: Antje Windgassen
: Von der Elbe in die Neue Welt Historischer Roman
: Gmeiner-Verlag
: 9783839266724
: 1
: CHF 9.60
:
: Historische Kriminalromane
: German
: 407
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Bevölkerung von Schiplage ist in Sorge und befürchtet, dass sich auf dem nahen Gut Warmenau Hexen festgesetzt haben. Anneke und ihre Tochter Catarina stehen unter Verdacht. Als dann auch noch eine gesuchte Mörderin auftaucht, ist der Mob davon überzeugt, dass sich auf Warmenau ein »Nest des Bösen« eingerichtet hat. Man will die Hexen brennen sehen. Die Verleumdeten müssen ihre Flucht planen - Virginia ist ihr Ziel. Bevor sie jedoch in der Neuen Welt von vorn beginnen können, müssen sie eine gefährliche Reise über den Atlantik antreten.

Antje Windgassen ist in Hamburg geboren und aufgewachsen. Nach einem 14-jährigen Abstecher ins Nordrhein-Westfälische lebt die Historikerin heute mit ihrer Tochter in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein. Seit 1986 schreibt sie vorrangig als freie Autorin und Fachjournalistin für Magazin- und Zeitschriftenverlage. Schwerpunktthemen ihrer bisher publizierten Bücher sind historische Frauenfiguren. Als echtes »Nordlicht« liebt Windgassen das Meer und dann und wann auch eine »steife Brise«. Ein scharfer Ostwind, so behauptet sie, ist wie geschaffen dafür, einem die nötige Standfestigkeit um die Ohren zu pfeifen.

Erstes Kapitel


Es war einsonniger Septembermorgen im Jahr des Herrn 1651 und von der Chiesa di Santa Maria della Sanità schlug es zur neunten Stunde. Die Hitze hatte die Stadt Strongoli noch nicht erreicht. Die Luft war klar und duftete würzig nach wilden Kräutern und Feigen.

Im Hof der Crisopulli-Villa in der Via Vallone wartete eine Kutsche, abfahrbereit, mit eingespannten Pferden. Unten, im Hafen von Strongoli, sollte heute die kleine Kapelle geweiht werden, die Anneke anlässlich des dritten Todestages ihres Gemahls gestiftet hatte. Anschließend würde darin ein Gedenkgottesdienst zu ehren Don Luigis abgehalten werden – ein Liebesdienst, den die Witwe ihrem verstorbenen Gemahl erwies.

Anneke und ihre Kinder verließen die Villa und bestiegen die Kalesche. Maarten van Aelst folgte ihnen, doch bevor auch er im Inneren des Gefährts verschwinden konnte, bemerkte er einen Mann am Tor des Anwesens, der ihn zu sich heranwinkte.

Verwundert ging er zu ihm hinüber. Was mochte der Bursche von ihm wollen? Er hatte ihn noch nie gesehen und kannte auch sonst, außer den Menschen, die zum Haushalt der Crisopulli gehörten, kaum jemanden in dieser Stadt.

»Ich habe gestern gesehen, dass auf der Poststation ein Brief liegt, der aus dem Reich kommt«, sagte der Fremde. »Er ist zwar an Donazella Catarina adressiert, aber es heißt, dass dieses Dokument auch von Euch dringend erwartet wird. Ich dachte, diese Nachricht wäre von Interesse für Euch. Zumal in wenigen Minuten der Postreiter eintrifft, der die Station öffnen und Euch den Brief aushändigen könnte.« Der Kerl lächelte, ließ dabei sein schadhaftes Gebiss sehen und hielt vorsorglich schon einmal die Hand auf.

Maarten wunderte sich nicht über die Auskunft. Er war viel zu froh und erleichtert, dass Jakob sich endlich gemeldet hatte, als zu hinterfragen, woher der Fremde sein Wissen hatte. Schließlich warteten sie seit zwei Wochen auf eine Nachricht des Freundes und hatten sich bereits Sorgen gemacht.

Der sonst so misstrauische Utrechter dankte dem Burschen herzlich, drückte ihm eine Münze in die ausgestreckte Hand und lief zurück zur Kutsche. Auf dem Weg rief er einem Diener zu, dass dieser Wotan satteln möge, einen der Friesen, die Anneke und er aus den Niederlanden mit nach Strongoli gebracht hatten. Zu den Wartenden sagte er hingegen: »Ich habe noch etwas zu erledigen. Fahrt schon zum Hafen hinunter. Ich komme gleich nach. Es wird gewiss schnell gehen und ich hole euch noch auf dem Weg ein.«

Auf die erstaunten Fragen antwortete er mit einem geheimnisvollen Lächeln.

»Lasst euch überraschen.«

Gleich darauf rollte die Kalesche vom Hof, während Maarten seinen Friesen bestieg und den Weg zur Poststation einschlug.

Ausgerechnet heute war der Postreiter, der normalerweise so rechtzeitig eintraf, dass man nach ihm die Uhr hätte stellen können, nicht pünktlich.

Unruhig ging Maarten auf dem Platz vor der Station auf und ab. Wenn der Mann noch lange auf sich warten ließ, würde er sich am Ende noch zur Einweihung der Hafenkapelle verspäten. Das würde Anneke ihm gewiss übel nehmen. Warum nur hatte er nicht m