1. KAPITEL
Panik, Angst, bittere Reue – das war es, was Rosalie Brown empfand, als sie an sich hinabsah. Sie war im siebten Monat schwanger, und der Babybauch war unübersehbar.
Sie atmete tief durch. Sie hatte geglaubt, als Leihmutter einem kinderlosen Ehepaar helfen zu können. Ernsthaft hatte sie sich eingeredet, sie würde es schaffen, das Baby nach neun Monaten freudig seinen wahren Eltern zu übergeben.
Wie dumm sie gewesen war.
Tränen brannten in ihren Augen, und sie schlang schützend die Arme um den Leib.
Sieben Monate trug sie das Kind nun schon unter dem Herzen, sie spürte seine Tritte und wie es sich bewegte. Sie hatte Ultraschalluntersuchungen gehabt und sich angewöhnt, während ihrer langen Spaziergänge entlang der San Francisco Bay mit dem Jungen zu sprechen, morgens und abends, bei Regen und bei Sonnenschein. Als der Winter die Bucht verlassen und der Frühling Einzug gehalten hatte, war die Liebe zu diesem Kind ins Unermessliche gewachsen.
Es war einfach passiert.
Ohne dass sie es gewollt hatte.
Mit einem Blinzeln versuchte Rosalie, die Tränen zu vertreiben. Als sie die Anzeige gesehen hatte, mit der das Kinderwunschzentrum Leihmütter suchte, war sie an einem Tiefpunkt gewesen. Nie wieder würde sie nach Hause zurückkehren können. Ihr war das Inserat wie ein Wunder erschienen, bot es ihr doch nicht nur die Möglichkeit, ihre Miete in den nächsten Monaten zahlen zu können, sondern auch, etwas wahrhaft Gutes zu tun. Es war ihr wie die beste Art – nein, die einzige – erschienen, über ihre quälenden Schuldgefühle und den furchtbaren Verlust hinwegzukommen.
Also hatte sie sich mit einer Klientin des Zentrums getroffen, einer eleganten, schönen Italienerin, die mit Tränen in den Augen erzählt hatte, wie sehr ihr Mann sich ein Kind wünschte. „Bitte“, hatte sie mit rauchiger Stimme und markantem Akzent geflüstert, „Sie sind die Einzige, die uns helfen kann.“ Zum ersten Mal seit Monaten hatte Rosalie nicht an ihre eigene Verzweiflung gedacht und den Leihmuttervertrag noch am selben Tag unterschrieben.
Erst nach einiger Zeit, als der Nebel ihrer Trauer sich zu lichten begonnen hatte, waren ihr Zweifel gekommen. Sie hatte begriffen, dass sie ihr eigenes Kind hergeben müsste, das sie nicht nur austragen würde, sondern dessen leibliche Mutter sie auch wäre. Sicher, sie würde das Kind in einer Klinik auf künstlichem Weg empfangen und hatte den Vater noch nicht kennengelernt, aber es wäre noch immer ihr Kind.
Nach der ersten Befruchtung hatte Rosalie erkannt, dass sie einen furchtbaren Fehler gemacht hatte. Niemals würde sie ihr Kind weggeben können.
Doch da war es bereits zu spät gewesen.
Sie war schwanger. Nach dem ersten Versuch. Und sie hatte einen Vertrag unterschrieben, der sie dazu zwang, sich nach der Geburt von ihrem Baby zu trennen.
Die vergangenen sieben Monate hatte Rosalie