: Peter Rosei
: Wer war Edgar Allan?
: Residenz Verlag
: 9783701746552
: 1
: CHF 10.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Residenz classic 'Wer war Edgar Allan?' war Peter Roseis erster Erfolgsroman: ein abgründiges Vexierspiel, eine rauschhafte Hommage an ein spätherbstliches Venedig und an Poe, den Meister des doppelbödigen Erzählens. 1977 erschienen, 1984 kongenial von Michael Haneke verfilmt, verbindet 'Wer war Edgar Allan?' halluzinatorische Delirien mit präziser gesellschaftlicher Diagnose. Ein rauschgiftsüchtiger Student stromert durch Venedig, eine zwielichtige Contessa stürzt vom Dachgarten ihres Palazzo, ein Drogen-Syndikat herrscht geheimnisvoll im Hintergrund, und ein mysteriöser Herr namens Edgar Allan scheint viele dunkle Fäden zu ziehen. Die Neuauflage greift das Kult-Cover von Walter Pichler auf und macht einen Klassiker der Nachkriegsliteratur wieder für ein breites Lesepublikum zugänglich!

Peter Rosei, geboren 1946 in Wien. 1968 promovierte er zum Doktor der Rechtswissenschaften. Seit 1972 lebt er als freier Schriftsteller in Wien und auf Reisen. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. Franz-Kafka-Preis 1993, Anton-Wildgans-Preis 1999, Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 2006, Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien 2007 und Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 2016. Zuletzt erschienen: 'Die Wiener Dateien' (5 Bände im Schuber, 2016), 'Karst' (2018), 'Die große Straße' (2019), 'Das Märchen vom Glück' (2021).

UNTER DEN BEKANNTSCHAFTEN, die ich im Lauf meines Lebens machte, ist es besonders eine, die mir immer wieder in den Sinn kommt und mich beschäftigt. Der Mann, um den es sich dabei handelt, war Amerikaner, hatte, so erzählte er zumindest, viele Jahre in der US-Handelsmarine Dienst getan, ehe er, durch die lange Abwesenheit ohnehin seinem Herkommen entfremdet, in Europa ansässig geworden war. Bevor ich mich des Weiteren über den Mann und seine Geschichte verbreite, möchte ich doch erwähnen, dass mir heute, wo das alles lange zurückliegt, jener vergangene Lebensabschnitt selbst als verworren und undurchsichtig erscheint.

Gleich jetzt möchte ich mich zur Methode meiner Aufzeichnungen äußern: An Material lagen mir ein Packen von tagebuchartigen Notizen einerseits, sowie Bruchstücke meiner damaligen schriftstellerischen Versuche andererseits vor; dazu verschiedene Papiere, wie Briefe, Bankquittungen etc.

Soweit es mir möglich war, habe ich diese Materialien bloß als Grundlage für eine durchgängige Schilderung der Ereignisse benutzt. Dazu sah ich mich allein schon deshalb gezwungen, weil die genannten Zeugnisse lückenhaft sind und eine einfache chronologische Anordnung ein höchst unvollständiges Bild ergeben hätte. Primär mag es also die Forderung nach Übersichtlichkeit gewesen sein, die mich zu meinem Vorgehen bewog; dass nebenher eine Art von künstlerischem Ehrgeiz wirkte, will ich nicht ausschließen.

An manchen Stellen fügte ich das authentische Material ohne jede Abänderung in meine Erzählung ein. Das geschah dort, wo seine Aussagekraft durch eine Nachkonstruktion schwerlich zu erreichen gewesen wäre. Ideal ist diese Lösung gewiss nicht; aber es ist müßig, jetzt über ihren Wert oder Unwert zu räsonieren.

Zu der Zeit, in die die in Rede stehenden Ereignisse fallen, war i