: Are Kalvø
: Ab in den Süden! Mein Selbstversuch, Cluburlaub und Pauschalsonne lieben zu lernen
: DuMont Reiseverlag
: 9783616491202
: DuMont Welt - Menschen - Reisen E-Book
: 1
: CHF 11.60
:
: Europa
: German
: 260
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Das E-Book basiert auf: 1. Auflage 2020, Dumont Reiseverlag

Sonne und Meer, freundliche, entspannte Einheimische, mediterrane Traditionen - wer träumt nicht von einem Urlaub mit diesen Zutaten? Jeder wahrscheinlich, auße Are Kalvø! Den Versprechungen der Reisekataloge misstraut der norwegische Comedian genauso wie den verklärten Erzählungen von Urlaubsheimkehrern. Ein Selbstversuch soll helfen, die Süden-Sehnsucht zu verstehen: Auf Mallorca mischt er sich unter feucht-fröhliche Pauschaltouristen, in Griechenland begibt er sich auf die Suche nach unverfälschter Ursprünglichkeit.

  • einster norwegischer Humor
  • DIE Lektüre für die Sonnenliege daheim
  • Vom Erfolgsautor  von 'Frei.Luft.Hölle'

Tipp: Setzen Sie Ihre persönlichen Lesezeichen an den interessanten Stellen und machen Sie sich Notizen... und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche!



<p><strong>Are Kalvø</strong> ist einer der führenden norwegischen Komiker und Satiriker. Er macht Stand-Up seit über 25 Jahren. Er hat auch Musicals, Revuen, eine Oper und elf Bücher zu verschiedenen Themen wie Religion, Politik, Fußball und Zeitnutzung geschrieben. Das hat ihm ein großes Publikum, viel Lob, viele Preise und ein paar Schimpfwörter eingebracht. Kalvø schreibt oft über Dinge, die er nicht so gut kennt.</p>

Der Süden ist ein anderer Ort

1 Beim Lesen von Süden-Reisekatalogen fällt mir auf, dass viele der darin beschriebenen Reiseziele große Ähnlichkeiten mit der Kleinstadt Moltustranda an der norwegischen Westküste haben.

In solchen Reisekatalogen werden griechische Urlaubsorte beispielsweise so beschrieben: »Das kleine Fischerdorf Spinatos besticht durch seine idyllische Lage weit draußen am Meer. Hier hat man es nicht eilig. Hier scheint die Zeit stillzustehen.«

Auch Moltustranda liegt weit draußen am Meer. Man hat es dort definitiv nicht eilig, und ich kenne etliche Leute, die der Meinung sind, in Moltustranda stehe die Zeit still, und zwar schon lange.

Aber keiner käme deshalb auf die Idee, den Familienurlaub oder seine Flitterwochen dort zu verbringen.

Nicht, dass ich etwas gegen Moltustranda hätte. Ganz und gar nicht. Ich kenne sogar ein paar nette Menschen, die aus Moltustranda kommen. Nur ist es eben kein Ort, wo man seinen Urlaub verbringt. Natürlich hängt das mit dem Klima zusammen, mit der geringen Anzahl an Übernachtungsmöglichkeiten und mit Moltustrandas eher begrenztem Gastronomieangebot. In erster Linie aber hat es damit zu tun, dass der Süden ein komplett anderer Ort ist. Ein Ort, an dem ganz andere Regeln gelten als zu Hause, wo ganz andere Dinge als romantisch, exotisch und idyllisch erlebt werden.

Fisch zum Beispiel.

Sprich mehrmals nacheinander das Wort »Fisch« aus.

Fisch Fisch Fisch Fisch.

Was du hörst, ist nicht der Klang von Urlaub. Du hörst nicht den Klang von etwas Exotischem oder Idyllischem. Was du hörst, ist das Gegenteil von Urlaub. Das Gegenteil von Freiheit, Luxus, Partystimmung und Gemütlichkeit.

Fisch Fisch Fisch Fisch.

Prickelnde Spannung, Verliebtheit und flimmernde Hitze klingen anders. Das ist nicht der Klang von sorglosen Tagen, späten Abenden und Wellenrauschen am Sandstrand.

Bei Fisch denkt man nicht an Urlaub. Man denkt nicht einmal an Wochenende. Fisch ist Dienstag. Fisch ist Schulmensa. Fisch ist vernünftig. Fisch ist gut für dich. Fisch, das ist der Klang, der Geschmack und der Geruch von Alltag, an dem es nichts im Fernsehen gibt und nichts zu tun und nichts, worauf man sich freuen kann, und nichts Interessantes zum Abendessen.

Und Fischer?

Sprich das Wort »Fischer« aus, und du denkst an harte Arbeit, hohe See, Fangquoten, leergefischte Meere, geringe Einkünfte und an kleine Küstenorte ohne Supermarkt und ohne Friseur, die von Landflucht bedroht sind. Du denkst an deftigen Humor, aber nicht an Romantik am Strand. Und ganz bestimmt nicht an Sommer und Sonne, ja nicht einmal an gutes Wetter, sondern nur an stinknormales Sauwetter.

Aber wenn du das Wort »Fisch« oder »Fischer« in einem Süden-Katalog liest, denkst du an herrliche Strände, an Ruhe und Entspannung, an paradiesische Kleinstädte mit freundlichen alten sonnengebräunten Menschen in weißen Steinhäusern.

»Fischerdorf« ist eins von diesen Wörtern, die plötzlich etwas Faszinierendes und Romantisches bekommen, wenn es um den Süden geht. Und zwarnur dann. Auch Moltustranda ist ein Fischerdorf. Aber niemand findet Moltustranda faszinierend.

Wann hast du zuletzt an einem Samstagabend zu Hause gesessen und dich gelangweilt, um dich dann zu deiner Liebsten umzudrehen und zu sagen: »Weißt du was, Schatz, lass uns mal einen Fischer besuchen«?

Im Süden wäre das ein ganz normaler Vorschlag. In seinem Katalog für die Kanarischen Inseln lockt ein Reiseveranstalter die Urlauber mit folgendem Angebot:

»Wir besuchen eine sympathische und ganz typische Fischerfamilie. Es wird ein unvergesslicher Abend am Strand bei der Fischerhütte. Die Frau des Fischers bereitet eine landestypische Spezialität zu: Paella und einen herrlichen Salat. Dazu trinken wir Rosé. Zum Tanz wird Kaffee mit Cognac serviert.«

Noch besser, als am Abend einen Fisch