John M. Cunningham: DER BLECHSTERN(The Tin Star)
Sheriff Doane blickte auf seinen Deputy und dann hinunter auf die Gänseblümchen, die er für seinen wöchentlichen Besuch gepflückt hatte und die in Zeitungspapier eingewickelt auf seinem Schreibtisch lagen. »Es tut mir leid, das von dir hören zu müssen, Toby. Ich hatte gewissermaßen damit gerechnet, dass du nach mir weitermachst.«
»Versteh' mich nicht falsch, Doane«, sagte Toby, durch das Fenster zur Straße blickend. »Ich fürchte mich nicht. Ich helfe dir schon durch bei diesem Tanz! Ich fürchte mich nicht vor Jordan oder dem jungen Jordan oder sonst einem von denen. Aber ich will es dir jetzt sagen. Ich werde warten, bis Jordans Zug kommt. Ich werde warten und sehen, was er tut. Ich werd' dir schon helfen, ganz gleich, was passiert. Und wenn das vorbei ist, gehe ich.«
Doane fing an, seine Knöchel zu kneten, das Gesicht starr vor Schmerzen.
Toby drehte sich um, sah Doane an, seine braunen Augen in seinem runden olivfarbenen Gesicht voller Unruhe. »Wozu soll das gut sein, sich an einen Job wie diesen so zu klammern? Sieh dich an. Was hat er dir eingebracht? Gerade genug, dass du nicht verhungert bist. Und wozu das alles?«
Doane hörte auf, seine gichtigen Hände zu kneten, und blickte auf den Stern an seinem Hemd. Und von da blickte er auf den kleineren an Tobys Hemd. »Das stimmt«, sagte er. »Sie hängen nicht einmal die Richtigen. Da riskierst du dein Leben und fängst jemanden ein, und die verdammten Geschworenen lassen sie laufen, damit sie zurückkommen können und auf dich schießen. Du bist arm dran dein ganzes Leben lang, du musst alles zweimal machen, und am Ende bezahlen sie dich mit Blei. Aber du darfst einen Blechstern tragen. Das ist ein Job für einen Hund, Junge.«
Tobys Stimme wurde nicht lauter, aber seine Augen in seinem runden, freundlichen Gesicht wurden ein bisschen größer. »Und warum bleibst du dann dabei? Ich arbeite jetzt zwei Jahre für dich - für Gesetz und Ordnung, dass die Reichen reicher werden, und wir schlagen uns durch mit dem, was das County uns zahlt. Ich habe Männer, die ich als Junge beim Murmelspielen pleite gemacht habe, diese Straße auf Vierhundertdollarsätteln auf und ab reiten sehen, und was habe ich? Nichts. Aber auch gar nichts.«
Ein kleines Lächeln stand um Doanes breiten Mund. »Das stimmt, Toby. Es ist alles für umsonst. Die Kopfschmerzen, die Kugeln und alles, es ist alles umsonst. Das habe ich schon lange rausgefunden.« Der halb spöttische, halb ernste Ausdruck in seinem Gesicht verschwand. »Aber einer muss ja da sein und nach dem Rechten sehen.« Er blickte zum Fenster hinaus auf die Leute, die über die wackligen Gehsteige auf und ab gingen. »Ich hab's gern umsonst. Weißt du, was ich meine? Du kriegst nichts dafür. Du musst alles riskieren. Und du bist frei, da drin. Wie die Lerchen. Kennst du die Lerchen? Wie sie in den Himmel aufsteigen und singen, wenn sie wollen? Ein hübscher Vogel. Ein sehr hübscher Vogel. So mag ich mich fühlen, da drin.«
Toby blickte ihn ausdruckslos an. »So siehst du das an. Ich sehe es nicht so. Ich habe nur ein Leben. Du redest davon, dass du das alles umsonst machst und dass es dir was gibt. Was denn? Was hast du denn jetzt davon, hier drauf zu warten, dass Jordan kommt?«
»Das weiß ich noch nicht. Wir müssen warten. Dann sehen wir's.«
Toby drehte sich wieder zum Fenster um. »Na schön, aber ich bin fertig. Ich sehe keinen Sinn darin, dass du deinen Hals riskierst, für nichts.«
»Vielleicht siehst du das noch«, sagte Doane und fing wieder an, seine Hände zu massieren.<