Sport hilft
Der Arzt sagt, ich soll Sport treiben.
»Aber ich treibe doch Sport«, antworte ich.
»Na sicher«, sagt der Arzt. »Das sieht man.«
Mein Arzt ist um die fünfzig, auch im Winter braun gebrannt und hat kein Gramm Fett am Körper, dafür unzählige Marathontrophäen in einer Vitrine im Behandlungszimmer, mit denen er uns Todgeweihte verhöhnt. Und so ein Genlotteriegewinner will nun Ahnung von Siechtum und Verfall haben?
Sport soll ich also treiben, findet der Medikus.
Ich schaue ihn traurig an, greife dann in das Glas mit den Bonbons für die ganz tapferen Kinder, das auf seinem Schreibtisch steht, und stopfe mir demonstrativ eine ganze Handvoll in den Mund, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Er schüttelt den Kopf.
»Das sind keine Bonbons«, sagt er. »Wir sind hier nicht beim Kinderarzt.«
Ich spucke die Kieselsteine aus. Ich hatte mich gleich gewundert, dass da ein Kaktus im Bonbonglas wächst.
»Wenn Sie sagen, dass Sie Sport treiben, dann glaub ich Ihnen das natürlich«, sagt er, dann schaut er skeptisch auf meine Körpermitte. »Gibt ja auch Trinksport, ne?«, kichert er.
Mein Arzt findet so was lustig.
Er ist nämlich nicht bloß unsensibel, er hat auch ein Ironieproblem. Er versteht einfach nicht, dass dieses Stilmittel in seinem Beruf vollkommen fehl am Platz ist. Ich zeige auf meinen Bauch. Nicht der Plauze wegen, die einer verschärften Leibesertüchtigung in die Bresche wächst, sondern weil ich dort wichtige Informationen für meinen Arzt notiert habe.
»Empathie statt Ironie!« steht auf meinem T-Shirt, darunter habe ich noch eins an, auf dem »Der Patient hat immer recht« steht, und auf meinen Rücken ist sicherheitshalber der hippokratische Eid tätowiert, falls ich mich obenrum frei machen muss.
Da