: Ronnie Bresich
: Sündengarten. Thriller
: Verlagshaus Hernals
: 9783902975935
: 1
: CHF 6.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 338
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Der Journalist Jakob Habanek verursacht einen tödlichen Verkehrsunfall. Sein Versuch, sich deshalb das Leben zu nehmen, wird vereitelt. Habaneks zweite Chance entwickelt sich immer mehr zu einem Albtraum, aus dem er zu erwachen versucht, bis er erkennen muss, dass es kein Entrinnen mehr gibt.

Kapitel 1


Nirgendwo


»Sag es noch einmal, Jakob, sonst kann ich es nicht glauben.«

Das war die Reaktion meiner Frau auf mein Versprechen, nie wieder im Leben eine Zigarette anzufassen. Und als ich es ihr auch noch hoch und heilig schwor, war sie so aufgekratzt, dass ich glaubte, sie würde sich jeden Moment ins Höschen machen. Denn für die brave Anita, die biologisch abbaubare Möbel kaufte, ihren Toyota Hybrid vergötterte und uneingeschränkt hypervegan lebte, war jeder einzelne Glimmstengel grausamster Mord an meiner Lunge (und an der Umwelt sowieso).

»Du könntest genauso gut den Asphalt auf der Straße abschlecken, so viel Teer ist da drinnen«, hatte sie mir zuvor schon unzählige Male vorgehalten. Und wissen Sie was? Als sie mich als Gegenleistung für Sex ein Januarwochenende lang auf Entzug gesetzt hat, habe ich das sogar ernsthaft erwogen. Gerettet hat mich damals nur unser Terrier, den ich allein am Sonntag fünf Mal hinausgeführt habe, bloß um hinter der nächsten Mauerecke eine schnelle Zigarette durchzuziehen.

Klar wusste ich immer, dass es weit bessere Ehemänner auf dieser Welt gab. Männer, die nicht das Geschenk am dritten Hochzeitstag vergaßen und stattdessen mit gekreuzten Fingern hinter dem Rücken versprachen, das Rauchen aufzugeben. Männer, die Blumen am Valentinstag heimbrachten und mit der Liebsten fein ausgingen, anstatt mit Kumpels in der Bar einen zu heben und es danach auf den stressigen Job zu schieben. Männer, die auch einmal etwas anderes – beispielsweise ihre Frau - als nur ihr Ego befriedigten.

Ich hielt mich in meiner Rolle als Ehemann aber für durchaus akzeptabel, nicht perfekt, freilich, zumal ich dem abgedroschenen Klischee gerecht wurde, dass ich jedem Rock hinterher sah. Aber ich verbrannte mir nur selten die Finger, bis auf zweimal, und da würde ich es eine zwanghafte Affaire nennen, eine einmalige Gelegenheit, die sich kein Mann entgehen lassen konnte - so wie man sich unbedingt kratzen muss, wenn es einen fürchterlich juckt.

Anita wäre so ein Seitensprung natürlich nie im Leben passiert und ich bin mir nicht sicher, wie sie reagiert hätte, wenn sie von meinen erfahren hätte. Vermutlich hätte sie versucht, die Ehe bis zur Selbstaufgabe zu erhalten, bloß um ihrem Vater nicht eingestehen zu müssen, dass er völlig recht hatte, als er ihr von einer Ehe mit diesem Nichtsnutz abgeraten hatte. Deshalb dachte ich, es gäbe nichts auf dieser Welt, das Anita mir nicht verzeihen würde. Aber glauben Sie mir, es gibt immer eine Grenze, auch für eine sich selbstaufopfernde Frau.