: Kirsten Brünjes
: Herzsplitter Welchem Teil folgst du, wenn dein Herz zerbricht?
: Gerth Medien
: 9783961224593
: 1
: CHF 4.40
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die fünfzehnjährige Charlie ist hin- und hergerissen zwischen drei Welten: der Welt ihrer Mutter und deren Freund, der Welt ihres Vaters und dessen neuer Familie - und der Welt ihrer Großeltern. Mitten in diesem Gefühlschaos lernt sie Deborah kennen, eine neue Mitschülerin. Deborahs Familie ist kürzlich umgezogen und in ihrer neuen Klasse trifft sie auf Charlie. Aber warum ist es so schwierig, an dieses Mädchen heranzukommen? Ein Roman über zwei Freundinnen, ihre Gedanken, Träume und Sehnsüchte - abwechselnd aus Charlies und Deborahs Perspektive erzählt. Ab 13 Jahren.

Kirsten Brünjes ist Autorin und arbeitet an unterschiedlichen Orten mit Kindern und Jugendlichen. In ihre Geschichten fließen neben der Fantasie auch viele wahre Begebenheiten ein. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Kierspe.

Charlie

Das ist einfach ungerecht!
Ich bin hier so überflüssig wie Bauchschmerzen!

Ein lauter Knall lässt mich aus meinen Träumen schrecken. Ich schaue auf mein Handy: halb sieben, und das an einem Sonntag! Damit ist auf jeden Fall geklärt, wo ich heute wach werde. Ein Knall früh um halb sieben bedeutet: Ich habe Papa-Wochenende. „Chelsea-Zeit“, wie mein Vater sagt. Chelsea ist sein Spitzname für mich. Papa istFC-Chelsea-Fan: Lieblingstochter und Lieblingsverein, früher zumindest war das mal so …

So einen Krach können nur Marlon und Melvin machen.

„Hab ich gar nicht, du Arsch!“, höre ich aus dem Flur.

Ich ziehe mir die Decke über den Kopf und stöhne. Wenn meine Fast-Stief-Brüder erst mal wach sind, gibt es keine ruhige Minute mehr. Und so turnt zehn Minuten später der sechsjährige Marlon durch mein Bett und flüstert mir deutlich ins Ohr: „Chelsea, bist du schon wach? Liest du mir was vor? Melvin will nicht mehr mit mir spielen. Biiiiitte!“

„Marlo!“, rufe ich ungehalten, „es ist mitten in der Nacht! Geh wieder ins Bett!“

Der Junge setzt sich aufrecht in mein Bett und schaut mich an. „Nee, das stimmt nicht. Guck mal, es ist schon hell! Du musst nur die Augen aufmachen, wirklich. Und Mama sagt, wenn es hell ist, darf ich aufstehen!“

Ich drehe mich missgelaunt um. „Marlo, das hat deine Mama im Winter gesagt. Jetzt ist fast Sommer!“

Marlon legt den Kopf schief. „Und warum soll das jetzt nich mehr gilden, he?“

Jetzt bin ich so richtig wach. „Das heißt gilt!“, schreie ich.

„Du hast mir gar nichts zu sagen!“, schreit Marlon zurück. „Du bist nicht meine Mama. Noch nich mal meine richtige Schwester. Spiel doch alleine!“ Und schon ist er verschwunden.

Na toll! Ich drücke mein Gesicht ins Kissen. Erst wird man geweckt, dann beschimpft, und das alles mitten in der Nacht. Wie hält Papa das nur aus? Der hatte es doch so gut mit uns, mit Mama und mir!

Seit drei Jahren sind meine Eltern nun schon getrennt. Der Tag ist so klar in meinem Kopf eingebrannt, als wäre es gestern gewesen.

„Chelsea-Schatz!“, hatte Papa gesagt. „Wir müssen dir etwas sagen!“

Das hatte sich so besonders angehört, wahrscheinlich, weil Papa sonst nie etwas mit mir zu klären hatte. Dafür war immer Mama zuständig.

Ja, es war tatsächlich besonders, aber besonders schrecklich. Mama hatte mich in den Arm genommen und mit mir geweint. „Charlotte, mein großes Mädchen“, hat sie gesagt, „glaub mir bitte, es ist besser so. Ich möchte nicht, dass Papa und ich uns streiten. Du magst doch auch keinen Streit. Wir haben uns so sehr auseinandergelebt, dass es ohne Streit nicht geht. Das wollen wir dir und uns nicht antun. Das