: Harry Voß
: 13 Wochen
: Bibellesebund Verlag
: 9783955683092
: 1
: CHF 10.70
:
: Abenteuer, Spielgeschichten, Unterhaltung
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit dem furchtbaren Gewitter ist nichts mehr so, wie es war. Simon erlebt merkwürdige Dinge: Gegenstände verschwinden, eine Freundin kennt Geheimnisse, die Simon nicht verraten hat, und er entdeckt eine mysteriöse Person, die ihn beobachtet. Ist dies eine Falle? Ein Traum? Eine Vision? Als sich das Rätsel löst, geht der Ärger erst richtig los. Um Schlimmes zu verhindern, muss Simon handeln. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. 13 Wochen lang sieht Simon die Welt mit anderen Augen, die ihn viel über sich und sein Leben erkennen lassen.

Harry Voß, geboren 1969, ist seit 1995 als Referent für die Arbeit mit Kindern (und inzwischen als Leiter des Bereichs Arbeit mit Kindern) beim Bibellesebund tätig. Er ist zu Lesetouren, Kinderbibeltagen, Kinderfreizeiten und Bibel-Action-Tagen unterwegs. Als Schriftsteller wurde er vor allem durch die Schlunz-Serie bekannt (7 Bücher, Hörspiele, Verfilmung), außerdem stammen die Abenteuer von 'Ben& Lasse' von ihm, ebenso wie zwei Jugendbücher ('13 Wochen', 'Gefangen in Abadonien'). Harry Voß ist verheiratet mit Iris Voß und hat zwei Kinder. Er engagiert sich in der evangelischen Kirchengemeinde in Gummersbach, arbeitet ehrenamtlich im Christlichen Verein junger Menschen (CVJM) mit und lebt mit seiner Familie in Gummersbach (NRW).

1. Kapitel


Was für ein Gewitter! Simon starrte in das Dunkel der Nacht hinaus. Da, der nächste Blitz! Was für eine Wahnsinns-Naturerscheinung, wenn so ein Blitz wie eine gelbe Flusslandschaft den schwarzen Himmel durchpeitscht. In Gedanken zählte er mit. Einundzwanzig, zweiundzwanzig … der Donner kam so plötzlich und mit solch einer Wucht, dass Simon zusammenzuckte. Zum Glück war niemand außer ihm in seinem Zimmer. Eigentlich war er kein Typ, der zusammenzuckte. Simon war einer, der das Leben fest in der Hand hielt. Ein Siegertyp, vor dem die meisten in der Schule Respekt hatten. Umso ärgerlicher, dass er sich von so einem blöden Gewitter derart einschüchtern ließ. Zugegeben, ein so heftiges hatte er schon lange nicht mehr erlebt. Früher, als er noch ein Kind war, war er schon bei viel kleineren Gewittern zu seinen Eltern gerannt und hatte sich bei ihnen versteckt. Das tat er natürlich jetzt, mit fünfzehn, schon lange nicht mehr. Simon trat auf das Fenster zu und griff nach dem Rollogurt. Normalerweise ließ er das Rollo über Nacht oben. Es gefiel ihm, wenn sich morgens die Dämmerung in seinem Zimmer ausbreitete und man Tag für Tag sehen konnte, wie es heller wurde und der Sommer näher kam. Simon mochte den Sommer und er hasste den Winter. Er hasste auch den Frühling. Dass es wieder grün wurde, war das einzig Gute am Frühling. Aber der Rest war totaler Mist. Alle hatten schlechte Laune: die Lehrer, die Schüler, die Eltern, alle. Jeder hatte die Nase voll von dem dunklen Winter. Jeder wartete nur darauf, endlich wieder im T-Shirt in die Schule gehen zu können. Seit gestern war nun endlich April und alles deutete darauf hin, dass es wieder hell und grün wurde. Und so ein Gewitter wie dieses schien der ganzen Welt mit aller Macht zeigen zu wollen, dass auch das zum April gehörte: schlechtes Wetter.

Simon ließ den Gurt vom Rollo wieder los. Nein. Nur wegen eines blöden Gewitters würde er nicht das Rollo runterlassen. Simon war ein Sieger und er würde sich nicht verstecken. Nicht hinter einem runtergelassenen Rollo, nicht unter seiner Bettdecke, und erst recht nicht bei seiner Mama. Er stand nah am Fenster und schaute in die Nacht hinaus. Blitze zuckten über den Dächern der Stadt. Der Regen prasselte mit einer Lautstärke gegen die Scheibe und auf sein Fensterbrett, als ginge die Welt unter. Simon kniff die Augen zu einem Spalt zusammen und versuchte, durch die Regenwand hindurch irgendetwas zu erkennen. Sein Zimmer lag im Erdgeschoss. Wenn das Licht in seinem Zimmer aus war, konnte er auch im Dunkeln die Umrisse der Bäume und Büsche im Garten erkennen, auch Teile des kleinen Holzhäuschens mit den Gartengeräten. Wenn allerdings das Licht im Zimmer an und es draußen dunkel war, so wie jetzt, dann erkannte er draußen nichts, es sei denn, irgendetwas würde direkt vor seinem Fenster stehen. Umgekehrt wusste er, wenn jemand draußen stehen würde, könnte der alles erkennen, was Simon hier drinnen tat. Wenn er sich abends vor dem Schlafengehen auszog, stellte er sich manchmal vor, wie Nadja zufällig vorbeikommen und ihn beobachten würde. Allein die Vorstellung daran ließ sein Herz schneller klopfen. Natürlich wusste er, dass das niemals passieren würde. Der Garten war von einer großen Hecke umsäumt. Und die Straße dahinter war weit genug weg. Selbst wenn jemand die Straße entlanggehen würde, könnte der sicher nichts erkennen. Außer natürlich, Simon würde sich direkt vor dem Fenster ausziehen. Aber das tat er selbstverständlich nicht.

Es blitzte wieder. Simon zählte. Fünfundzwanzig, sechsundzwanzig. Ein Donner. Har