Das Wort
VON EINEM INSPIRIERTEN TRAUMWIND aus der Nacht des Tales getragen, stand ich unter einem klaren Himmel aus reinem Gold am Rand einer Straße in einem außerordentlich bergigen Land. Ohne hinzusehen, ahnte ich den Glanz, die Ecken und Facetten eines ungeheuren Klippenmosaiks, blendende Abgründe und das spiegelgleiche Glitzern einer großen Menge von Seen, die irgendwo unter, hinter mir lagen. Meine Seele war ergriffen von dem Gefühl eines himmlischen Irisierens, der Freiheit, der Erhabenheit: Ich wusste, ich war im Paradies. Dennoch erhob sich in dieser Erdenseele ein einziger Erdengedanke wie eine stechende Flamme – und wie eifersüchtig, wie finster schirmte ich ihn ab gegen die Aura der gewaltigen Schönheit um mich her. Dieser Gedanke, diese nackte Leidensflamme, war der Gedanke an meine irdische Heimat. Barfuß und ohne einen Pfennig erwartete ich am Rand dieser Bergstraße die gütigen, leuchtenden Himmelsbewohner, indes ein Wind wie das Vorgefühl eines Wunders in meinem Haar spielte, die Schluchten mit einem kristallenen Summen füllte und in der sagenhaften Seide der Bäume raschelte, die zwischen den Felsklippen entlang der Straße in Blüte standen. Hohes Gras leckte an den Baumstämmen empor wie die Zungen eines Feuers; große Blüten lösten sich geräuschlos von ihren glitzernden Zweigen, schwebten wie bis zum Rand mit Sonnenschein gefüllte fliegende Pokale durch die Luft und blähten ihre durchscheinenden konvexen Blätter. Ihr süßes, feuchtes Aroma erinnerte mich an die besten Dinge, die ich in meinem Leben erfahren hatte.
Plötzlich füllte sich die Straße, an der ich atemlos von all dem Schimmer stand, mit einem Sturm von Flügeln. Aus den blendenden Tiefen strömten die Engel herbei, die ich erwartete, und ihre zusammengelegten Flügel wiesen scharf nach oben. Ihr Schritt war ätherisch; sie waren wie farbige Wolken in Bewegung, und bis auf das verzückte Zittern ihrer strahlenden Wimpern waren ihre transparenten Gesichter unbewegt. Zwischen ihnen flogen türkisfarbene Vögel mit einem glücklichen Mädchenlachen, und mit ihnen des Wegs kamen mit federnden Sprüngen geschmeidige, orangefarbene, phantastisch schwarz getüpfelte Tiere. Die Wesen wanden sich durch die Luft und streckten lautlos ihre Seidenpfoten nach den fliegenden Blüten aus, während sie sich mit blitzenden Augen an mir vorbeidrängten.
Flügel, Flügel, Flügel! Wie kann ich ihre Windungen und ihre Farben beschreiben? Sie waren ohne Maßen stark und weich – gelbbraun, violett, samtschwarz, mit feurigem Staub an den abgerundeten Enden ihrer gebogenen Federn. Wie steile Wolken standen sie gebieterisch über den leuchtenden Schultern des Engels; gelegentlich entfaltete einer in einer Art wunderbarer Verzückung, als könne er sein Glück nicht länger zurückhalten, plötzlich einen einzigen Augenblick lang seine geflügelte Schönheit, und es war, als bräche die Sonne hervor wie das Funkeln von Millionen Augen.
Sie schritten in Scharen an mir vorüber, den Blick himmelwärts gerichtet. Ihre Augen waren wie jubelnde Abgründe, und in diesen Augen sah ich die Synkope des Flugs. Sie kamen mit gleitenden Schritten, überschüttet mit Blumen. Die Blumen verloren im Flug ihren feuchten Schimmer; die glatten, strahlenden Tiere spielten, während sie wirb