: Anja Wenn
: Max Klingers Grafikzyklus 'Ein Leben'
: VDG Weimar - Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften
: 9783958992689
: 1
: CHF 17,90
:
: Kunstgeschichte
: German
: 412
: kein Kopierschutz/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
'Ein Leben' - Max Klinger erzählt in diesem aussergewöhnlichen, 1884 erstmals erschienen Grafikzyklus vom Schicksal einer 'gefallenen Frau'. Er ist damit der erste deutsche Künstler, der sich der Problematik zeitgenössischer Prostitution widmet. Wie sah das typische Schicksal einer Prostituierten im 19. Jahrhundert aus? Was ist Realität und was die gezielte Fiktionalisierung Klingers? Die Autorin gibt Antworten auf diese Fragen und schildert detailliert den historischen Kontext, in dem die Radierungen zu lesen sind - etwa die problematisierten Geschlechterrollen oder die Sexualmoral des Bürgertums. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wird die Prostituierte zu einer vielseitig deutbaren Symbolfigur in Kunst und Literatur und auch für Klinger weist sie in vieler Hinsicht über sich hinaus. Die Radierungen sind somit viel mehr als eine Bildergeschichte. In einer symbolistisch verschlüsselten Bildsprache verbindet 'Ein Leben' anklagende Zeitkritik mit einer vielschichtigen Ideenkunst. Dabei könnten die motivischen und literarischen Quellen kaum vielfältiger sein: Sie reichen von christlicher Ikonographie über 'wandernde Motive' der Kunstgeschichte bis in die triviale Bildwelt. Klinger verarbeitet zeitgenössische Literatur ebenso wie die Schriften Arthur Schopenhauers oder Charles Baudelaires. Er spielt mit Traditionen und Klischees und nutzt die Sinnbildlichkeit übernommener Motive zur Bereicherung seiner Bildaussagen. Seine Anspielungen auf künstlerische, philosophische und religiöse Themen vermitteln ein komplexes Bild seiner Weltanschauung und seiner Selbstpräsentation als moderner Künstler.
Cover1
Impressum5
Inhalt6
Vorwort10
1. Einleitung12
1.1. Gegenstand und Vorgehensweise der Arbeit12
1.2. Forschungs- und Literaturbericht17
1.3. Klingers Begriff der „Griffelkunst“23
2. Beschreibung des Zyklus’28
2.1. Die 15 Hauptblätter28
2.2. Titelblätter und Gesamterscheinung des Zyklus’62
3. Künstlerische Orientierungs- und Ausgangspunkte68
3.1. Der Zyklus im Spannungsfeld künstlerischer Einflüsse68
3.2. Klinger und Goya77
4. Die assoziative Bedeutungsvielfalt des Zyklus’92
4.1. Symbole, Allegorien und Metaphern94
4.2. Bildtraditionen und Bedeutungswandel111
4.2.1. Bildtraditionen der abendländischen Kunst113
4.2.2. Bildtraditionen der christlichen Ikonographie129
4.2.3. Bildtraditionen der erotischen Kunst und Alltagsgrafik144
5. Der Sündenfall als Schlüsselmotiv des Zyklus’158
5.1. Bedeutungsaspekte des Sündenfalls158
5.1.1. Eva im 19. Jahrhundert162
5.2 Der Sündenfall als Leitmotiv in Klingers Werk165
5.2.1. „Eva und die Zukunft“165
5.2.2. Variationen eines Themas170
5.3. Der Sündenfall in „Ein Leben“177
5.3.1. „Praefacio I“178
5.3.2. „Praefacio II“184
5.3.3. „Träume“185
5.3.4. „Äpfel (Brockenszene aus Faust)“187
5.4. Versteckte Sündenfälle192
5.5. Resümee199
6. Der Zyklus im Kontext: Das Leben der Prostituierten – Realität und Fiktion202
6.1. Prostitution als Phänomen und Problem des 19. Jahrhunderts202
6.1.1. Prostitution und bu¨rgerliche Sexualmoral204
6.1.2. Bild und Stellung der Prostituierten in der bu¨rgerlichen Gesellschaft207
6.2. Klingers Berührungspunkte mit der Prostitution – Ein biografischer Ansatz210
6.3. „Ein Leben“ – gesellschaftliche Realität und künstlerische Fiktion213
6.3.1. „Träume“: Seelenleben eines heranwachsenden Mädchens214
6.3.2. „Verfu¨hrung“ und „Verlassen“: Ursache des Falls216
6.3.3. „Anerbieten“: Käuf lichkeit und Dominanz221
6.3.4. „Rivalen“: Duell der Zuhälter?224
6.3.5. „Fu¨r Alle“: Die Bu¨hnenku¨nstlerin als Prostituierte228
6.3.6. „Auf der Strasse“: Frau auf der Straße – Frau auf dem Strich233
6.3.7. „In die Gosse“, „Gefesselt“ und „Untergang“: Die Ausweglosigkeit des Prostituiertenschicksals238
6.3.8. Authentische Lebensberichte von Prostituierten241
6.4. „Ein Leben“ im Spiegel der zeitgenössischen Prostitutionsdebatte244
6.5. Resümee247
7. Erotik und Moral: Das Leben der Prostituierten in Kunst und Literatur250
7.1. Sittenschilderung und Moralzyklen250
7.2. Die Prostituierte als Signatur der Epoche261
7.2.1. Dirnenromantik in der Kunst des 19. Jahrhunderts262
7.2.2. Die Prostituierte in der Literatur des 19. Jahrhunderts272
7.3. Die Prostituierte als Symbolfigur des 19. Jahrhunderts278
7.4. Die Prostituierte als Identifikationsfigur des Künstlers284
8. Der Zyklus im Spiegel der Schopenhauer-Rezeption Klingers294
8.1. Klingers Auseinandersetzung mit Schopenhauer294
8.2. Aspekte der Philosophie Schopenhauers in „Ein Leben“297
8.2.1. „Verfu¨hrung“: Bejahung des Willens zum Leben301
8.2.2. „Praefacio I“: Schopenhauer und der Su¨ndenfall303
8.2.3. „Rivalen“: Der Kampf um das Weib306
8.2.4. „Untergang“: Der Selbstmord und der Wille zum Leben310
8.2.5. „Christus und die Su¨nderinnen“ und „Leide!“: Klingers Christusbild313
8.2.6. Exkurs: Das Paradies – Ablösung einer alten Weltordnung319
8.2.7. „Ins Nichts zuru¨ck“: Erlösung im Nirwana321
8.3. Resümee324
9. Aufbau und Struktur des Zyklus’330
9.1. Sukzession oder Symmetrie?333
9.2. Der Zyklus als musikalische Poesie338
9.3. Der Zyklus als Capriccio347
9.4. Versuch einer abschließenden Charakterisierung der Zyklusstruktur353
10. Subjektivität und Selbstreflexion356
10.1. Klinger als Freier und Prostituierte – Biografische Selbstreflexion358
10.2. Klinger als Ritter und Werkschöpfer – Künstlerische Selbstreflexion368
11. Zusammenfassung und Resümee376
12 . Literaturverzeichnis388
Abbildungsnachweis406