Nichts bleibt, wie es war
Tourismus, Handel, Gastronomie, Veranstaltungen, Immobilien und Industrie: Wie hart wird es für die Realwirtschaft?
Der erste Lockdown kam mit dem Zusammenbruch der Lieferketten, drohenden Versorgungsengpässen und einer Europäischen Union, die ihre Schwächen offenbarte. Denn unter dem Druck der Pandemie blieb von ihr wenig übrig. Das Schengener Abkommen zur Abschaffung der stationären Grenzkontrollen an den Binnengrenzen war Makulatur. Die Grenzen waren geschlossen. Selbst die Lieferung von Hilfsgütern nach Italien war schwierig und die Länder sprachen sich auch nach den Lockdowns des Frühjahres noch wechselseitig Einreiseverbote aus.
Vor allem Tourismus, Gastronomie, Veranstaltungsbranche, Handel und die Zulieferbetriebe dieser Branchen hatten damit europaweit unversehens viel drängendere Probleme als Handelsstreit oder Brexit. Doch die Mitgliedsländer kämpften jedes für sich mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie, gingen bei den Wirtschaftshilfen eigene Wege, und waren dabei in dem großen Durcheinander teilweise auch noch langsam. Man kann ihnen zugute halten, dass kein Land Erfahrungen in der Bewältigung derartiger Krisen hatte, doch in Österreich zum Beispiel warteten Unternehmen teilweise am Jahresende, während des dritten bundesweiten Lockdowns, noch immer auf die Staatshilfen, die ihnen die Regierung während des ersten Lockdowns versprochen hatte.
Dabei wäre Eile geboten gewesen, denn die Situation war schockierend. Um es anhand der Arbeitslosenquote zu dokumentieren: Sie lag in Österreich ähnlich wie in vielen anderen Ländern bei zehn Prozent oder 450.000 Menschen, die Mitarbeiter in der staatlich subventionierten sogenannten Kurzarbeit noch gar nicht mitgerechnet.
Stresstest für Fortgeschrittene
Jetzt, in den ersten Wochen des Jahres 2021, gibt es dank der rasch entwickelten Corona-Impfstoffe und des näher rückenden Frühjahres Aussichten auf ein Ende der Pandemie oder zumindest auf ein Ende staatlicher Maßnahmen dagegen, die zehntausenden Unternehmen ihre Geschäftsgrundlage entziehen oder sie stark beschränken. Aber:
Eine Hoffnung auf ein Ende der Arbeitslosigkeit gibt es nicht. Es droht vielmehr eine zweite Welle der Arbeitslosigkeit, die an Wucht nicht zu unterschätzen ist.
Denn es geht diesmal nicht um Mitarbeiter, die direkt oder indirekt von den Corona-Beschränkungen beeinträchtigte Unternehmen teils nur vorübergehend freisetzen müssen. Die Corona-Krise verstärkt und beschleunigt auch Entwicklungen wie die Digitalisierung, die sich schon zuvor abgezeichnet haben und die ebenfalls relevant für das Überleben und die Größe zehntausender Unternehmen sind.
Die Wirtschaft befindet sich dadurch unversehens mitten in einem umfassenden Veränderungsprozess, wie es ihn in diesem Ausmaß und mit diesem Tempo in der Geschichte selten gegeben hat. In seinem vollen Ausmaß wird er erst sichtbar werden, wenn das Ende der direkten Bedrohung durch die Pandemie den Blick darauf freigibt, doch begonnen hat er längst.
Für die Unternehmen bedeutet dieser Prozess zum einen Chancen. Sie können sich jetzt mit geeigneten Strategien zu Teilnehmern an der neuen Wirtschaft machen. Doch es bedeutet für sie auch e