: Lorenz Müller
: Der Pate von Zug Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960417644
: 1
: CHF 7.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mafiosi, Morde und Moneten. Eigentlich wollte Daniel Garvey den Sommer genießen. Doch ein brutaler Mord an einem hochrangigen Ex-Militär und das spurlose Verschwinden seiner Freundin Anna zwingen ihn dazu, sich mit einem kompromisslosen Gegner anzulegen: dem Organisierten Verbrechen. Waffendeals, Geldwäsche und sonstige schmutzige Geschäfte - Garvey ist mittendrin. Als ob das nicht genug wäre, holt ihn auch noch ein Schatten aus seiner Vergangenheit ein, den er lieber unter einem schweren Stein begraben wüsste . . .

Lorenz Müller, geboren 1977, lebt in Zug, Schweiz. Nach juristischen und forensischen Ausbildungen arbeitete er viele Jahre als Staatsanwalt und danach für eine Versicherung in der Betrugsbekämpfung. Im Herbst 2019 veröffentlichte er seinen Erstlingsroman 'Endstation Gotthard' und schaffte auf Anhieb den Sprung in die Schweizer Taschenbuchcharts. www.lorenzmueller.ch

2


Am verschlafenen Guggitalring öffnete der alte Mann im Rollstuhl seine Haustür. Es war kurz nach neun Uhr. Daniel Garveys Schritt über die Türschwelle war der Wechsel in eine Parallelwelt. Draussen schon morgens schwülwarm wie in den Tropen, im Innern des alten Einfamilienhauses war die Luft dagegen erstaunlich kühl. Und es roch nach Hund.

Seine Augen gewöhnten sich an das Halbdunkel, und Anna, die neben ihm stand, steckte sich die Sonnenbrille auf den Kopf.

Schon positionierte sich der schwarze Labradorrüde an Annas Seite, wedelte mit der Rute und liess sich die Ohren kraulen.

«Sehen Sie, Anna?», krächzte Huber in seinem Rollstuhl. «Bodo wird mich keine Minute vermissen.»

Daniel war überrascht, dass Huber sie mit Vornamen ansprach und dennoch siezte. Waren heute nicht alle sofort per Du?

«Stehen Sie nicht so in der Ecke herum.» Damit meinte Huber wohl ihn. «Sie stehen da wie nicht abgeholt. Sie werden doch nicht einer dieser Autisten sein, wie sie heute in Scharen durch die Stadt schleichen?»

Daniel trat zu Anna und dem Labrador in das Wohnzimmer, und es sprang ihm sofort ins Auge: Nichts lag herum, alles hatte seinen Platz. Das Wohnzimmer war eingerichtet, als ob die gesamte Ausstattung der Achtziger aus einem Guss für diesen Raum geschaffen worden wäre. Für einen allein lebenden Mann erstaunlich ordentlich.

An der Wohnzimmerwand neben Daniel hingen kleine Bilderrahmen, die Huber in jüngeren Jahren zeigten. Eine Fotografie präsentierte ihn bei seiner Hochzeit. Es war sofort klar, dass dieser Tag Jahrzehnte zurücklag, und das Besondere an dieser Fotografie war, dass Huber an seiner eigenen Hochzeit die Ausgangsuniform der Schweizer Armee getragen hatte. Auf den übrigen Fotos wurde sein Gesicht immer etwas älter, während die Uniformen in gleichem Masse moderner und die Balken seiner Dienstgradabzeichen stetig zahlreicher und breiter wurden.

«In dieser Tasche sind sein Fressnapf und das Futter, in der anderen seine Liegedecke.»

Huber erklärte Anna die Futtermenge. Er achtete anscheinend penibel genau auf die Ernährung seines Hundes. Tatsächlich erschien der Rüde schlanker als andere Hunde, die man gemästet in den Strassen dem Herrchen hinterherwanken sah.

«Keine Sorge», entgegnete Anna. «Wir kommen klar, und ich werde ihn bestimmt nicht überfüttern. Bloss etwas verwöhnen. Ich werde es geniessen, dass ich für ein, zwei Tage einen Hund habe. Ich wollte schon immer einen, nur arbeite ich zu viel.»

Daniel war im Geiste abgedriftet, wurde aber wieder zurückgeholt.

«Kommen Sie mit Hunden klar, Garvey?», fragte Huber und fixierte ihn mit strengem Blick.

«Ich denke, ja.»

«Haben Sie gedient?»

«Wie jeder im Land.»

Klar wurde auch Anna neugierig. Ihre Mimik sagte ihm, dass sie auf weitere Angaben von ihm wartete, wohl weil er noch nie von seiner Dienstzeit erzählt hatte.

«Dienstgrad?»

«Soldat, Herr Brigadier.»

Daniel war klar, dass ihn sein eigener Dienstgrad in Hubers Weltbild gerade ziemlich weit nach unten in Richtung Bedeutungslosigkeit geworfen hatte. I