: Franz Rosenzweig
: Zweistromland Kleinere Schriften zur Religion und Philosophie
: CEP Europäische Verlagsanstalt
: 9783863935658
: 1
: CHF 11.70
:
: Philosophie, Religion
: German
: 263
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zweistromland, 1926 erstmals im alten Philo Verlag erschienen, dokumentiert die Diskussionen, die vor und nach dem 1. Weltkrieg innerhalb des deutschen Judentums geführt wurden. Den Gefahren der Assimilation, Akkulturation und des Zionismus setzt Rosenzweig ein Bildungsprogramm entgegen, das noch heute von politischer Brisanz ist, da es u. a. eine kollektive Identitätsbestimmung des deutschen Judentums versucht.

Franz Rosenzweig (1886-1929) war ein jüdischer Religionsphilosoph und Pädagoge. Durch sein entschiedenes Bekenntnis zum Judesein, durch seine Glaubensphilosophie und seine Werke, durch seine Gründung des Freien Jüdischen Lehrhauses in Frankfurt am Main ist Franz Rosenzweig in mehrfacher Hinsicht zum Vorbild und Lehrer des Judentums in der Diaspora geworden. Sein großes glaubensphilosophisches Werk Der Stern der Erlösung erschien 1921. In der Zeit seiner schweren Lähmungserkrankung konnte er noch seine Übersetzungen der Hymnen und Gedichte des Jehuda Halevi vollenden und seit 1924 gemeinsam mit seinem engsten Freund Martin Buber (1878-1965) die 'Verdeutschung der Schrift' (Die fünf Bücher der Weisung, 1925). Buber setzte nach Rosenzweigs Tod die Übersetzungsarbeit fort, bis 1961 die letzten Teile der hebräischen Bibel ins Deutsche übersetzt erscheinen konnten. Kurz vor seinem 43. Geburtstag ist Rosenzweig 1929 in Frankfurt am Main gestorben.

Bildung – und kein Ende


Prediger 12, 12

Wünsche zum jüdischen Bildungsproblem des Augenblicks insbesondere zur Volkshochschulfrage

An Eduard Strauß
„Wünsche sind die Boten des Vertrauens“


Als ich vor nunmehr drei Jahren an unsern großen seither verstorbenen Lehrer Hermann Cohen meinen Aufruf richtete, es sei „Zeit“, daß etwas Gründliches geschehe für das jüdische Bildungswesen auf deutschem Boden, schloß ich mit den Worten: das jüdische Bildungsproblem auf allen Stufen und in allen Formen ist die jüdische Lebensfrage des Augenblicks. Der Augenblick ist verstrichen. Das Problem ist geblieben. Die Not fordert die Tat, so gebieterisch wie je. Und es genügt nicht, den Samen auszustreuen, der vielleicht erst in ferner Zukunft aufgeht und Frucht bringt. Heute drängt die Not, heute muß das Heilmittel gefunden werden. Eine Therapie künstlicher Umwege ist nicht am Platz. Wer helfen will, muß sich sputen, sonst findet er den Patienten nicht mehr am Leben.

Es ist des Büchermachens kein Ende, sagt der Prediger. Der Gedanke, den ich damals Hermann Cohen vorlegte und den dieser mit dem ganzen Feuer seiner letzten Tage ins Leben führte, der Gedanke, den jüdischen Lehrerstand in Deutschland gesellschaftlich und geistig zu erneuern, indem man ihm ein Zentrum schaffe in einer Akademie für Wissenschaft des Judentums, ist inzwischen der Absicht Hermann Cohens weit entfremdet worden.