Die Salpêtrière also. Wie kann ich die Bilder von diesem Ort aufrufen, der meine Zuflucht hätte sein sollen und sich als Tiefpunkt meiner Höllenfahrt erwiesen hat? Vielleicht der Reihe nach. Kaum hat man mich alleingelassen, gehe ich ins Bad und nehme den Verband um meinen Kopf ab. Ich habe meinen Schädel noch nicht gesehen. Der Mull fällt auf das orangerote Linoleum. Ich schaue auf den Boden. Dann traue ich mich, ich hebe langsam den Kopf, starre in den Spiegel. Meine Haare sind jungenhaft geschoren, es ist fast ein Bürstenschnitt. Die roten Narben im Gesicht sind noch etwas geschwollen, die auf der Kopf haut verschwinden allmählich unter dem dunklen Flaum meiner nachwachsenden Haare. Ich breche zusammen und lasse meinen Tränen freien Lauf. Ich weine wie ein verlassenes kleines Mädchen, ich weine um alles, was nicht zu vermeiden war, ich weine um meinen Bären, um mein verlorenes früheres Gesicht, mein früheres Leben, das sicher auch verloren ist, ich weine um alles, was nie wieder sein wird wie vorher. Ich fahre mit der Hand über meine Haarstoppeln. Bei der Berührung spüre ich dieses komische Kitzeln auf dem Schädel und bekomme Lust, es wieder und wieder zu tun. Ich rufe mich ins Leben zurück. Ich stehe auf, schaue mich noch einmal im Spiegel an, drehe mich um, drücke die Klinke der Badtür herunter und beschließe, dem neuen Krankenhaus mit diesem Gesicht entgegenzutreten.
Da es ein Bär ist, der durch meinen Körper in die Salpêtrière Einzug hält, und zudem noch ein russischer Bär, bringt das Krankenhauspersonal sämtliche Sicherheits- und Vorsorgemaßnahmen zum Einsatz: Ich bin in Quarantäne. Die Grünpflanze und die Kascha von Petropawlowsk sind weit weg, hier versteht man in Sache Hygiene und Sicherheit keinen Spaß. Jedes Mal, wenn die Krankenschwestern mein Zi