Lars, der sich vor zehn Monaten albernerweise für den Zivildienst in der Psychiatrischen Anstalt am Stadtrand von Linderstedt gemeldet hatte, betrat die Beschäftigungsstätte pünktlich um halb acht. Herr Lehm saß bereits in seinem engen, nach Achselschweiß und Ärger riechenden Kabuff, glücklicherweise, denn viele Wortwechsel zwischen dem Leiter der Arbeits- und Beschäftigungstherapie und dem ihm unterstellten Zivildienstleistenden endeten damit, dass Lars die Augenbrauen so weit herunterzog, dass der obere Teil seines Sichtfeldes, in den Lehms verbeult wirkender Kopf hineinragte, dunkel weggeblockt wurde. Das wirkte zwar, als hätte er die Kontrolle über sein Gesicht verloren, aber er konnte den Mann, der seinen Auftrag darin sah, den lädierten Seelen erneute Leistungsbereitschaft einzudrillen, nicht leiden. Da half es auch nichts, dass dieser ihm gleich am ersten Tag erzählt hatte, dass ihn seine Frau vor einem Jahr im Stich gelassen habe. Nach fünfundzwanzig solide absolvierten Ehejahren, wie er mit einem verlangsamten Kopfschütteln angefügt hatte, bei dem ihm vermutlich das ganze öde Eheelend im Zeitraffer durchs Bewusstsein gerattert war.
Lars hustete zur Begrüßung und bezog Posten in der Küche. Zunächst musste er das Wasser zehn Minuten lang laufen lassen. Über Nacht lagerte sich Blei in den Rohren ab. Polternd rauschte der Strahl ins Spülbecken und verströmte einen stechenden Metallgeruch. Als Nächstes kam der sogenannte Cofachtherapeut Rupp. Stumm steckte er den