: Neal Stephenson
: Snow Crash Roman
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104913384
: 1
: CHF 14,00
:
: Science Fiction
: German
: 576
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Visionär und rasend schnell erzählt: Das zentrale Werk des Cyberpunks jetzt in neuer Übersetzung. Hiro Protagonist war mal Programmierer, aber seit auch hier die Konzerne alles gleichgeschaltet haben, zieht er jeden Bullshit-Job vor: Pizza-Auslieferer für die Mafia. Oder Information Broker für die ehemalige CIA. Wichtiger als die echte Welt ist für ihn ohnehin das Metaverse, ein virtueller Ort, an dem sich die Menschen mit ihren selbst gestalteten Avataren treffen. Dort begegnet er auch zum ersten Mal der Droge »Snow Crash«. Das Besondere: Snow Crash ist ein Computervirus, der auch Menschen befallen kann. Zusammen mit seiner Partnerin Y. T. ermittelt Hiro - und kommt einer Verschwörung auf die Spur, die bis in die menschliche Vorgeschichte zurückreicht. Für Leser*innen von William Gibson, Richard Morgan und Fans von Cyberpunk 2077.

Neal Stephenson studierte Physik und Geografie, bevor er sich als Schriftsteller und Technologie-Berater selbständig machte.  Seit »Snow Crash« (1992) gilt Stephenson als einer der originellsten SF-Autoren, der für alle größeren SF-Preise nominiert war (und einige davon gewonnen hat). Er lebt und arbeitet in Seattle.

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Der Deliverator gehört einem Eliteorden an, einer geheiligten Subkategorie. Er ist motiviert bis in die Haarspitzen. Gerade bereitet er sich auf die dritte Mission des Abends vor. Seine Uniform ist schwarz wie Aktivkohle, so schwarz, dass sie das Licht förmlich aus der Luft saugt. Kugeln würden von dem Gewebe aus Arachnofasern abprallen wie ein Zaunkönig, der gegen eine Verandatür kracht, überschüssiger Schweiß jedoch weht sanft hindurch wie eine laue Brise durch einen frisch napalmbombardierten Wald. Dort, wo an seinem Körper Knochen hervorstehen, ist der Anzug mit gesintertem Panzergel gepolstert. Fühlt sich an wie grobkörniger Wackelpudding, schützt wie ein Stapel Telefonbücher.

Als er den Job bekam, gab man ihm eine Waffe. Der Deliverator wird niemals bar bezahlt, trotzdem könnte es jemand auf ihn abgesehen haben – auf sein Auto oder auf seine Ladung. Die Pistole ist winzig, stromlinienförmig, federleicht, eine Waffe, wie sie ein Modedesigner tragen würde. Sie feuert winzige Pfeile ab, fünfmal so schnell wie einSR-71-Spionagejet, und wenn man sie benutzt hat, steckt man sie zum Aufladen in den Zigarettenanzünder, denn sie funktioniert elektrisch.

Der Deliverator zog diese Waffe nie aus Wut oder aus Angst. Zog sie überhaupt nur einmal. Ein paar Punks in Gila Highlands, einer dieser reichen Burbclaves, hatten sich was bestellt und wollten nicht dafür bezahlen. Dachten, sie könnten den Deliverator mit einem Baseballschläger beeindrucken. Doch der Deliverator zückte seine Waffe, zielte mit dem Laserding auf den erhobenen Schläger, einen Louisville Slugger, und drückte ab. Der Rückstoß war so gewaltig, als wäre das Teil in seiner Hand hochgegangen. Das mittlere Drittel des Baseballschlägers verwandelte sich in eine kurzlebige Säule aus brennenden Sägespänen, die in alle Richtungen davonstoben wie ein explodierender Stern. Danach hielt der Punk nur noch den verkohlten Griff in der Hand, darüber kräuselte sich milchiger Rauch in den Himmel. Glotzte dämlich aus der Wäsche. Hat nichts vom Deliverator bekommen außer Ärger.

Seitdem lässt der Deliverator die Pistole im Handschuhfach, verlässt sich stattdessen auf ein zusammengehöriges Paar Samuraischwerter, die ohnehin schon immer die Waffen seiner Wahl gewesen sind. Die Punks in Gila Highlands hatten keine Angst vor der Pistole, also war der Deliverator gezwungen gewesen, sie zu benutzen. Schwerter jedoch bedürfen keiner Vorführung.

In den Batterien seines Autos steckt genügend Energiepotenzial, um ein Pfund Speck in den Asteroidengürtel zu schießen. Doch im Gegensatz zu einer Mommybox oder einem Burbbeater entlädt das Auto des Deliverators seine Energie durch klaffende, funkelnde, glanzpolierte Schließmuskeln. Wenn er aufs Gas steigt, brennt die Luft. Willst du was über Kontaktflächen hören? Deine Reifen haben winzige Kontaktflächen, berühren den Asphalt an vier mickrigen Punkten, gerade mal so groß wie deine Zunge. Das Auto des Deliverators hat massige Haftreifen mit Kontaktflächen so lang und breit wie die Schenkel einer fetten Braut. Der Deliverator ist auf Tuchfühlung mit der Straße, geht derbe ab wie ’n echter Scheißtag, bremst so scharf wie ’ne Betonwand.

Warum ist der Deliverator so ausgestattet? Weil sich die Leute auf ihn ve