: S. A. Cosby
: Blacktop Wasteland Kriminalroman
: ars vivendi
: 9783747202210
: 1
: CHF 14.40
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Beauregard 'Bug' Montage ist ein ehrlicher Automechaniker und liebender Familienmensch. Außerdem ist er von North Carolina bis Florida als bester Fluchtwagenfahrer der gesamten Ostküste bekannt. Bug saß aber lange genug im Gefängnis und weiß, dass er als Krimineller keine Zukunft hat. Als jedoch sein behutsam aufgebautes Familien- und Berufsleben aus finanziellen Gründen in Gefahr gerät, findet er sich schnell auf der schiefen Bahn wieder. Bei einem Banküberfall setzt er sich noch einmal hinters Steuer, weil er keine andere Wahl zu haben scheint, doch die Sache geht fürchterlich schief - und bald hat Bug nicht nur die Polizei im Nacken, sondern auch Gegner, die völlig unberechenbar sind ...

S. A. Cosby ist Schriftsteller und leidenschaftlicher Schachspieler und lebt im US-Bundesstaat Virginia. 2019 gewann er den Anthony Award für die beste Kurzgeschichte. Blacktop Wasteland ist sein erster Roman in deutscher Übersetzung.

 

1

Shepherd’s Corner, Virginia, 2012

 

Beauregard fand, dass der Nachthimmel wie ein Gemälde aussah. Lachen erfüllte die Luft, nur um sogleich von einer Kakofonie aufheulender Motoren übertönt zu werden, als der Mond hinter den Wolken hervorglitt. Der Bass des Soundsystems einer in der Nähe stehenden Chevelle schlug ihm so kräftig auf die Brust, als würde jemand eine Herzmassage bei ihm durchführen. Vor dem alten Mini-Markt parkten ungefähr ein Dutzend weitere Klassiker ohne erkennbares Muster: ein Maverick, zwei Impalas, mehrere Camaros und fünf oder sechs andere Exemplare aus der Blütezeit amerikanischer Muscle-Cars. Der Geruch von Benzin und Öl hing in der kühlen Luft. Und dann war da noch der schwere, beißende Gestank von Auspuffgasen und verbranntem Gummi. Ein Chor aus Grillen und Nachtschwalben versuchte vergeblich, sich Gehör zu verschaffen. Beauregard schloss die Augen und lauschte. Er konnte sie hören, aber nur so gerade eben. Sie schrien nach Liebe. Auch eine Menge Menschen verbrachten damit einen Großteil ihres Lebens, überlegte er.

Der Wind packte das Schild, das über seinem Kopf an der Querstange eines sechs Meter in die Höhe ragenden Pfostens hing. Es quietschte, als es in der Brise vor- und zurückschwang.Carter Speede Mart verkündete das Schild in großen schwarzen Buchstaben auf weißem Untergrund. An manchen Stellen war es bereits vergilbt. Die Buchstaben waren rissig und verschlissen. Die billige Farbe blätterte ab wie vertrocknete Haut. Das zweite E aus dem WortSpeedee war verschwunden. Beauregard fragte sich, was wohl aus Carter geworden war. Er fragte sich, ob auch er verschwunden war.

»Von euch Wichsern kann keiner gegen den legendären Olds anstinken! Eigentlich könnt ihr auch gleich nach Hause zu euren hässlichen Weibern abzwitschern. Wenn ihr Glück habt, kriegt ihr die Alte noch flachgelegt. Echt jetzt, gegen den legendären Olds habt ihr keine Chance! Der Wagen ist ratzfatz von null auf hundert. Fünfhundert Dollar, von einer Linie zur anderen. Ihr seid alle verdammt still. Kommt schon, der Olds hat schon viele Jungs nass gemacht. Mit dem Olds hab ich schon mehr Bullen abgehängt als die Duke Boys!«, krähte ein Typ namens Warren Crocker, der um seinen 76er Oldsmobile Cutlass stolzierte. Es war ein schönes Auto. Dunkelgrüne Karosse mit verchromten Mag-Felgen und Chrom-Zierleisten, die sich wie ein flüssiger Blitz über seine Oberfläche legten. Getönte Scheiben undLed-Lampen verliehen ihm ein ätherisch-bläuliches Schimmern wie bei einer biolumineszierenden Meereskreatur.

Beauregard lehnte an seinem Duster, während sich Warren über die Unbesiegbarkeit des Oldsmobile ausließ. Er ließ ihn reden. Gerede hatte nichts zu bedeuten. Gerede fuhr kein Auto. Gerede war nur Lärm. Er hatte tausend Dollar in der Tasche. Das war alles, was von den letzten beiden Wochen in der Werkstatt übrig geblieben war, nachdem die meisten R