: Margaret Killjoy
: Das Lamm wird den Löwen verschlingen Thriller
: Festa Verlag
: 9783865528476
: 1
: CHF 3.90
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 160
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Auf der Suche nach Hinweisen über den mysteriösen Selbstmord ihres besten Freundes verschlägt es die Punkerin Danielle in die seltsam abgeschottete Stadt Freedom. Dort geht etwas Unheimliches vor sich: Die Einwohner haben ein magisches Wesen als Beschützer heraufbeschworen. Doch der Geist, der als blutroter Hirsch erscheint, hat damit begonnen, seine Beschwörer auszuschalten. Danielle muss schnell handeln, um lebend aus Freedom zu entkommen ... Alan Moore (Autor von Watchmen und V wie Vendetta): »Beängstigend und voller Energie.« expendablemudge.blogspot.com: »Ich habe es satt, noch eine Wiederholung von Der Herr der Ringe zu lesen mit der Behauptung, es wäre was Neues! Anders! Toller! Nein, das ist es nie. Aber dieser Roman? Das ist neu, anders, aufregend. Spannender geht es nicht.« Punk-Fantasy mit einer ungewöhnlichen anarchistischen weiblichen Hauptfigur. Das zweite Buch mit Danielle Cain erscheint bei Festa als DIE RITUALE DES BARROW.

Margaret Killjoy ist Autorin, Musikerin, Handwerkerin und Alleskönnerin. Margaret ist eine Transfrau und wuchs in Maryland auf. Den größten Teil ihres Erwachsenenlebens verbrachte sie auf der Straße. Derzeit hat sie sich in den Appalachen niedergelassen. »Politisch bin ich eine Anarchistin: Ich glaube, dass die Gesellschaft ohne Hierarchie- und Unterdrückungssysteme wie Staat, Kapitalismus, weiße Vorherrschaft, Patriarchat und dergleichen besser dran wäre.«

Eins

Manchmal muss man das Messer ziehen. Das ist nichts Gutes. Ich mache das nicht gern. Aber manchmal muss man einfach ein Messer in die Hand nehmen und klarmachen, auf wen das spitze Ende zeigt.

»Hier kannst du mich rauslassen«, sagte ich, ehe das Messer ins Spiel kam. Es war keine Frage. Männer unterstellen immer, dass Aussagen wie diese Fragen sind.

»Das ist eine Geisterstadt«, sagte er. Ich wusste nicht, wie er hieß. Er war so nett gewesen, mich mitzunehmen, als ich mitten im Nirgendwo von Iowa am Straßenrand gestanden hatte, aber er war nicht so nett, mich dort rauszulassen, wo ich hinwollte.

»Das passt schon«, sagte ich. »Setz mich einfach ab.«

»Da gibt’s doch bestimmt eine bessere Stelle. Ein Walmart oder so. Da lass ich dich raus.«

»Lass mich hier raus.«

»Ich kann dich doch nicht einfach mitten im Nichts absetzen, nicht ganz allein. Das ist nicht sicher.« Er sagte das ohne eine Spur von Ironie und verriegelte die Türen.

In diesem Moment kam das Messer ins Spiel. Ich ließ es aus meiner Jeanstasche gleiten und klappte es auf. Wenn man ein Messer zieht, dann heißt es alles oder nichts. Entweder kam ich aus dieser Misere raus, oder alles würde noch sehr viel schlimmer werden.

»Herrgott«, sagte er und fuhr rechts ran.

Ich entriegelte meine Tür, schnappte meine Sachen und sprang auf den Kies, noch bevor der Wagen zum Stehen gekommen war.

»Blöde Schlampe.«

Ich zeigte ihm den Mittelfinger, als er losfuhr, aber zumindest fuhr er los. Am schlimmsten war, dass er vermutlich wirklich glaubte, dass er auf mich aufpasste. Dass er ein netter Kerl war. Ich hoffte, dass ihm was Schlimmes zustieß, und zwar bald.

Seit zehn Jahren musste ich mich mit so einer Scheiße von Autofahrern abgeben. Es nervte. Verdammt, mit 28 war ich echt zu alt für den Mist. Vor zehn Jahren hatte ich mit den Fahrern noch über alles Mögliche geredet und es genossen. Ich mochte die Netten, weil sie so freundlich waren, und ich mochte die Verrückten, weil sie die besten Geschichten erzählten. Okay, ich hasste die rassistischen Arschlöcher, aber durch die blieb ich am Puls dieses rassistischen Scheißlandes. Aber ein Jahrzehnt ist verdammt lang und was auch immer ich mal am Trampen gefunden haben mochte, war lange verblasst. Nichtsdestotrotz brachte es mich dahin, wo ich hinwollte.

Das Ortsschild am Stadtrand war übermalt worden. Keine Ahnung, was da früher gestanden hatte, aber jetzt hieß es in sauberer Schablonenschrift:FREEDOM, IOWA. GEMEINDEFREI. Eine ganze Stadt, verlassen von einer toten Wirtschaft und besiedelt von Hausbesetzern, Aktivisten und Anarchisten.

Es war der letzte Ort, an dem Clay gelebt hatte, der letzte Ort, an dem er Zeit verbracht hatte, ehe er sich auf den Weg nach Westen gemacht und sich die Kehle aufgeschlitzt hatte. Keine Warnsignale, keine Hilferufe.

Ich hatte viele Fragen. Wenn es Antworten gab, fand ich sie vielleicht in Freedom, Iowa.

Ich schulterte meinen Rucksack und schloss den Bauchgurt. Der Rucksack hatte Clay gehört. Seinen Abschiedsbrief hatte ich zusammengefaltet in der kleinsten Tasche verstaut. Eine zweispurige Straße führt