: Anneli Klipphahn, Hannelore Schnapp, Monika Büchel, Ursula Schröder, Elisabeth Büchle, Simone Schäch
: Monika Büchel
: Hoffnung bricht durch 24 Weihnachtsgeschichten - mal besinnlich, mal heiter
: Bibellesebund Verlag
: 9783955684075
: 1
: CHF 8.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
24 Weihnachtsgeschichten, die zu Herzen gehen. Sie wollen den Leser in der Weihnachtszeit begleiten und auf das Christfest einstimmen. Ideal zum Selberlesen und Verschenken. Besonderes Extra: Am Schluss des Buches sind zu jeder Geschichte Inhalt, Thema, Bibelstellen sowie die Lesezeit für die Verwendung in Gruppen angegeben.

Monika Büchel war von 1980 bis zu ihrer Pensionierung 2017 Redakteurin, Schriftleiterin und Projektkoordinatorin beim Bibellesebund. Sie liebt es, Geschichten zu erzählen, in denen Menschen die Größe Gottes erfahren, zählt Bildhauen zu ihren Hobbies und lebt in Gummersbach, wo sie sich auch in ihrer Kirchengemeinde und in der Flüchtlingshilfe engagiert. Für den Bibellesebund hat sie zahlreiche Bücher mit Geschichten herausgegeben und auch selbst etliche geschrieben.

Das schwarze Schaf

von Anneli Klipphahn

Jakob lümmelte sich auf seinen Stuhl und schaute zum Fenster hinaus. Was interessierte ihn das Geschwafel der Lehrerin über Weihnachtsbräuche? Er seufzte hörbar. Frau Micklich warf ihm einen tadelnden Blick zu, fuhr aber, ohne sich zu unterbrechen, mit ihren Ausführungen fort. Jakob hielt ihrem Blick stand und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Lehrerin schüttelte leicht den Kopf und wand sich Manuel zu, der von einer Weihnachtskrippe erzählte, die sein Urgroßvater schnitzte. Ja klar, dachte Jakob. So etwas musste ja kommen! Manuel, das Muttersöhnchen, ist viel zu brav und benimmt sich überhaupt nicht wie ein Junge der sechsten Klasse!

Schon seit Wochen nervten Jakob die Gespräche über Weihnachten und die Vorfreude der anderen darauf. Wenn es nach ihm ginge, würde er Weihnachten abschaffen. Es war ein Fest für alle, die eh schon auf der Sonnenseite des Lebens standen. Und die schwarzen Schafe wurden wieder einmal ausgegrenzt. Für ihn würde es auch in diesem Jahr kein richtiges Weihnachtsfest geben. So, wie es für ihn keine Familie gab. Wieder würde er das Fest im Kinderheim verbringen, zusammen mit einer Handvoll anderer Kinder, die ebenfalls nicht abgeholt wurden. Und Erzieherinnen, die genervt sein würden, weil sie an Weihnachten nicht freihatten. Sie würden wie immer Kartoffelsalat mit Würstchen essen, Kerzen anzünden, ein paar Geschenke bekommen und die selbst gebackenen Plätzchen essen. Einige, die Lust hatten, würden mit einer Erzieherin in die Kirche gehen. Aber darauf konnte er verzichten.

Am Nachmittag schnappte sich Jakob einen Fußball und ging hinaus. Der Sportplatz, der sich in der Nähe des Kinderheimes befand, lag einsam und verlassen da. Ja klar, dachte Jakob. Die Muttersöhnchen hocken zu Hause vorm Computer. Und Manuel sitzt wahrscheinlich brav bei seinem schnitzenden Urgroßvater. Wütend trat Jakob gegen den Ball und verfehlte knapp das Tor. Beim zweiten Mal traf er mitten hinein. Der dritte Ball landete in der rechten Ecke. Doch allein machte das keinen Sinn, wenigstens einer müsste da sein, der im Tor stand. Wenigstens einer. Wieder wanderten Jakobs Gedanken zu Manuel. Der hatte im Fußballturnier gegen die Parallelklasse im Tor gestanden und fast alle Bälle gehalten.

Während Jakob weiter nachdachte, trugen ihn seine Füße wie von selbst in Richtung des Hauses, in dem Manuel wohnte. Die Fenster waren geschlossen, es sah aus, als sei niemand da. Jakobs Blick fiel auf das Garagentor, auf dem ein Halteverbotsschild gemalt war. Eine tolle Zielscheibe, fand Jakob. Es war gar nicht so leicht, den Kreis mit dem Ball zu treffen. Er versuchte es wieder und wieder. Plötzlich wurde ein Fenster aufgerissen.

„Hey, was soll das?“, rief Manuel.

Jakob fuhr herum und grinste. „Nicht schlecht, eure Zielscheibe. Hab schon viermal einen Volltreffer gelandet!“

„Du spinnst wohl!“, schimpfte Manuel. „Das ist kein …“

„Kommst du mit zum Fußballplatz?“, unterbrach ihn Jakob.

Noch ehe Manuel antworten konnte, öffnete sich ein anderes Fenster und Manuels Mutter schaute heraus. Sie nickte Jakob zu und sagte: „Wir wollten gerade meine frisch gebackenen Plätzchen kosten, möchtest du hereinkommen?“

Jakob leckte sich über die Lippen. „Okay.“ Dann bückte er sic