: Gaan Eisenburger
: Waffen für Teheran Die Geschichte des Noricum-Skandals
: Edition A
: 9783990015001
: 1
: CHF 14.40
:
: Zeitgeschichte (1945 bis 1989)
: German
: 224
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es ist einer der großen Skandale der jüngeren österreichischen Geschichte: Anfang der 1980er-Jahre lieferte das VOEST-Tochterunternehmen Noricum illegal Kanonen an den Iran als Kriegspartei des ersten Golfkriegs. Im Mittelpunkt stand der spätere Hauptangeklagte Gaan Eisenburger. Jetzt erzählt er die wahre Geschichte des Deals und zeichnet dabei ein spannendes Bild von Österreich am Ende der Ära Kreisky und am Beginn einer neuen Zeit. Ein Buch über Schattenmänner, Scheinerschießungen und politische Machenschaften.

Gaan Eisenburger, geboren 1939 in Paris, studierte an der technischen und an der freien Universität Berlin, bevor er nach anderen Tätigkeiten Sales- und Marketingleiter des Waffenproduzenten Noricum wurde. Er war Hauptangeklagter im sogenannten Noricum-Prozess und nach seiner bedingten Verurteilung bis zu seinem Ruhestand Geschäftsfu?hrer einer Firma aus dem Umweltsektor.

FÜNF JAHRE ZUVOR


DAS GESCHÄFT


»Ich weiß schon, meine Damen und Herren, das ist alles sehr kompliziert…«

– Fred Sinowatz, Bundeskanzler, bei seinem Amtsantritt

JORDANIEN, ANFANG 1981


Der Kanadier Gerald Bull entwickelte 1975 in Kanada seine Kanone GC-45, nachdem er bereits für die Amerikaner an einer »Weltraumkanone« gearbeitet hatte, die Satelliten in den Orbit schießen sollte. Das Besondere an der GC-45 war ihre unglaubliche Schussdistanz von mehr als 40 Kilometern. Bull galt als genialer Techniker auf dem Gebiet der Rüstungsindustrie. Keine andere Kanone dieser Zeit konnte diese Distanz erreichen.

In Österreich gibt es keinen Umkreis von vierzig Kilometern, der frei von Städten und Dörfern ist. Man muss schon in die jordanische Wüste fahren, um eineGHN-45 (Gun Howitzer Noricum), die von der österreichischen Firma Noricum modifizierte Version der GC-45, ausprobieren zu können.

Und das war genau, was wir taten.

In dem menschenleeren Gebiet führten wir unser hauseigenes Produkt, die weiterentwickelteGHN-45 Gun Howitzer Noricum, einem interessierten Publikum vor. Und interessiert waren so einige.

In der Wüstenlandschaft, eingeschlossen von Irak und Saudi-Arabien, war jede Explosion meilenweit zu sehen und wir konnten gefahrlos testen.

Beim Abfeuern trieb eine Druckwelle durch den Sand und ließ die wenigen Büsche und Pflanzen erzittern. Das Projektil schoss beinahe lautlos durch die flimmernde Luft nach oben. Dann bildete sich irgendwo in weiter Ferne eine Staubwolke. Das Loch, das durch den Einschlag entstanden war, konnten wir von unserer Position aus bloß erahnen.

Die jordanischen Militärs hatten in vierzig Kilometer Entfernung ein Viereck abgesteckt. Darin stand ein leeres Ölfass. Das war das Ziel.

Ein einzelnes Ölfass in einer genau abgesteckten Zone zu treffen, aus vierzig Kilometer Entfernung, ist so gut wie unmöglich. Das Projektil ist während seines Flugs einigen Einflüssen ausgesetzt, vor allem Wind. Die markierte Stelle sollte dabei helfen, zu bestimmen, wie nahe das Projektil seinem Ziel kommen konnte.

Die Militärs und wir warfen einen Blick auf die Einschlagsstelle. Wo war das Ölfass gewesen? Nach einem Moment wurde uns klar, dass es genau dort gestanden hatte, wo jetzt ein Krater klaffte. Unsere Kanone hatte das Fass genau getroffen. Die Wahrscheinlichkeit dafür war vermutlich so groß wie ein Hole-in-One beim Golf.

Die jordanischen Offiziere wussten genau wie wir, dass es sich dabei um einen unglaublich glücklichen Zufall handelte. Aber das machte es nicht weniger beeindruckend. Und es konnte als gutes Omen aufgefasst werden. Also klopften die Offiziere meinem Kollegen Ellmer und mir auf die Schulter. Es war ein überaus beeindruckender Test.

Auch die Gäste des jordanischen Königs aus Thailand, dem Irak und Saudi-Arabien verfolgten die Demonstration gespannt. Für Ellmer und mich war es die Stunde der Wahrheit. Erst hier, mitten in der jordanischen Wüste, mit allen Verträgen fertig ausgearbeitet, würden wir herausfinden, ob die HN-45 hielt, was wir unseren Kunden versprachen. Und das tat sie.

Unsere belgischen Kollegen, sonst professionell u