: Stephan Haas
: Tod im Hohen Venn Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960418047
: 1
: CHF 7.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Rasant, düster, bedrohlich. In einer ostbelgischen Kleinstadt wird eine Familie vermisst: Ihr ausgebranntes Auto wurde am Rande des Hohen Venn gefunden, von den Eltern und dem Sohn fehlt jede Spur. Sind sie Opfer einer Entführung geworden? Während Suchtrupps die weitläufige Moorlandschaft durchkämmen, forschen Ermittler Piet Donker und seine Kollegen nach den Hintergründen. Doch die Zeit läuft gegen sie, denn der Täter verfolgt einen grausamen Plan.

Stephan Haas, 1984 im belgischen Eupen geboren, hat in Aachen Neuere Deutsche Literatur, Deutsche Philologie und Geschichte studiert. Danach begann er eine Lehrtätigkeit und schloss parallel ein weiteres Studium in Betriebswissenschaften in Lüttich ab. Heute ist er in einem großen Industrieunternehmen im Personalmanagement tätig. Stephan Haas lebt mit Frau und Kindern im deutschsprachigen Teil Belgiens.

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Es war schon Mittag, als ich mich auf den Weg zu der kleinen Schreinerei in Weybach machte. Die Scheibenwischer jagten von einer Seite zur anderen, ohne dem mit Wucht aufs Glas einprasselnden Regen beikommen zu können. Vor mir auf der Straße verschwamm alles, und wenn ich mal für den Bruchteil einer Sekunde durch den Regenvorhang spähen konnte, sah ich nur rote Rücklichter und beschlagene Innenscheiben anderer Fahrzeuge, die vor und neben mir dem Unwetter trotzten. Die Infos über den Verlauf meiner Strecke bezog ich aus dem Navi: Einen Unfall hatte ich bereits hinter mir gelassen, den zweiten würde ich gleich im Stau passieren. Sollte danach die Bahn frei sein, hätte ich für die normalerweise knapp einstündige Strecke Aachen–Weybach zwei Stunden gebraucht.

Bald ist es geschafft!

Sich selbst gut zuzureden, schien zu helfen. Bereits nach wenigen hundert Metern rollte der Verkehr wieder. Und wie auf eine geheime Absprache hin klarte der Himmel auf, als ich das Hohe Venn durchquerte. Der Anblick des wilden Hochmoors zwischen den Städten Eupen, Monschau, Malmedy und Spa erzeugte allerdings ein seltsam unwohles Gefühl in mir. Die unendliche Weite dieser jahrhundertealten Urlandschaft wirkte wie aus grauer Vorzeit. Für die Gegend charakteristisch war ein nährstoffarmer Boden, über den sich nur langsam und mit viel Mühe Pfeifengras gelegt hatte. Alle paar Meter stach ein kleiner Baum hervor, doch ehe die junge Pflanze richtig wachsen konnte, war sie bereits in ihrer Existenz bedroht. Den Überlebenskampf annehmen – darin bestand die erste Herausforderung der Lebewesen des Moors. Nur wenn sie stark genug waren, würde es nicht ihre letzte sein.

Als ich das Ende der kargen Landschaft bereits von Weitem erkennen konnte, überquerte eine Handvoll Hühner die Straße. Angeführt von dem stolzen Hahn, wackelten die Hennen wild hinterher – und direkt auf mich zu. Da mir kein Auto entgegenkam, wich ich blitzartig auf die Gegenspur aus.

Glück gehabt!

Kurz danach erschien am Straßenrand das Ortseingangsschild von Weybach, und ich fuhr in den Fünftausend-Seelen-Ort hinein. Die Sonne strahlte. Lediglich ab und zu wurde sie noch von einer der kleinen weißen Wolken verdeckt. Auf den grünen Rasen- und Wiesenflächen, die links und rechts die Straße säumten, blühten Butterblumen und Löwenzahn. Und auf dem See, der in der Ferne zu sehen war, waren vereinzelte Segler unterwegs und nutzten den soliden Ostwind. Die Eindrücke des beschaulichen Städtchens in der belgischen Eifel beflügelten meine schon große Vorfreude auf das gemeinsame Wochenende mit meiner Tochter Liv, die meine Freundin Sina und mich in unserer gemeinsamen Wohnung in Aachen besuchen würde.

Zu der Schreinerei fuhr ich, um dort eine Malstaffelei für Liv abzuholen. Während der Genesung nach ihrem Beinbruch hatte sie Gefallen am Malen gefunden. Nun wollte ich ihr mit der Staffelei eine Überraschung bereiten. Kurz versuchte ich nachzurechnen, wie oft ich sie in den vergangenen Wochen versetzt hatte. Ich kam nicht mehr auf die genaue Zahl, aber ich war mir sicher, dass es mindest