: F. Scott Fitzgerald
: Zärtlich ist die Nacht
: Books on Demand
: 9783752684810
: 1
: CHF 0,90
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 511
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Psychiater Dick Diver führt mit seiner wohlhabenden aber psychisch kranken Frau Nicole ein luxuriöses Leben an der Côte d'Azur. Die junge Schauspielerin Rosemary macht auf einer Urlaubsreise an der Riviera die Bekanntschaft der Divers und zwischen ihr und Dick entspinnt sich eine leidenschaftliche Romanze, die jedoch von Dick beendet wird. Während seine Frau sich langsam erholt, verfällt er immer mehr dem Alkohol. Fitzgerald selbst bezeichnete autobiographisch geprägte nRoman als sein bedeutendstes Werk.

Francis Scott Key Fitzgerald, geboren am 24. September 1896 in St. Paul, Minnesota und gestorben am 21. Dezember 1940 in Hollywood, Los Angeles, war ein US-amerikanischer Schriftsteller.

Erstes Buch


I


Im Frühling 1917, als Doktor Richard Diver zum erstenmal nach Zürich kam, war er sechsundzwanzig Jahre alt, ein schönes Alter für einen Mann, ja eigentlich der Höhepunkt der Junggesellenjahre. Selbst während des Krieges war es ein schönes Alter für Dick, der bereits zu wertvoll war und eine zu große Kapitalanlage darstellte, um als Kanonenfutter zu dienen. In späteren Jahren wollte es ihm scheinen, als sei er auch aus dieser Freistatt nicht leichten Kaufes davongekommen, doch wurde er sich über diesen Punkt nie ganz schlüssig – 1917 lachte er über diesen Gedanken und sagte zu seiner Entschuldigung, der Krieg berühre ihn überhaupt nicht. Die Verfügung seiner örtlichen Behörde lautete dahin, daß er sein Studium in Zürich beenden und promovieren solle, wie er es vorhatte.

Die Schweiz war eine Insel, auf der einen Seite von den donnernden Wogen bei Goertz, auf der anderen von der Brandung an der Somme und der Aisne umtobt. Vorläufig schienen sich mehr interessante Fremde als Kranke in den Kantonen aufzuhalten, doch war das lediglich eine Vermutung – die Männer, die in den kleinen Cafés in Bern und Genf miteinander flüsterten, konnten ebensogut Diamantenhändler oder Geschäftsreisende sein. Jeder indessen hatte die langen Züge mit Blinden, Einbeinigen und Sterbenden gesehen, die zwischen den glitzernden Seen von Konstanz und Neuchâtel aneinander vorbeifuhren. In Bierhallen und Schaufenstern hingen bunte Plakate, auf denen gezeigt wurde, wie die Schweizer 1914 ihre Grenzen verteidigten; Kampfgeist atmende junge und alte Männer starrten von den Bergen auf Franzosen und Deutsche hinab, die nur in ihrer Vorstellung existierten; der Zweck dieser Plakate war, dem schweizerischen Herzen die Gewißheit zu geben, daß es an dem allgemeinen Kampfrausch jener Tage teilhatte. Als das Morden anhielt, verblichen die Plakate, und kein Land war überraschter als die Schwesterrepublik, als die Vereinigten Staaten in den Krieg eintraten.

Doktor Diver hatte bis dahin den Krieg nur am Rande erlebt. 1914 war er ein Oxford Rhodes-Student aus Connecticut. Er kehrte nach Hause zurück, um das letzte Jahr in John Hopkins zu studieren, wo er promovierte. 1916 ging er nach Wien, aus dem Gefühl heraus, der große Freud könne, wenn er sich nicht beeile, eventuell einer Fliegerbombe zum Opfer