: Rachel Joyce
: Miss Bensons Reise Roman - SPIEGEL-Bestseller
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104031613
: 1
: CHF 10.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Dies ist die Geschichte einer spektakulären Frauenfreundschaft, über die Wunder der Welt und die Freude am Unbekannten - und damit das perfekte Gegenmittel zu dieser seltsamen, eingeschränkten Zeit, die wir gerade durchmachen.« Der SPIEGEL-Bestseller von Rachel Joyce. Raus aus dem grauen London der fünziger Jahre, hinein ins Abenteuer bis ans andere Ende der Welt. Margery Benson und ihre junge Assistentin Enid Pretty wagen sich auf den Weg nach Neu-Kaledonien, um ihre Lebensträume wahr zu machen. Eine hinreißende Geschichte über Freundschaft und Freiheit, voller Mut, Hoffnung und Humor. »Es ist nie zu spät, sich selbst zu überraschen, daran wird man selten mit so viel Wärme und Witz erinnert wie in diesem Roman.« Freundin Zwei unvergessliche Freundinnen auf der Reise ihres Lebens: der große Roman von Rachel Joyce, Autorin des Welt-Bestsellers »Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry«.

Rachel Joyce nimmt uns in ihren Romanen immer wieder mit auf besondere Lebensreisen. Mit ihren liebenswerten Figuren, ihrem Humor und ihrer feinfühligen Sprache bewegt sie Millionen Leserinnen und Leser. Für ihre Werke, darunter »Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry«, wurde sie vielfach ausgezeichnet. Rachel Joyce war Bühnenschauspielerin u.a. bei der Royal Shakespeare Company und ist Autorin zahlreicher Hörspiele für die BBC. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land in Gloucestershire. 

2Was haben Sie mit meinen neuen Lacrosse-Stiefeln vor?


Miss Benson hatte bemerkt, dass in ihrer Klasse ein lustiger Zettel kursierte. Er kam von hinten und wanderte zur Mitte vor.

Die Mädchen hatten erst lautlos gelacht, aber weil sie ihr Lachen unterdrückten, fiel es bald umso mehr auf: Eine bekam Schluckauf, eine andere wurde praktisch blau im Gesicht. Aber Miss Benson unterbrach ihren Unterricht nicht. Sie ging mit dem Zettel um, wie sie immer mit solchen Zetteln umging, das heißt, sie tat, als gäbe es ihn nicht, und sprach höchstens etwas lauter. Die Mädchen gaben den Zettel weiter, während sie ihnen erzählte, wie man in Kriegszeiten einen Kuchen backt.

Der Zweite Weltkrieg war zwar vorbei, seit über fünf Jahren schon, aber die Rationierung nicht. Fleisch war rationiert, Butter war rationiert, ebenso Speck und Margarine. Zucker war rationiert. Tee war rationiert. Käse, Kohle, Seife, Süßigkeiten. Alles war immer noch rationiert. Die Jacke, die Miss Benson trug, war an den Manschettenkanten durchgewetzt, ihr einziges Paar Schuhe war so alt, dass es bei Regen zu schmatzen anfing. Aber wenn sie die Schuhe neu besohlen ließe, müsste sie solange in Strümpfen beim Schuster warten, deshalb trug sie sie einfach weiter und sah ihnen beim Auseinanderfallen zu. Die Häuser entlang der Straßen hatten immer noch Bombenschäden, man konnte in Zimmer blicken, denen ganze Wände fehlten, in denen manchmal noch eine Glühbirne oder die Kette eines Spülkastens hing. Die Gärten waren immer noch dem Anbau von nahrhaftem britischem Gemüse umgewidmet. Einschlaglöcher waren mit Stapeln alter Zeitungen ausgestopft. An den Straßenecken lungerten Männer in Anzügen herum, die sie nach der Entlassung aus dem Kriegsdienst erhalten hatten; sie passten ihnen nicht, hatten einmal anderen gehört. Die Frauen standen stundenlang für ein Stück Speck an. Man konnte meilenweit im Bus fahren, ohne eine einzige Blume zu sehen. Oder blauen Himmel. Was gäbe Miss Benson nicht für blauen Himmel! Sogar der schien rationiert. Die Leute redeten immer von einem Neuanfang, aber Tag für Tag ging der alte Trott weiter. Warteschlangen. Kälte. Smog. Manchmal hatte sie das Gefühl, als lebte sie schon ihr ganzes Leben lang von Resten.

Inzwischen hatte der Zettel die zweite Reihe erreicht. Prusten. Kichern. Etliche Schultern zuckten. Als Miss Benson gerade erklärte, wie man eine Kuchenform mit Backpapier auskleidet, wurde Wendy Thompson, ein Mädchen in der ersten Reihe, von hinten angestupst und bekam den Zettel in die Hand gedrückt. Wendy war kränklich blass und machte immer ein Gesicht, als rechnete sie mit dem Schlimmsten – selbst wenn man nett zu ihr war, sah sie zu Tode erschrocken aus –, und so kam ihre Reaktion, als sie den Zettel auffaltete, völlig unerwartet: Sie stieß einen schrillen Ton aus. Tatsächlich klang sie wie eine Hupe. Das war’s dann. Die ganze Klasse war außer Rand und Band, niemand riss sich mehr zusammen. Wenn die Mädchen so weiterlachten, würde es die ganze Schule hören.

Margery legte die Kreide weg. Das Gelächter ebbte langsam ab, als die Mädchen merkten, dass Margery sie anstarrte.Hier gilt das Prinzip: Schwimmen oder untergehen, war ihr eingeschärft worden.Versuchen Sie nicht, sich mit den Schülerinnen anzufreunden. Das sind nicht Ihre Freundinnen. Eine Kunstlehrerin hatte nach einer Woche aufgegeben. »Die summen«, hatte sie im Lehrerzimmer schluchzend ihr Leid geklagt, »und wenn ich frage, wer summt, gucken sie mich groß an und sagen,n