: Ilka Dick
: Tod zwischen den Meeren Küsten Krimi
: Emons Verlag
: 9783960417088
: 1
: CHF 7.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 288
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dramatisch Mörderjagd zwischen Nord- und Ostsee. Hauptkommissarin Marlene Louven ist zurück im Dienst bei der Kripo Schleswig - seit ihrer Ertaubung kann sie nur noch mit Hilfe von Implantaten hören. Zum Wiedereinstieg soll sie sich um ungelöste Fälle kümmern und stößt auf einen mysteriösen Vermisstenfall: Eine Frau verschwand spurlos auf der Nordseeinsel Amrum, ihre Leiche wurde nie gefunden. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Fährmann macht sich Marlene auf die Suche und kommt einem Verbrechen auf die Spur, das verstörender kaum sein könnte.

Ilka Dick, 1972 geboren, lebt mit ihrer Familie seit vielen Jahren in Schleswig-Holstein, zwei davon verbrachte sie auf der Nordseeinsel Amrum. Als Autorin und Hörgeschädigtenpädagogin verbindet sie in ihren Romanen ihre beruflichen Erfahrungen mit ihrer zweiten großen Leidenschaft - dem Schreiben.

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Freitag, 1. März 2019

»Die sind alle für uns?« Marlene Louven musterte die Aktenstapel, die Ada Bergengrün über den Tresen schob.

»Alles für die neue Ermittlungsgruppe, hieß es.« Die kleine, zierliche Frau konnte so gerade eben über die Unterlagen hinwegschauen. »Es soll euch dort oben ja auch nicht langweilig werden«, fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzu. »Und«, nun setzte sie die Goldrandbrille auf, die sie an einer Kette um den Hals trug, und sah Marlene prüfend an, »wie fühlst du dich, mein Kind?«

»Alles bestens.« Marlene nahm einen der Stapel und packte ihn auf den nächsten.

»Alles bestens. Soso.« Ada nickte knapp. Ihr Blick fiel auf Marlenes Fingernägel. »Oh, wie ich sehe, hast du endlich einmal wieder Orange gewählt! Sehr erfreulich. Wusstest du, dass Orange eine lebensbetonende Farbe ist? Die für Heiterkeit steht? Und Vitalität? Etwas Ähnliches haben gestern Abend auch meine Tarot-Karten gesagt, die ich für dich gelegt habe. Es erschienen die Kraft und die Sonne. Sie symbolisieren Mut, Zuversicht und Erfolg. Außerdem Neubeginn und Lebensfreude. Ist das nicht wunderbar?«

»Ganz bestimmt. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.« Marlene lächelte ein wenig gequält und klemmte sich die Mappen unter die Arme.

»Bevor du hochgehst – darf ich dich heute zu einer Tasse Tee einladen? Ich habe gerade frischen Ingwertee aufgebrüht. Er ist hervorragend bei dem derzeitigen Erkältungswetter, ganz vorzüglich. Er stärkt nicht nur das Immunsystem, er wirkt auch …«

Ada war in Plauderlaune, so wie fast immer. Für gewöhnlich hatte Marlene auch nichts gegen einen Schnack mit der älteren Dame und guten Seele der Dienststelle, ganz im Gegenteil. Doch heute stand ihr nicht der Sinn danach.

»Es hat sich nichts geändert, liebe Ada«, unterbrach sie freundlich ihren Redefluss, »selbst du wirst mich nicht dazu bewegen, so etwas freiwillig zu trinken. Aber Simon ist sicherlich wie immer ein begeisterter Abnehmer.« Mit einer Geste in Richtung Tresen sagte sie: »Den Rest kann er mitnehmen.«

»Ist Simon noch nicht im Haus?«

»Ist ja erst kurz nach acht.« Marlene zog eine Augenbraue hoch. »Hab einen schönen Tag.«

»Du auch. Bleib behütet.«

In ihrem Büro im ersten Stock der Kriminalpolizeistelle Schleswig legte Marlene die Akten auf dem Schreibtisch ab. Sie ließ sich auf den Stuhl fallen und streckte die Beine weit von sich. Eine ihrer hellroten Locken hatte sich aus dem Haarknoten gelöst und fiel ihr ins Gesicht.

Mut, Zuversicht und Erfolg. Neubeginn und Lebensfreude. Wenn wenigstens Ada davon überzeugt war.

Sie atmete tief durch, während sie den Blick durch das Zimmer gleiten ließ. Es war während ihrer Abwesenheit renoviert worden. Akustikdecke, Teppichboden, Vorhänge an den Fenstern. Alles für sie. Alles neu. So wie ihr ganzes Leben neu war. Zumindest fühlte es sich für Marlene in manchen Momenten noch immer so an, obwohl schon knapp ein Jahr vergangen war, seit sie durch eine Hirnhautentzündu