Ärger ist ein wichtiges Gefühl und nichts Schlechtes. Gefühle müssen nicht ausgemerzt werden. Zeigt ein Kind seinen Groll, dann will es eigentlich fragen: »Darf ich zeigen, dass ich mich ungerecht behandelt fühle oder mich davor fürchte, allein zu sein? Hört mir jemand zu? Ist mein Empfinden wichtig?« Ärger ist ein Mittel, die eigene Erfahrung mitzuteilen und zu verteidigen. Das ist eine unabdingbare Fähigkeit in menschlichen Beziehungen oder wenn es darum geht, seine Rechte zu verteidigen.
Gefühle lenken Ihre Aufmerksamkeit auf einen Umstand, der Sie stört, und gebieten Einhalt. Sie spornen uns an, zu handeln und die Situation zu verändern. Dabei geht es um Werte und Bedürfnisse. Vielleicht ist etwas Entscheidendes bedroht, wie beispielsweise die Sicherheit, das Wohlbefinden, das Recht auf Ruhe und Schlaf oder das Bedürfnis nach Nähe. Für wichtige Werte muss man eintreten.
Beispiel vom störenden Lärm
Stört es Sie manchmal, wenn Ihr Wandnachbar zu laut Musik hört? Sie haben es eine Zeit lang hingenommen, dann sind Sie sauer geworden und haben an die Wand geklopft? Wenn die Musik lauter wurde, haben Sie stärker an die Wand geklopft, bis die Musik aufhörte. Ruhe und Zufriedenheit haben von Ihnen Besitz ergriffen.
Ärger keimt in einer Situation auf, bewirkt eine Veränderung und führt zu einem guten Endergebnis. Ärger keimt auf, wenn etwas die eigene Ruhe stört. Er verschwindet, wenn wieder Ruhe einkehrt. Schwierige Gefühle verraten, was für Sie wichtig ist, und helfen, Wichtiges zu verteidigen. Ärger, Zorn, Trotz und andere starke, schwer auszuhaltende Gefühle sind somit auch notwendig. Sie verleihen Kraft und Mut, die eigene Meinung zu sagen, sich zu verteidigen und die Welt zu verändern. Zorn und die Überwindung von Rückschlägen bringen uns voran. Jemand, der sauer ist, möchte etwas Gutes bewirken und die Welt wieder friedlich und sicher machen.
Die Aufgabe des Gefühls ist es, das ruhige, zufriedene Befinden wiederherzustellen. Hat das Gefühl seine Aufgabe erledigt, flaut es ab und verschwindet. Aggression entsteht also, wenn sie gebraucht wird, und verleiht uns Energie zum Handeln. So einfach ist es bei Erwachsenen. Das Gefühl flammt bei Bedarf auf. Ansonsten sind wir Erwachsenen eigentlich ziemlich entspannt.
Bei Kindern und Jugendlichen aber ruft die Reifung des Gehirns entwicklungsbedingt Trotz und Aggression hervor. Das kann auch passieren, wenn die Bedingungen eigentlich ruhig und angenehm sind. Alles ist gut, aber Kind oder Jugendlicher sind trotzdem unzufrieden oder wütend und begegnen ihren Eltern mit Trotz. Sie durchlaufen dieStufen der Aggression, Entwicklungsphasen, für die sie nichts können, weil sie unvermeidlich und notwendig sind. Die Eltern sollten sich durch ihnen entgegengebrachten Trotz nicht verletzt fühlen, denn er ist Teil der natürlichen Entwicklung. Aufgabe der Eltern ist es, ihr Kind zu tolerieren, zu unterstützen und geduldig zur nächsten Stufe zu führen.
Worüber ärgern Sie sich?
Welche Dinge ärgern Sie am meisten? Wann oder in welchen Situationen regen Sie sich in der Regel auf? Was für ein Verhalten bringt Sie auf die Palme? Werden Sie wütend, wenn sich jemand im Verkehr unvorsichtig verhält oder Ihr Lieblingssportverein verliert? Ärgern Sie sich, wenn Sie jemand beschimpft, Ihnen die Zunge rausstreckt oder den Mittelfinger zeigt?
Schreiben Sie Dinge, die Sie ärgern, auf. Das Gefühl der Wut kündet auch davon, was Ihnen wichtig ist und dass Sie über viel emotionale Energie verfügen.
Auch im FaktenkastenWenn die Ärgerkontrolle im Gleichgewicht isthier ist vom Nutzen und dem Kraftgewinn durch Aggressionskontrolle die Rede. Überwindung von Rückschlägen, der Wille und Zorn sind gute und starke Kräfte. Sie geben dem Leben Energie. Das ist eine gute Sache. Genau genommen ist das eine großartige Sache.
Ein starker Wille hilft, Dinge im Leben zu erreichen. Ein Prozess, den man als »Inneren-Motor-in-Gang-Setzen« bezeichnen könnte, verleiht Kräfte, es noch mal zu versuchen, wenn man Rückschläge erlitten hat. Starke