: Lisa Kirsch
: Das Glück in vollen Zügen Roman
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104912264
: 1
: CHF 9.00
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: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nächster Halt Liebe - Lisa Kirsch hat die romantischste Liebeskomödie des Sommers geschrieben, perfekt für Leserinnen von Meike Werkmeister und Petra Hülsmann. Marie liebt ihr Leben im kleinen Bauwagen am Ammersee. Aber ihren Traumjob in München würde sie nie aufgeben. Deshalb pendelt sie. Alles kein Problem, wenn da nicht die ständigen Bahn-Verspätungen und die Marotten ihrer Mitreisenden wären. Besonders der Benzin-Neandertaler, der immer lautstark mit seinen BMW-Kollegen telefoniert, geht ihr auf den Senkel. Schade, denn er sieht verdammt gut aus. Der angebliche Benzin-Neandertaler heißt Johannes und findet Marie eigentlich ganz süß, traut sich aber nicht, sie anzusprechen. Wie hat man das nur vor Tinder gemacht? Dann ist Marie eines Tages nicht mehr im Zug, und Johannes merkt: Er will sie unbedingt wiedersehen.

Lisa Kirsch, geboren 1987, ist mit ihren fröhlichen Liebesromanen stets am Puls der Zeit und auf der Suche nach den Dingen, die uns wirklich glücklich machen. Seien es Zufallsbekanntschaften in der S-Bahn (»Das Glück in vollen Zügen«) oder das Gärtnern umgeben von seinen Lieblingsmenschen (»Querbeet ins Glück«). Sie hat Europäische Literatur studiert und lebt mit ihrer gehörlosen Hündin Rosali in einer Altbauwohnung in Berlin-Neukölln. Da sie sich gerne in verschiedenen Genres bewegt, schreibt sie auch unter den Pseudonymen Miriam Georg und Mina Gold.

3


Als ich den Kies der Auffahrt erreichte und mich gerade in den Sattel schwingen wollte, ertönte hinter mir ein schriller Schrei.

»Mariiii-lee!!«

Ich fuhr erschrocken herum. Warum um Gottes willen war meine Mutter um diese Zeit schon wach?

»Mama, wie siehst du denn aus?«

Meine Mutter stand oben auf dem Balkon und schaute missbilligend auf mich herunter. Sie war in ihren seidenen Morgenmantel gewickelt, und ihr Gesicht war bedeckt von einer schwarzen Crememaske.

»Das Gleiche könnte ich dich fragen! Du musst sofort hochkommen!«

»Ich kann nicht, ich muss die S-Bahn kriegen!«

»Nimmst du eben eine später! Ich muss deine Taille abstecken!«

»Wie bitte?«

»Die Schneiderin! Ich habe es total vergessen, sie hat das Kleid geschickt. Wir müssen schauen, ob es auch passt!«

Ich atmete einmal tief ein und aus. »Mama, ich habe dir doch gesagt, ich brauche kein Kleid. Ich arbeite direkt neben Peek & Cloppenburg, ich kaufe mir einfach eins!«

Meine Mutter schnaubte nur. So antwortete sie immer, wenn das, was ich sagte, so abwegig für sie war, dass sie es keiner weiteren Antwort würdigen wollte. »Sie hatte deine Maße, und ich habe ihr gesagt, du magst Blau. Brauchst du eben nicht mehr einkaufen gehen, sei lieber dankbar. Es muss heute sein, sonst wird sie nicht fertig, die Gala ist schon übermorgen! Los, es dauert ja nur zwei Minuten!«

Ich wusste, dass es nicht nur zwei Minuten dauern würde, aber ich wusste genauso gut, dass Widerstand keinen Zweck hatte. Wenn die Stimme meiner Mutter diesen Ton annahm, konnte man nur strammstehen.

Ich ließ das Fahrrad fallen und zog mein Handy aus der Jeanstasche. Während ich die Stufen zur Haustür hinaufrannte, tippte ich eine Nachricht an meine Chefin Nadine.Werde die frühe Bahn nicht kriegen, sorry, Notfall mit meiner Mutter. Aber zur Präsentation bin ich da!!

Das will ich auch schwer hoffen! War die postwendende Antwort.

Hundertpro!

»Mariele!!« Das Schreien meiner Mutter ließ mich kurz zusammenzucken. »Bin ja schon da, jetzt kreisch halt nicht so!« Ich ließ den Schlüssel neben der Haustür auf den Boden fallen – eine alte Angewohnheit, von der ich sicher war, dass sie mit meinem ausgeprägten Fluchtinstinkt zu tun hatte, der immer besonders stark zu werden schien, wenn meine Mutter in der Nähe war – und lief nach oben, wo sie bereits im Schlafzimmer hin und her eilte. Auf dem riesigen Bett mit Blick auf den See lagen bunte Kleider übereinandergestapelt, mehrere Paar hochhackige Schuhe standen im Raum verteilt, und es herrschte allgemeines und ungewohntes Chaos.

»Mama, was bist du denn so gehetzt, es ist noch nicht mal sieben!« Ich ließ meinen Rucksack aufs Bett fallen und küsste meine Mutter aufs Ohr.

»Ich habe heute das Mittagessen mit den Frauen vom Charity-Verband. Oh, Vorsicht!« Meine Mutter drückte mich an sich, schob mich dann aber schnell wieder weg, damit ich die Creme auf ihrem Gesicht nicht aufs T-Shirt bekam.

»Ach, stimmt ja. Deswegen die Maske.«

»Aktivkohle! Ich muss alle Register ziehen, diese Frauen sind wie Hyänen. Letztes Mal hat Regina gesagt, dass ich ›ja schon viel besser‹ aussehe.Schon viel besser! Diese unverschämte Person!«

»Sie hat es sicher nett gemeint.«

»Nett. Die wissen gar nicht, was das ist. Sie haben mich nur aufgenommen, weil