Mein Name ist Sanna Lindström. Ich bin dreißig Jahre alt und komme ursprünglich aus Schweden. Auf Schwedisch bedeutet Sanna »wahr« und »wahrhaftig«, und genau das möchte ich mit meiner Geschichte auch sein. Vor sechs Jahren bin ich nach Deutschland ausgewandert. Das war ein riesiger Schritt für mich, der alles andere als einfach war. Aber ich tat es aus dem wohl besten Grund, den man dafür haben kann: die große Liebe. Drei Jahre zuvor bin ich während eines Urlaubs in Vietnam Simon begegnet. Es war ganz klischeemäßig die Liebe auf den ersten Blick. Nachdem wir drei Jahre in einer Fernbeziehung gelebt hatten, traf ich 2014 die große Entscheidung, meine Heimat zu verlassen und nach Deutschland zu ziehen. Im selben Jahr heirateten wir. Mittlerweile sind Simon und ich nicht mehr nur zu zweit, denn seit 2019 gibt es auch noch unseren Sohn Liam.
Das sind nur ein paar der großen Eckpunkte meines Lebens, doch natürlich gibt es noch viel mehr. Vor vier Jahren habe ich mich als Brautmodendesignerin selbstständig gemacht und wenig später ein Brautmodengeschäft in Ratingen eröffnet. Heute betreibe ich gemeinsam mit meinem Mann mehrere Ateliers in Nordrhein-Westfalen. Einige kennen mich vielleicht aus dem Fernsehen: Ich bin die fröhliche Schwedin mit den blonden Locken und dem »niedlichen Sprachfehler«, die in der VOX-SendungZwischen Tüll und Tränen zu sehen ist. Mehrmals im Monat begleiten mich ein paar Kameras bei der Arbeit und filmen mich dabei, wie ich Bräuten bei der Suche nach ihrem Traumkleid für den schönsten Tag ihres Lebens helfe. Während der Aufzeichnungen lächle ich in die Kameras und bin der Sonnenschein, der in seiner pastellfarbenen Welt herumtanzt. Die Zuschauer vor den Bildschirmen sehen eine unbeschwerte, gut gelaunte Schwedin, die alles dafür tut, verliebten Frauen ihre Brautkleidträume zu erfüllen.
Was allerdings nicht im Fernsehen zu sehen ist und was nur wenige wissen, ist, dass mein Weg bis hierhin alles andere als »pastellig« war. Dass hinter dem strahlenden Lächeln, das so viele von mir kennen, sehr viel mehr steckt als nur Sonnenschein. Denn es gab einen Tag in meinem Leben, der alles verändert hat. Dieser Tag war nur der Anfang eines langen und schmerzhaften Weges. Doch so merkwürdig es sich manchmal auch für mich selbst anfühlt: Ich bin tatsächlich die fröhliche Schwedin, die inZwischen Tüll und Tränen zu sehen ist. Ich spiele das nicht vor.
In diesem Buch soll es um beides gehen – um die hellen, glücklichen und strahlenden Momente, aber auch um die schwere Zeit in meinem Leben. Denn das, was ich durchmachen musste, hat meine Perspektive auf das Leben und mich selbst für immer verändert. In diesem Buch geht es um meinen Weg von Schweden nach Deutschland, um die große Liebe, um Familie und den Spagat, den man hinbekommen muss, wenn man gleichzeitig Mutter und Unternehmerin sein will. Es geht darum, wie viel Angst es machen kann, einen vorbestimmten Weg zu verlassen, um auf unbekannten Pfaden echte Erfüllung zu suchen – mit dem Wissen, diese nur möglicherweise zu finden. Es geht darum, dass man auf diesem Weg vielleicht beängstigenden Hindernissen begegnet, aber auch darum, dass selbst die dunkelste Stunde und jede vergossene Träne wichtige Schritte sein können. Denn es ist der ganze Weg, und nicht nur die Abschnitte, die in der Sonne liegen, der am Ende zu der Antwort auf die Frage führt, wer man ist und was man auch im Leben von anderen zu bewirken vermag. Und natürlich geht es auch immer wieder um das, was mich und so viele andere Frauen auf der Welt begeistert und glücklich macht: Brautkleider.
Doch ich will nicht vorgreifen. Beginnen wir einfach am Anfang.
Ich bin am 2. März 1990 in Uppsala in Schweden geboren. Genau, Uppsala, diesen Ort gibt es tatsächlich. In Deutschland bekomme ich oft lustige Reaktionen, wenn ich von meiner Heimatstadt erzähle. »Upsala!« sagt man hier, wenn etwas herunterfällt. Mein Uppsala jedoch ist die viertgrößte Stadt in Schweden. Das sagt nicht besonders viel aus, denn die Städte in Schweden sind kleiner als in Deutschland. Uppsala zählt nur rund 170.000 Ein