: Franz Werfel
: Stern der Ungeborenen. Ein Reiseroman
: SAGA Egmont
: 9788726482362
: 1
: CHF 17.90
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: Science Fiction
: German
: 710
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Science-Fiction-Roman aus dem Jahr 1946, der immer noch aktuell ist: Dieser von Franz Werfel zwei Tage vor seinem Tod abgeschlossene Reiseroman vereint Traumsequenzen und Utopien auf magische Art und Weise. In der Struktur an Dantes 'Göttlicher Komödie' orientiert und in drei Teile aufgeteilt, begleitet der Roman den Reisenden F. W. und dessen wiedererstandenen Freund B. H. im Jahr 1943 auf ihre dreitätige Zukunftsreise, in der die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen.-

Franz Werfel (1890-1945) war ein österreichischer Schriftsteller, der als Kind einer deutschböhmischen Familie in Prag geboren wurde. Aufgrund seines jüdischen Hintergrunds lebte er ab 1938 in verschiedenen Ländern im Exil und verbrachte seine letzten Jahre in Los Angeles. Er gilt als wichtiger Vertreter des lyrischen Expressionismus.

ERSTES KAPITEL


Worin sich ein Vorwort verbirgt, das, wie so oft, nur eine Ausrede ist.

DIES HIER ist ein erstes Kapitel, welches verhindern soll, daß vorliegendes Werkchen mit einem Zweiten Kapitel beginne. Dem Entschlusse, auf das Anfangsblatt eines Romans setzen zu lassen: „Zweites Kapitel“ stand nichts andres im Wege als der Ordnungssinn des Verlegers, die bekannte Entdeckerlust des lesenden Publikums an faustdicken Druckfehlern und endlich die Originalitätssucht des Verfassers, der befürchtete, irgendein Kollege aus der foppfreudigen Epoche der Romantik habe gewiß schon einmal eines seiner verwilderten Werke mit dem Zweiten Kapitel eröffnet. Fangen wir darum mit dem Ersten Kapitel an, so überflüssig dasselbe für den Gang der Handlung oder, genauer gesagt, Forschung auch sein mag. Da es sich um eine Art von Reisebericht handelt, fühle ich die Verpflichtung, den Helden, oder bescheidener, den Mittelpunkt der hier geschilderten Begebenheiten vorzustellen. Es ist einmal die Schwäche dieser literarischen Form, daß in ihr das Auge, das sieht, das Ohr, das hört, der Geist, der begreift, die Stimme, die berichtet, das Ich, das in viele Abenteuer verwickelt wird, den Mittelpunkt bilden, um den sich alles im wörtlichen Sinne „dreht“. Dieser Mittelpunkt, der aufrichtigerweise F.W. benannt ist, bin leider ich selbst. Ich hätte es aus angeborener Unlust, in Schwierigkeiten zu geraten, lieber vermieden, auf diesen Blättern ich selbst zu sein, aber es war nicht nur der natürliche, sondern der einzige Weg, und ich konnte leider keinen „Er“ finden, der mir zulänglicherweise die Last des „Ich“ abgenommen hätte. So ist also das Ich in dieser Geschichte ebensowenig ein trügerisches, romanhaftes, angenommenes, fiktives Ich wie diese Geschichte selbst eine bloße Ausgeburt spekulierender Einbildungskraft ist. Sie hat sich mir, wie ich gestehn muß, wider Willen begeben. Ohne vorher im geringsten benachrichtigt oder ausgerüstet zu sein, wurde ich, gegen alle sonstige Gepflogenheit als Forschungsreisender ausgesandt, eines Nachts. Was ich erlebte, habe ich wirklich erlebt. Ich bin gerne bereit, mit jedem philosophisch gewandten Leser eine ehrliche Diskussion über dieses Wörtchen „wirklich“ abzuführen, und ich maße mir an, auf jeden Fall recht zu behalten.

Während ich dies niederschreibe, lebe ich noch immer und schon wieder. Genau in dem Raume zwischen diesem „Noch immer“ und „Schon wieder“ liegt die Welt meiner Entdeckungsreise oder Forscherfahrt, die ich als Unwissender, ja als widerstrebender Tourist begann, um sie, wie ich hoffe, als scharfer Beobachter mit einigen neuen und sicheren Erkenntnissen im Sack zu beenden. Es wäre zweifellos ein Fehler des Lesers, das Buch scho