960418139
: & Meier
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 304
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein rasanter Kriminalroman aus der Schweizer Diplomatenszene. Auf dem Weg zum Weltwirtschaftsforum in Davos macht Botschafter Stephen Keller Zwischenstation in seiner Heimat Zürich. Doch während eines Empfangs mit Gästen aus aller Welt gerät sein Patrizierhaus in Brand. Der Verdacht auf Brandstiftung steht schnell im Raum, aber die Immunität der Beteiligten legt sich wie ein bleierner Vorhang über die Ermittlungen. Um den Feuerteufel zu entlarven, observiert Werner Meier das diplomatische Umfeld in den Bündner Bergen, während Zita Schnyder ein geheimes »Safe-House« überwacht. Da zündelt jemand erneut. Und diesmal soll alles brennen.

Gabriela Kasperski war als Moderatorin im Radio- und TV-Bereich und als Theaterschauspielerin tätig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie in Zürich und ist Dozentin für Synchronisation, Figurenentwicklung und Kreatives Schreiben. Den Sommer verbringt sie seit vielen Jahren in der Bretagne. 2024 erhielt sie den »Zürcher Krimipreis« für ihren Roman »Zürcher Verstrickungen«. www.gabrielakasperski.com www.geschichtenbaeckerei.ch

1

Montag

Werner Meier stieg am Bürkliplatz aus dem Tram und eilte durch den dicken Nebel in Richtung Limmatquai. Nach einem hektischen Januarmontag, der mit der Abreise seiner Partnerin Zita Schnyder begonnen hatte, befand er sich auf einer besonderen Mission. Von der Kirche St. Peter her ertönten neun Schläge. Meier war zu spät, er hätte längst am Empfang des Botschafters sein müssen.

Er wählte den Uferweg links der Limmat, ging an der Gemüsebrücke vorbei und passierte die Schipfe, um in die Fortunagasse einzubiegen, die steil nach oben führte. Es war unangenehm feuchtkalt, kaum jemand war unterwegs.

Vor der Treppe schnappte er nach Luft. Ein gebeugter Mann hinkte zügig an ihm vorbei, in blauer Arbeitsmontur mit Stock und Rucksack, Meiers Gruss erwiderte er knapp. Hatte Meier richtig gesehen, trug der Alte tatsächlich einen Zirkel in der Hand? Eigenartig. Meier vergass ihn jedoch auf der Stelle, als er den Lichtschein wahrnahm. Eine Art vernebeltes Glimmen, das sich beim Näherkommen verstärkte. Ob die ein Feuerwerk abhielten? Er zückte sein Notizbuch und überprüfte die Adresse. «Zur Lindenpfalz» hiess das historische Haus, alles korrekt. Ausser Atem blieb Meier stehen und sah nach oben. Die hohe Glasfront im ersten Geschoss zog sich über die ganze Hausbreite und war hell erleuchtet, in einem Zimmer zwei Stockwerke darüber brannte es. Schtärnesiech. Meier riss sein Handy heraus und informierte die Feuerwehr – ein Standort lag in der Nähe, zum Glück –, bevor er vergeblich nach dem Hauseingang suchte.

«Achtung, Feuer, es brennt!»

«Halt den Rand», ertönte eine Stimme von oben.

Ein unermesslich lauter Knall erfolgte, ein Funkenregen, glühende Kleinteile fielen auf die Gasse. Meier wurde an der Stirn getroffen. Dann ertönte eine Sirene. Schon näherte sich ein Löschzug, ein zweiter parkte dicht dahinter, orange gekleidete Gestalten sprangen heraus. Meier kannte den Feuerwehrhauptmann nicht, wies sich als Kollege aus und bot seine Hilfe an. Das Angebot wurde abgelehnt, dafür bekam er ein Pflaster für die blutende Stirn.

«Vielen Dank für alles. Und nun gehen Sie am besten heim.»

Meier ignorierte den Ratschlag und beschloss stattdessen, zum Lindenhofplatz hinaufzusteigen, der etwas erhöht über der Fortunagasse lag. Normalerweise war die Aussicht von da oben gigantisch, nun konnte Meier kaum die Laternen von den Lindenbäumen unterscheiden. Vorsichtig trat er an die Mauer. Keine fünf Meter Luftlinie und der Gassengraben trennten ihn von dem brennenden Zimmer. Er stand so nah, dass er die Hitze spürte, schwer von Asche und Rauch. Eine weitere Sirene ertönte und eine Art Summen, als ob ein Schwarm Bienen durch die Luft flöge. Es musste eine Drohne sein, sie fuhren wirklich das ganze Geschütz auf. Fasziniert beobachtete Meier das Ballett der Feuerwehrleute. Zwei von ihnen befestigten ein Gewinde an einem Hydranten, während die anderen den Schlauch ausrollten. Ein mächtiger Wasserstrahl ergoss sich in die Flammen, das Geräusch war schwer zu beschreiben, eine Art kämpferisches Fauchen. Meier musste husten. Innert Bruchteilen von Sekunden hatte er das Gefühl, durch seine Lederjacke und bis in die innersten Poren gänzlich von dem Brandgeruch durchdrungen zu sein.

Ein weiterer Schlauch war