Im Leben kommt es nicht darauf an, ein gutes Blatt in der Hand zu haben, sondern mit schlechten Karten gut zu spielen.
– Robert Louis Stevenson
Gezeugt wurde ich in einer Skihütte im Urlaub – falls du es genau wissen möchtest. Aber davon ahnte meine 32-jährige Mutter Astrid noch nichts, als sie am nächsten Tag gemeinsam mit meinem Vater Torsten fröhlich durch den Schnee stapfte und sich nachts mit ihm in der rot-weiß karierten Bettwäsche im rustikalen Kiefernholzbett wälzte. Sie hatte keine Ahnung, dass ihr großer Traum, endlich ein kleines Mädchen zu bekommen, sich bald erfüllen würde.
Zuerst hielt meine Mama die Symptome der Schwangerschaft tatsächlich für ein Magengeschwür. Der Arzt hingegen dachte, ich sei eine Lungenentzündung. Und dafür gab er meiner Mutter auch die entsprechenden Medikamente, die natürlich nicht wirkten. Als sie wenige Tage später mit den gleichen Beschwerden – Magenschmerzen und Übelkeit – wieder bei ihm im Sprechzimmer saß, schaute er sie mit großen Augen an – und gab ihr eine Überweisung zum Frauenarzt. »Herzlichen Glückwunsch, Frau Bachmann, Sie sind in der neunten Woche schwanger«, erklärte dieser ein paar Tage später lächelnd. Noch heute erinnert sich meine Mama gern an diesen frohen Moment: »Ich konnte mein Glück kaum fassen und es überhaupt nicht erwarten, nach Hause zu kommen, um es deinem Papa zu erzählen!« Der machte sich vor Freude erst mal ein Bierchen auf. Als dann noch Mandy, die beste Freundin meiner Mutter, zu Besuch kam, war das Glück perfekt. Stolz legte meine Mama das Ultraschallbild, auf dem ich als Minipünktchen zu sehen war, auf den Küchentisch. Und große Überraschung! Mandy fing an zu kichern und legte ein Ultraschallbild daneben, denn sie hatte tatsächlich am gleichen Tag von ihrer Schwangerschaft erfahren. Ja, da war die Freude groß!
Bei einer Ultraschalluntersuchung in der zwanzigsten Schwangerschaftswoche gab ich mein erstes deutliches Lebenszeichen von mir: Ich – damals noch ein alienartiges Miniwesen – hatte den einen Daumen im Mund und winkte mit der anderen Hand meiner Oma Ursula zu, die neben meiner aufgeregten Mama im Sprechzimmer des Frauenarztes saß. Das hat meine Oma sich zumindest erfolgreich so eingeredet. Ihr Herz ging auf – sie konnte es kaum erwarten, mich kennenzulernen. Auch mein sechsjähriger Bruder David freute sich riesig auf sein Geschwisterchen. Endlich jemand, mit dem er Lego spielen konnte! »Yippie, ich bekomme eine Schwester! Wann kommt sie denn nun?«, löcherte er meine Mama unentwegt. Ein paar Monate musste er aber noch warten.
Meine Mutter nahm in ihrer Schwangerschaft mit mir satte dreißig Kilogramm zu, was daran liegen könnte, dass sie in dieser Zeit am liebsten MAOAMs gefuttert hat. Ansonsten ging es ihr – bis auf die normale Übelkeit in den ersten Monaten – prächtig. Am 11. Oktober dann machte ich mich auf den Weg. Scheinbar habe ich unterwegs ganz schön getrödelt, denn meine Geburt hat insgesamt dreißig Stunden gedauert. Dafür hat meine Mama heute eine einfache Erklärung: »Mein Sonnenschein hatte offenbar noch viel zu tun, um auch ja die Schönste zu sein, wenn sie dann endlich auf die Welt kam.« Woran sich meine Mutter außerdem gern erinnert, ist, dass sich ihre Freundin Mandy – selbst noch kugelrund und kaum bewegungsfähig – mit einer Babybadewanne als Geschenk in den Kreißsaal schob.
Zur Welt kam ich schließlich an einem kalten Dienstag, den 12. Oktober 1993, in Freudenstadt. Das