: Jennifer Marshall Bleakley
: Joey - Wie ein blindes Pferd uns Wunder sehen ließ Ein wahre Geschichte
: Gerth Medien
: 9783961224487
: 1
: CHF 6.70
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Sportpferd ist Joey der Traum eines jeden Pferdebesitzers. Doch eine Verletzung sorgt für das vorzeitige Karriereaus, und Joey wird von einem Besitzer zum nächsten weitergereicht. Am Ende findet man ihn in einem schäbigen Unterstand - verwahrlost, verängstigt und blind. In diesem Zustand kommt Joey auf 'Hope Reins' an, einer Pferderanch, die sich auf die Arbeit mit traumatisierten und psychisch belasteten Kindern spezialisiert hat. Hier blüht das geschundene Pferd auf und zeigt, was wirklich in ihm steckt. Denn die Veränderungen, die Joey bei den Kindern und Mitarbeitern bewirkt, grenzen so manches Mal an ein Wunder ... Eine wahre und zutiefst bewegende Geschichte über Treue, Freundschaft und Heilung, die aufzeigt, dass Gott ein Herz für die Zerbrochenen hat. Und dass es sich lohnt, ihm zu vertrauen und voller Zuversicht weiterzugehen.

Jennifer Marshall Bleakley hätte sich niemals träumen lassen, einmal ein Buch über Tiere zu schreiben - bis sie das Pferd Joey traf. Als ehemalige Trauerbegleiterin für Kinder und Familien interessierte sie sich für die Arbeit auf 'Hope Reins', wo sie den blinden Appaloosa kennen- und lieben lernte und beschloss, seine bewegende Geschichte zu Papier zu bringen. Mittlerweile ist von ihr außerdem das Andachtsbuch 'Hoffnung kommt auf leisen Pfoten' erschienen. Mit ihrem Mann und zwei Kindern lebt sie im US-Bundesstaat North Carolina.

KAPITEL 1

Kim Tschirret fragte sich, ob sie das Richtige tat. Nervös ballte sie die Hände in ihren Jackentaschen zu Fäusten und kaute auf ihrer Unterlippe, während sie in der Scheune wartete.

„Ich bin so aufgeregt“, flüsterte sie ihrer Freundin Barb Foulkrod zu, die sich großzügig bereit erklärt hatte, frühmorgens von North Carolina nach Virginia zu fahren, um mit ihr zusammen das Pferd abzuholen, von dem Kim pausenlos erzählte. Als sie ankamen, wurden sie von Tom Comer, dem Eigentümer der weitläufigen Farm, warmherzig begrüßt. Tom hatte eigene Pferde, hielt aber auch einige bedürftige Pferde für die Pferderettungsgesellschaft in Pflege.

Barb legte beschwichtigend eine Hand auf Kims Rücken. Sie und Kim – beide Anfang vierzig und beide mit einer langen blonden Ponyfrisur – hätten Schwestern sein können.

„Vertrau deinem Bauchgefühl, Kim“, flüsterte sie zurück.

Vertrauen. Aus Barbs Mund klang das so einfach.

Theoretisch gesehen gab es keinen Grund, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ob sie einem vor Kurzem geretteten Pferd ein dauerhaftes Zuhause bieten wollte. Schließlich benötigte die Pferdetherapie-Ranch, die Kim in Raleigh betrieb, neue Pferde. Aberdieses Pferd? Vielleicht war sie doch zu voreilig gewesen.

Als sich die Stalltür öffnete, kam das trotz seiner Magerkeit schönste Pferd heraus, das Kim je gesehen hatte. Sie hielt den Atem an. Es war wundervoll. Es hielt den Kopf hoch. Eine cremeweiße Mähne wehte in der leichten Brise. Es sah majestätisch aus.

„Oh Mann …“, flüsterte sie.

Sie hatte schon früher Appaloosas gesehen. Tatsächlich wartete voller Ungeduld ein weiteres Pferd dieser Rasse in dem gemieteten Pferdeanhänger, den sie in der Auffahrt geparkt hatte. Sie hatte diese Rasse von jeher geliebt – mit ihrem reich gesprenkelten Fell, der getüpfelten Nase, den menschenähnlichen Augen. Doch nie zuvor hatte sie ein solches Prachtexemplar gesehen. Es war ein Leopard-Appaloosa, sein weißes Fell war mit Hunderten schwarzer Flecken gesprenkelt. Der vordere Teil seines Körpers war mit kleinen, eng zusammenliegenden Sprenkeln übersät, während der Rücken mit größeren Flecken verziert war. Kim musste an das Fell eines Dalmatiners denken.

„Nun, hier ist er“, sagte Tom. „Das ist Joey.“

Kim und Barb kamen langsam näher und Kim hielt ihre Hand als freundliche Begrüßungsgeste unter die Nüstern des Pferdes. „Hi, Joey. Schön, dich kennenzulernen.“

Der Appaloosa sog ihren Geruch ein, dann blies er begrüßend durch die Nüstern. Seine schwarz-rosa Lippen versuchten, versteckte Leckerbissen in ihrer geschlossenen Faust aufzuspüren. Kim hob ihre Hand höher, um die kräftige Backe zu streicheln, wobei ihr Zeigefinger auf mehreren unterschiedlich großen Sprenkeln verweilte – ein großer Tupfer mit einem tiefschwarzen Zentrum wurde von einem helleren Ring umgeben, ein mittelgroßer Fleck hatte die Form einer Birne, und dann waren da noch mehrere kleine Tupfer, die ineinander übergingen und das weiße Fell an dieser Stelle grau erscheinen ließen.

„Wie schön du bist!“, sagte sie und kam noch näher.

Joey senkte den Kopf, seine Backe streifte flüchtig ihre Wange. Kim atmete tief ein. Beinahe andächtig genoss sie die Berührung, den Augenblick. Frau und Pferd standen einige Herzschläge lang zusammen, bevor Joey den Kopf senkte und nach einem Büschel Gras suchte.

„Tom, vielen Dank, dass du an uns gedacht hast“, sagte Kim. „Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob wir für diese Herausforderung bereit sind – aber irgendetwas an diesem B