10 JAHRE SPÄTER
Ich arbeite nicht mehr bei McDonald’s, esse aber noch immer Fast Food und wiege 96 Kilo. Es sind besonders zähe 96 Kilo. Sie haben sich allen meinen Diäten erfolgreich widersetzt.
Ich fing erst nach meinem Wechsel weg vonMcDonald’s an nachzudenken. Wir haben Generationen geprägt, aber wie? Mit welchen Folgen? Ich konnte das an mir selbst ermessen. Ich war beiMcDonald’s fast schon so etwas wie ein Fast-Food-Heavy-User geworden und geblieben. Inzwischen wog ich 96 Kilo, und ich war bei weitem keine 2,30 Meter groß, die das gerechtfertigt hätten. Ein Leben am Schreibtisch, im Auto und inMcDonald’s-Restaurants hinterließ seine Spuren.
Ich hatte mich alsMcDonald’s-Manager gewissermaßen auch selbst geprägt. Da ein Hamburger, dort einige Pommes oder Chicken McNuggets. So ging das die ganze Zeit und es endete nicht nach der Auflösung meines Dienstvertrages. Ich hatte mich beruflich von dem Unternehmen befreit, saß aber weiterhin in derMcDonald’s-Falle. Mir ging es wie den Wirten, die sich irgendwann die Selbstdiagnose »Trinker« stellen müssen.I didn’t love it.
Ich wusste, dass ich etwas ändern musste. Ich wollte nicht noch mehr in die Breite gehen und beim Stiegensteigen irgendwann nach zehn Stufen außer Atem sein. Der naheliegende Ausweg lautete: Verzicht auf Fast Food. Das kann ja nicht so schwer sein, dachte ich. Gerade ich hätte es besser wissen müssen.
IN DER FALLE
Fast Food macht einfach Spaß, aber in der Version der Fast-Food-Industrie eben auch süchtig. Ein Bekannter, der nach seiner Hochzeit sein Konsumverhalten gründlich änderte, erzählte mir, dass diszipliniert essen zu lernen für ihn viel schwerer war, als mit dem Rauchen und Trinken aufzuhören. Ich kann nur sagen: Mit Fast Food wieder aufzuhören ist das Allerschwerste.
Wie hätte es auch anders sein können? Milliardenschwere Fast-Food-Konzerne stecken wahrscheinlich mehr Geld in die Erforschung des Suchtfaktors ihrer Nahrungsmittel als dieNASA in die Raumfahrt und das zeigt Wirkung. Umso mehr, als sie sich dabei nicht der natürlichen Ressourcen am Nahrungsmittelsektor bedienen müssen.
Sie entwickeln ihre Nahrungsmittel vielmehr in Labors mit Forscherteams, die das gesamte Wissen über anorganische und organische Chemie, den menschlichen Körper und den menschlichen Geist anwenden, um möglichst viele Menschen nach Burgern, Pommes und Nuggets süchtig zu machen. Was kann dem ein kleines Individuum, das in ihrer Maschinerie gefangen ist, entgegensetzen? In die Erforschung von Fast-Food-Entziehungskuren fließt jedenfalls kein Geld.
PERFEKTE SUCHT-MASCHINE
Wie diese Maschinerie funktioniert, wird jedes Jahr deutlicher. Es geht um standardisiertes Essen für standardisierte Kunden. Immer gleich, immer berechenbar, schnell erreichbar, schnell zubereitet und noch schneller serviert. Sogar die Kommunikation ist standardisiert. Die Worte, die Mitarbeiter der Restaurants zu uns sagen, kommen aus Chicago.
Die Digitalisierung perfektioniert das G