: Wolfgang A. Gogolin
: Siebenmal geplagt Französisch von Unten
: Karina Verlag
: 9783985517572
: 1
: CHF 4.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 226
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Arnaud ein idyllisches französisches Fischerdorf in der Normandie. Ein Mordermittler aus Paris hat noch nicht den ersten Mord aufgeklärt, als die blutige Hand das nächste Opfer niederstreckt.Derweil stellt sich die Frage, woher das Geld für den Ausbau des Kindergartens kommen soll. Kann Jesus dabei helfen? Wird der Pfarrer die finsteren Umtriebe Satans verhindern?Mittendrin der verwilderte Kater Merlin, der seine Katzengöttin Isis verärgert und in wenigen Tagen die sieben kätzischen Plagen durchleidet. Wird Isis über den Machokater siegen? Auch die Dorfbewohner um Kater Merlin herum plagen sich mit irdischen wie überirdischen Problemen: Erpressung, Bordellverhältnissen und der Suche nach der wahren Liebe. Wer um himmlische Hilfe bittet, bekommt vielleicht eine Antwort

Wolfgang A. Gogolin, Jahrgang 1957 und von Beruf Rechtspfleger, lebt mit Ehefrau in seiner Heimatstadt Hamburg.Neben einigen Dutzend Veröffentlichungen in Zeitschriften/Anthologien bisher zehn Bücher. Im Sommer 2010 erschien ein Kurzgeschichtenband unter dem Titel Geist der Venus, Anfang 2011 der Roman Schlafen bei Licht.Ende 2013 wurde der Parisroman Dunkles Licht in heller Nacht veröffentlicht, im September 2014 kam es zu einer Neuveröffentlichung vom Geist der Venus. Die Novelle Rotblaue Nelken erschien Mitte 2017, gefolgt vom Roman Das Vermächtnis der verlorenen Zeit im April 2018.2020 wurde das neueste Werk des Autors, Leben mal sieben Teil1 der Trilogie Französisch von unten, erschienen 2019 im Karina-Verlag, mit dem Award Best Author prämiert.Als überzeugter Gourmet schreibt Gogolin regelmäßig Kochbuchbesprechungen für Verlage sowie Restaurantkritiken auf genussgenie.de.

KAPITEL 4


 

Freitag

 

Eine regenreiche Nacht lag hinter Arnaud. Kurz nach Mitternacht gab der Kreislauf des Wassers dicke Feuchtfäden ab und bildete ein Delta von Pfützen zwischen glänzenden Pflastersteinen. Geruch von durchtränkter Erde verbreitete sich. Dafür gab es keinen Frühnebel, es war sturmfrei und die Temperatur mutete mild an. Ein guter Tausch. Gegen fünf Uhr früh hörte der Landregen auf. Arnaud trocknete allmählich und das Leben der Emsigen erwachte: Wecktöne, erste Lichter in den Häusern, Duft von Kaffee drang durch die geöffneten Fenster. Nichts trübte das morgendliche Einerlei und das für den Abend angekündigte Gewitterband lag noch weit entfernt. Kaum ein Frühaufsteher scherte sich darum. Warum auch? Was Auge und Ohr nicht nah, machte das Herz nicht weh.

Anders sah es beim abbruchreifen Haus aus, das in der Nähe des Rathauses in einem verwunschenen Garten stand. Das marode Haus freute sich auf den Abend. Abgestorbene Kamillenblüten, tote Rosenstöcke und ein blau-lila blühender Eisenhut bildeten eine düstere Einheit rund um das Haus, das von den Arnaudern schon fast vergessen war. Eine fette Henne strömte Süße aus. Morgenfleißig und anspruchslos hatte die Pflanze mit den kräftigen Dolden, die nichts mit dem gemeinen Federvieh zu tun hatte, eine freundliche Farbe aufgelegt, die zwischen Rosarot und Altrosé schwankte. Das Feinstöffliche der fetten Henne, die dicht am verfallenen Haus stand, fühlte schon die Besonderheit des kommenden Abends. Um sich einzustimmen, straffte sie ihr Blütenkleid. Auch die Glocken des Eisenhuts hatten die Ahnung einer außergewöhnliche Dämmerung und hielten mit. Blau-lilafarbenes Leuchten für das Geschehen. Bedeutungsvoll für ein Kraut, das sich auch Satanskraut nennt und Atemlähmung bringt.

 

Juste Simons Gemütslage war nicht unter feinstöfflich zu verbuchen. Vielmehr hatte der Stadtbuchhalter eine schwere Nacht hinter sich und der Kopf kreiste immer noch um das Thema Beziehungskrise. Im Schlafzimmer des Backsteinhauses hatte die Nacht hindurch das Licht gebrannt. Er war allein. Juste Simon ließ kurz im Denken locker, erhob sich, blieb auf der Bettkante sitzen und nahm sich wahr. Eindeutig: Er war in der Nacht geschreddert worden. Für dieses Empfinden gab es keine andere Erklärung. Sämtliche Knochen taten ihm weh, der Kopf schmerzte, er sah Sterne vor den Augen und die Tränensäcke spannten. Konnte man in nur einer Nacht um zehn Jahre altern? Juste Simon blieb vorsichtshalber auf der Bettkante sitzen und kaute erneut die Frage durch, warum Blanche ihn nicht wollte. Er rieb sich über das Gesicht. Bedingungslos lieben? Wie kam sie darauf, dass Liebe so sein konnte? Nichts im Leben ist bedingungslos, nicht einmal das Leben selbst. Essen, Trinken, Atmen sind notwendig für jeden Lebensfunken. Und Liebe? Selbst derjenige, der nichts fordert, stellt Ansprüche.

Juste stöhnte. Er sah Blanche direkt vor Augen. Zum Greifen nah: Die Frau, die er für den Rest des Lebens wollte. Er mochte alles an ihr. Das Lachen, den verrückten Bienenkorb, den sie zuweilen trug, ihr grenzenloses Herz und die Wärme, die sie verströmte. All das wollte er. Tag für Tag, Jahr für Jahr, bis in die Ewigkeit. Waren Katholiken Spaßverderber? Sahen sie alles zu eng? Nein! Juste schüttelte den Kopf. Katholiken konnten schon freudig sein, trotz aller Festigkeit. Wenn man sie ließ. Er schnaufte. Kein Mensch konnte etwas für seine Grundwerte!

Grundwerte?, krähte es aus dem Untergrund.Was für ein Quasselmist. Natürlich sind Katholiken Spaßbremsen. Was sonst? Oder hast du schon mal eine fröhliche Kreuzigung gesehen? Sag es mir: Hast du das? Hach … Immer schön fröhlich sein, meine Süßen, für jeden ist ein Kreuzchen da …

»Wie redest du mit mir?«, schrie Juste und es war noch nicht einmal ein Schmetterling in der Nähe. »Was hat Kreuzigung mit der Liebe zu tun, die ich für Blanche empf