: Angela Kirchner
: Victor Flec - Jagd durch die Stadt der Geister Band 1
: Fischer Sauerländer Verlag
: 9783733603441
: Victor Flec
: 1
: CHF 11.00
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Geister, Gangster und ganz viel Humor: Ein spannendes Abenteuer in einer originellen Geisterwelt mit zwei unvergesslichen jungen Helden. Ab 10 Jahren. Victor Flec hat Glück: Er lebt in einer der wenigen Städte, die ein echtes Ghostend, also ein Geisterviertel, besitzen! Und seine Freundin Ciel Moon ist sogar unter den Geistern aufgewachsen. Mit den Spukgestalten aus Filmen haben die zwar nichts zu tun, aber Victor findet sie irre aufregend. Zu aufregend vielleicht? Denn leider kommt er ausgerechnet dem berüchtigten Gangster-Geist Llex Cordicio in die Quere und muss nun einen mysteriösen Auftrag für ihn erledigen. Bald wird klar: Nicht nur Vic ist in Gefahr, sondern die ganze Welt ... Überraschend, witzig und mit einer Prise Magie!

Angela Kirchner, Jahrgang 1982, ist gelernte Buchhändlerin und inzwischen als Autorin und Texterin tätig. Wie Maries Sparkles springen ihre bunten Ideen über die Buchseiten und verzaubern alle Leser*innen. Sie lebt mit ihrer Familie in Unterfranken.

1Victor


Victor Flec stand vor Staunen der Mund offen.

Seit er die U-Bahn verlassen hatte, glotzte er ganz und gar unbefangen jeden an, der an ihm vorüberlief und ihm nicht verbot zu glotzen. Eigentlich war dieses Verhalten sonst nicht unbedingt Victors Art, jedenfalls solange es nicht um Geister ging. Aber hier stand er nun, mitten im Ghostend, und war umgeben von diesen wunderlichen Wesen. Der helle Wahnsinn!

Inzwischen war er bestimmt zehnmal hier gewesen, wenn nicht sogar öfter. Immerhin lag der Umzug mit seiner Familie in diese Stadt bereits ein halbes Jahr zurück, und noch dazu jobbte Victor bei einem Geist. Trotzdem überkam ihn jedes Mal aufs Neue diese unbändige Faszination, sobald er einen Fuß ins Geisterviertel setzte.

Jahrelang hatte er davon geträumt, wie es wohl sein würde, durchs Ghostend zu schlendern. Wie es sich anfühlen würde, diesen bunten Mischmasch aus Kulturen mit eigenen Augen betrachten zu können, und wie vielen Geistern er unterwegs begegnen würde. Auf dem Dorf, wo er mit seinen Eltern und Geschwistern bisher gelebt hatte, gab es nämlich kein Viertel, das von Geistern bewohnt wurde. Dort gab es ja nicht mal Geister. Genau genommen fand man die nur an wenigen Orten auf der Erde. Das Ghostend war das größte von sechs Geistervierteln weltweit – und deshalb eine besondere Attraktion.

Hier gab es kleine Geister mit runden Körpern, die gemütlich durch die Sonne flanierten, und große Geister mit schmalen Körpern, die dasselbe taten. Es gab junge Geister, alte Geister, hübsche, weniger hübsche, sportliche und weniger sportliche. Manche von ihnen trugen moderne Klamotten, doch der überwiegende Teil kleidete sich im Stil längst vergangener Jahrhunderte. Einer hatte sogar ein Kettenhemd an. Ein echtes, massives Kettenhemd! Okay, er trug Turnschuhe dazu und eine Baseballcap statt eines Ritterhelms, dennoch starrte ihm Victor begeistert hinterher.

Allen Geistern gemein waren die schneeweißen Haare und eine mehr oder weniger bläulich schimmernde Haut. Selbst Augäpfel und Iris leuchteten in diesem lichten Blau. Grund dafür war eine Art blauer Glibber, der Muskeln, Sehnen und Blut im Körper der Geister ersetzte. Victor hatte vor seinem Umzug darüber gelesen. Genauer gesagt hatte er jede noch so kleine Information, über die er gestolpert war, in sich aufgesogen wie ein Schwamm.

Der Kettenhemd-Typ bog um eine Ecke, und im nächsten Moment wurde Victors Aufmerksamkeit von einer Geisterfrau angezogen, die wie ein kleines Mädchen barfuß über den Gehweg hüpfte und dabei vergnügt kicherte. Ab und zu hielt sie an, um mit den Fingern über eine Hauswand zu fahren oder über die raue Rinde einer der Mammutbäume, die überall im Ghostend wuchsen. Ihr merkte man die Freude über ihr zweites Leben auch nach all der Zeit noch besonders an. Sie genoss es richtig, wieder einen Körper zu besitzen, wieder Dinge berühren zu können – zumindest die meiste Zeit über –, und es schien sie nicht sonderlich zu interessieren, wie es überhaupt dazu gekommen war. Warum sollte es? Wahrscheinlich würde das sowieso nie jemand herausfin