KAPITEL EINS
Die Geräusche der geschäftigen Yacht verblassten, während sich in Emilys Kopf ihre gerade gesprochenen Worte wiederholten.
„Ich bin schwanger.“
Auf den Gesichtern von Daniel und Chantelle ihr gegenüber lag ein überraschter Ausdruck. Keiner von beiden sagte ein Wort. Emily selbst war ebenfalls zu überwältigt, um etwas Anderes hervorzubringen. Erst vor knapp einer Minute hatte der Schwangerschaftstest, den sie auf der Toilette des Yachtclubs gemacht hatte, ihre neue Realität enthüllt. Sie hatte das alles noch gar nicht richtig verarbeitet.
Schließlich brach Chantelle das Schweigen. Aber nicht mit Worten, sondern mit einem erfreuten Kreischen. Ihr Freudenschrei schien Daniel aus seiner Trance zu reißen. Er streckte seinen Arm über den Tisch und umschloss Emilys Hand fest. In seinen Augen glänzten Tränen.
„Wirklich?“
Emily nickte, wobei ihr Blick nicht von Daniel abwich. Sie wurde von einer Welle der Emotionen überrannt. Es war nicht nur der Schock, sondern auch Aufregung, Begeisterung und Freude. In ihr wuchs ein Baby! Sie bekam ein eigenes Kind! Sie und Daniel hatten ein neues Leben geschaffen. Ihre Liebe und Hingabe hatte ihnen diesen Augenblick unsagbaren Glückes beschert.
Chantelle begann, auf ihrem Stuhl auf und ab zu hüpfen. „Ich werde eine große Schwester!“, rief sie.
Der intensive Moment zwischen Emily und Daniel wurde gebrochen, als sie von Chantelles Begeisterung wieder in die Gegenwart gezogen wurden. Beide lachten und Emily nickte dem Mädchen bestätigend zu.
„Wann wird das Baby auf die Welt kommen?“, fragte Chantelle ungeduldig.
Emily zuckte mit den Schultern, denn sie hatte immer noch Schwierigkeiten, diese neue Wirklichkeit zu akzeptieren. „Das weiß ich noch nicht.“
Sie rechnete in ihrem Kopf zurück, in dem Versuch, herauszufinden, wann sie schwanger geworden sein könnte. Doch das Baby war nicht geplant gewesen, egal, wie sehr sie sich darüber freuten. Es war ein glücklicher Unfall, der irgendwann geschehen war.
Emily dachte an die seltsamen Schwindelanfälle, die sie in letzter Zeit gehabt und die sie auf Stress geschoben hatte, sowie an die zahlreichen Momente, in denen ihr übel gewesen war, was sie auf Nervosität zurückgeführt hatte. Waren das etwa schon die ersten Anzeichen der Schwangerschaft gewesen? In letzter Zeit war so viel geschehen – die Hochzeit, die Adoption, ihr Vater und Roman Westbrook – dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass ihre Periode ausgeblieben war. Als sie so darüber nachdachte, stellte sie fest, dass sie ihre letzte Periode eine Woche vor der Hochzeit gehabt hatte. Das war schon Wochen her. Wenn sie in ihren Flitterwochen schwanger geworden war, dann hätte sie womöglich schon die Hälfte des ersten Trimesters geschafft!
„Wir müssen mit einem Arzt reden“, erklärte Emily Chantelle. „Er wird dann herausfinden können, wie lange ich schon schwanger bin und wann das Baby auf die Welt kommen wird.“
„Aber das wird immer noch viele Monate dauern“, fügte Daniel hinzu. „Du musst also geduldig sein.“
Das war jedoch nicht gerade Chantelles Stärke.
„Können wir einen Kalender erstellen?“, fragte sie mit großen und glitzernden Augen. „Damit wir die Tage herunterzählen können?“
Emily strahlte, berührt von Chantelles Begeisterung. „Das hört sich wunderbar an“, meinte sie.
„Kann er richtig groß sein?“, fuhr Chantelle fort. „So groß wie eine ganze Wand?“ Sie streckte ihre Arme so weit sie konnte aus.
Emily nickte. „Okay!“
„Mit Regenbogenfarben?“
„Wenn du das möchtest.“
„Und mit Glitzer?“
Emily lachte. „Das hört sich toll an.“
Es war solch eine Erleichterung zu wissen, dass Chantelle sich für sie freute. Sheilas Schwangerschaft hatte in Chantelle eine Welle an Emotionen ausgelöst, gepaart mit der Tatsache, dass ihr Schulfreund Toby auch bald ein großer Bruder werden würde. Emily war leicht besorgt gewesen, dass Chantelle nicht gut auf die Neuigkeiten reagieren würde. Doch bisher schien sie nur begeistert zu sein.