: David Peace
: Tokio, besetzte Stadt Roman
: Verlagsbuchhandlung Liebeskind
: 9783954381326
: 1
: CHF 8.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Tokio, 1948: In den Ruinen der kriegsversehrten Stadt beginnt der Wiederaufbau, doch es herrschen immer noch Korruption und Gewalt. Die Menschen kämpfen ums Überleben, schuldbeladen und gedemütigt von der amerikanischen Besatzungsmacht. An einem kalten Tag im Januar betritt ein Mann die Zweigstelle der Teikoku Bank im Viertel Shiinamachi. Er weist sich als Amtsarzt aus und erklärt dem stellvertretenden Filialleiter, dass es in der Nachbarschaft einen Fall von Ruhr gegeben habe und er vom Gesundheitsministerium beauftragt worden sei, alle Mitarbeiter zu impfen. Die sechzehn anwesenden Bankangestellten folgen seinen Anweisungen und trinken die verabreichte Flüssigkeit. Zwölf von ihnen sterben sofort, die anderen vier werden bewusstlos. Der Mann raubt nur einen Teil der Geldvorräte und verschwindet spurlos. Es beginnt die größte Verbrecherjagd in der Geschichte Japans.

David Peace wurde 1967 in Yorkshire geboren. Für sein Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem James Tait Black Memorial Prize, dem Grand Prix du Roman Noir und zwei Mal mit dem Deutschen Krimi Preis. Er wurde als einziger Krimischriftsteller in die renommierte 'Granta's List of Best Young British Novelists' aufgenommen. David Peace lebt mit seiner Familie in Tokio.

DIE ERSTE KERZE


Aussage der WeinendenOpfer


Wegen dir ist die Stadt ein Sarg. Im Schnee. Hinten auf einem Laster. Vor der Bank. Im Eisregen. Unter der schweren, feuchten Plane. Durch die Straßen. Im Regen. Zum Krankenhaus. Ins Leichenschauhaus. Im Eisregen. Zur Leichenhalle. Zum Tempel. Im Schnee. Zum Krematorium. Zu Erde und Himmel.

In unseren zwölf billigen Holzsärgen …

In diesen zwölf billigen Holzsärgen liegen wir. Aber wir liegen nicht erstarrt da. Wir kämpfen in diesen zwölf billigen Holzsärgen. Nicht in der Dunkelheit, nicht im Licht; wir kämpfen im Grau; denn hier ist alles grau, hier gibt es nur Kampf.

An diesem grauen Ort,

der kein Ort ist,

kämpfen wir ununterbrochen, schon immer, schon lange …

An diesem Ort, Nichtort, zwischen zwei Orten. Wo wir einst waren, wo wir sein werden …

Die tödlich Lebenden,

die lebendigen Toten …

Zwischen diesen zwei Orten, zwischen diesen beiden Städten:

Zwischen der besetzten Stadt und der toten Stadt leben wir, zwischen der verwirrten und der posthumen Stadt.

Hier leben wir in der Erde, bei den Würmern,

am Himmel, bei den Fliegen, wir, die wir nicht mehr im Dasein beheimatet sind. Jenseits von Verlust fallen Vogelschwärme vom Himmel und lassen ihre blutigen Federn und abgerissenen Flügel auf uns herabregnen.Aber wir hören dich immer noch. Wir, die wir nun im Nichts beheimatet sind. Jenseits von Verlust springen Fischschwärme aus dem Meer und lassen ihre blutigen Eingeweide und abgerissenen Köpfe auf uns herabfallen.Wir sehen dich immer noch. Wir wollen wieder atmen, aber das können wir nie mehr. Jenseits von Verlust stürmen Viehherd