: Lina Mallon
: Zweit.nah Wie wir lieben, wenn wir uns wagen
: Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783959103121
: 1
: CHF 12.60
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was bedeutet es, nicht nur verliebt zu sein, sondern eine Beziehung zu führen? Wie machst du mit deinem Single-Ich Schluss, ohne dich selbst zu verlieren in einem WIR? Und weiß eigentlich irgendjemand, wie sich eine gute Beziehung anfühlen soll? Als Lina Mallons Bestseller »Schnell.liebig« erscheint, hat sie sich mehrmals ver- und entliebt, um zu erkennen: Singles in den Zwanzigern sind nicht beziehungsunfähig, nicht zu arrogant oder zu ängstlich für die Liebe, sondern einfach so verdammt schnell unterwegs. Dann tritt ein neuer Mann in ihr Leben. Er ist charmant und nicht wesentlich anders als alle anderen - aber er ist authentisch. Die beiden nehmen das Tempo raus, haben Dates, verbringen viel Zeit miteinander und nicht nur die Nächte. Und auf einmal will er bleiben, will eine Beziehung. Und was will Lina? »Zweit.nah« ist die Fortsetzung von »Schnell.liebig«, die nicht das Singledasein in den Vordergrund stellt, sondern die moderne Beziehung, die auf so viele Arten großartig sein kann - wenn wir uns trauen, sie zuzulassen.

Lina Mallon ist freiberufliche Autorin, Kolumnistin und Fotografin, die in Hamburg und Kapstadt lebt. Während einer ihrer Reisen verliebt sie sich ungeplant, aber dafür Hals über Kopf in Südafrika. 2019 entscheidet sie sich dazu, ihre Auswanderung zu planen. Lina Mallons Bücher »schnell. liebig«, »zweit.nah« und »30 Women« sind SPIEGEL-Bestseller.

Ich, Liebe


Nichts lädt. Nicht einmal eine E-Mail. Nicht wenn ich auf der Terrasse stehe und den Arm weit über die Brüstung ausstrecke. Nicht wenn ich auf den kleinen Hügel, knapp zweihundert Meter vom Bootshaus entfernt, steige. Und auch jetzt noch immer nicht, während ich schon seit einer halben Stunde über die Farm laufe. Ich habe keinen Empfang – und um ganz ehrlich zu sein auch keine Ahnung, wohin ich eigentlich unterwegs bin. Ich weiß lediglich, was ich finden will: im besten Fall einen Sendemast.

Heute ist der 3. April 2020. Heute kommt mein erstes Buch heraus, heute erscheintschnell.liebig im deutschen Buchhandel, heute Abend gibt es online bestimmt schon Reaktionen, morgen früh vielleicht eine erste Rezension. Man sagt, ein Buch wird erst dann wahr, wenn es gedruckt ist, wenn man es selbst festhält und noch einmal darin liest. Meines ist zwar gedruckt, getrocknet und gebunden, aber ich gerade 9.855 Kilometer davon entfernt. Und ich habe nicht einmal ein beständiges Signal, um mit meinen mobilen Daten die Entfernung zu verkürzen.

Vermutlich blättern jetzt schon Hunderte Menschen in dem Buch, das meine Geschichte erzählt, in den 62.821 Worten, mit denen ich die Zeit beschreibe, in der ich gute, aber auch desaströse Dates erlebe, nach Liebe und vor allem mir selbst suche. Ich verliebe mich in meinem ersten Buch. Immer wieder. Und ich breche mir dabei selbst das Herz. Um zu lernen, dass es heilt. Immer wieder. Und während dieses Prozesses begreife ich etwas: Die Antworten auf die Frage, was du von der Liebe willst, liegen vor allem in den Entscheidungen, die du selber triffst. Und ob sie richtig oder falsch sind, wohin sie dich bringen, stellst du dabei manchmal erst fest, nachdem du sie getroffen hast.

Eine meiner letzten hat mich hierher geführt, nach Chrissiesmeer, einem kleinen Ort in Mpumalanga, einem der nördlichen Distrikte Südafrikas. Seit ein paar Tagen lebe ich in einem Bootshaus auf einer Farm. Stromversorgung oder ein stabiles 4G-Netz gibt es hier, zumindest im Umkreis der dreihundert Meter, die ich bisher abgelaufen bin, nicht. Dafür weite, lang gestreckte Graslandschaften und Frösche, vermutlich Zehntausende.Blikslaanertjies – also kleine Blechdosen – heißen diese kleinen Frösche auf Afrikaans, denn nachts, wenn Hunderte von ihnen ebenfalls nach Liebe suchen, klingt es, als würde man viele Dosen klappern hören oder mit einem Stock an ihnen entlangstreichen (neben meiner ständigen Nervosität um den heutigen Tag auch einer der Gründe, warum ich in der letzten Nacht schlecht geschlafen habe).

Vor zwei Wochen hatte die Welt die Türen zugemacht. Erst Europa, dann die USA – und jetzt auch Afrika. Sie alle versuchten, das Coronavirus einzudämmen. »Kommst du mit?«, hatte er gefragt, kurz nachdem der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa den Lockdown für das Land verkündet hatte. 21 Tage lang plante Südafrika, sich unter absolutem Verschluss zu halten. Niemand durfte sein Zuhause verlassen, lediglich einer Person war es erlaubt, den wöchentlichen Einkauf zu erledigen, alle Flüge wurden gestrichen, Züge sowieso, und kein Alkohol, kein Tabak durften mehr verkauft werden. (Die restlichen Details kennt ihr auch aus Deutschland, ich muss sie euch nicht aufzählen. 2020 ist gerade mal ein paar Monate her, ihr wart vermutlich dabei.)

Er, das ist Chris. Ein Mann, den ich gerade mal einen Monat vorher kennengelernt hatte.

»Kommst du mit?« Das war die Frage, ob ich ihn begleiten wollte, auf das Stück Land seiner Familie, 1.800 Kilometer von Kapstadt entfernt.

Nach 18 Stunden Autofahrt waren wir angekommen und in die kleine Hütte gezogen. Während der ersten zwei Tage hatte ich auf meinen Spaziergängen auf der Farm noch Angst vor Schlangen im hohen Gras gehabt. Jetzt ge