Spätestens seit 'Aus dem Tagebuch einer Schnecke' taucht Günter Grass als er selbst in seinen Prosatexten auf. Für die Germanisten, die sich mit dem Werk auseinandergesetzt haben, kein Problem - wo in anderen Fällen metonymische Verwechslung attestiert werden muss, wird hier emphatisch davon gesprochen, dass der Erzähler der Autor selbst ist.
Die Irritation über diese unübliche literaturwissenschaftliche Praxis ist Grundantrieb dieser Studie, die erstmals ausführlich bis in die Zeit des Düsseldorfer Kunststudiums zurückgeht, um die Produktionsästhetik des Grassschen Werkes zu analysieren. Dabei zeigt sich, wie untrennbar bei Grass künstlerische Praxis und Lebenserfahrung miteinander verknüpft sind, wie stark die Geschehnisse in seinem Leben den 'widerständigen' Inhalt darstellen, den die künstlerische Form zu fassen versucht. Dieses Verfahren unterscheidet sich von autobiographischem Schreiben, weil die Unterscheidung zwischen Gegenstand und Gestaltung nicht getroffen wird, beide gehen wechselseitig auseinander hervor und beeinflussen sich reziprok.
Und so zeichnet sich ein lebenslanges Erfolgsmodell einer autopoetischen Autorschaft ab: Günter Grass redet mit sich über sich, während er sich selbst dabei zuhört.
Cover 1 Impressum 6 Titel 5 Inhalt 9 Vorwort 11 1. Verhältnis zu Meistern 17 1.1. Otto Pankok 23 1.2. Karl Hartung 50 1.3. Ludwig Gabriel Schrieber 63 2. Zappelndes Turnen an zu großen Geräten 71 2.1. Beritten hin und zurück 79 2.2. Hochwasser 92 2.3. Onkel, Onkel 108 2.4. Noch zehn Minuten bis Buffalo „Meine grüne Wiese“ 2.5. Die bösen Köche 142 2.6. Zweiunddreißig Zähne 167 3. Ich, ausgetauscht gegen mich 189 3.1 Paradoxe Intervention: Die Blechtrommel 198 3.2 Erzählvertrag: Katz und Maus, Unkenrufe 212 3.3 Figuration des Paratextes: Aus dem Tagebuch einer Schnecke, Kopfgeburten oder Die Deutschen s... 228 3.4 Krisenheterotopie und Gebet / Invokation: Die Rättin 238 Verwendete Literatur 251