1. Kapitel
Major von Pfahl lachte nur mehr selten, und wenn er einmal lachte, so war es kein Lachen, das wohltat, ihm nicht, seiner Frau nicht und auch dem langen Jungen, seinem Sohn nicht. Es war Hans-Joachim am liebsten, wenn er seinem Vater ausreichen konnte. Der fand immer zu tadeln: „Halte dich besser! Aufrecht! Kopf hoch, Brust raus! Im Turnen auch miserabel — kein Elan, kein Schwung. Niemals kämst du nur mit einem Handaufstützen in den Sattel.“
Die Mutter fand nicht, dass Hans-Joachim schlecht turnte; da der Turnplatz öffentlich war, hatte sie auch einmal von fern zugesehen. Von all den jungen schlanken Turnern gefiel er ihr am besten. Welchen Schwung hatte er am Reck, die grosse Welle war ihm ein Garnichts. Und beim Springen! Vier Schüler stellten sich nebeneinander, die Rücken gebeugt, er nahm keinen Anlauf, er sprang aus dem Stand über sie weg. Ach, ihr schöner frischer Junge! Sie sah oft voll stumm besorgter Zärtlichkeit in sein Gesicht; es war ihr manches Mal, als hätten sie ihm etwas abzubitten, sie und ihr Mann. Denn dem Major von Pfahl, einstmals im Kadettenkorps erzogen, erschien solche Erziehung als die einzig erspriessliche und zum Mann machende; er empfand es wie einen unersetzlichen Verlust, dass sein Sohn die nun nicht haben konnte. Aber Krieg verloren, Deutschland Republik — alles verloren — er selber verabschiedet ohne höhere Charge. Ein paar Orden, die jetzt nichts mehr bedeuteten, und eine Pension, die knapp war. Die Reichswehr hätte ihn vielleicht übernommen: tüchtiger Offizier, noch nicht zu alt. Aber er würde doch nicht in eine Armee eintreten, die den Treueid nicht mehr dem angestammten Herrscherhaus leistete — einem Haufen von Revolutionären, niemals! Grollend zog er sich in Untätigkeit zurück.
Mochte seine Frau zusehen, wie sie mit dem, was er ihr wöchentlich gab, auskam. Von dem, was er für sich zurückbehielt, sparte er: erstens für eine standesgemässe Beisetzung mit allem Drum-und-Dran, und zweitens für seinen Sohn. Wenigstens ein untergeordneter Kommis sollte der nicht zu werden brauchen. Er bemühte sich, dem Jungen immer wieder und wieder klarzumachen und zu beweisen, wie unhaltbar die jetzige Neuordnung der Republik sei. Er verlor sich dabei in bittere Ausfälle und verdüsterte Grübeleien und bemerkte weder die verlegene Miene und die unruhigen Blicke seiner Frau, noch die gesenkte Kopfhaltung und die Stummheit des Sohnes.
Mag er sich nur einmal recht ausschimpfen, dachte Hans-Joachim. Von seinem Standpunkt aus mochte der Vater in manchem recht haben, aber es war nicht angenehm, das mit anzuhören, es bedrückte. Und eigentlich ging einem selber a