: Karin Peschka
: Putzt euch, tanzt, lacht
: Otto Müller Verlag
: 9783701362745
: 1
: CHF 17.10
:
: Erzählende Literatur
: German
: 309
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Fanni ist stellvertretende Abteilungsleiterin in einem kleinen Supermarkt in der Provinz. Sohn und Tochter sind erwachsen, der Mann arbeitet zufrieden dem Ruhestand entgegen. Die wenigen Jahre bis zur eigenen Pensionierung lassen sich an einer Hand abzählen. Doch Fanni sieht sich so: einbetoniert in einer Landgemeinde ohne Ambitionen, festgefahren zwischen Alltag und Routine. Als der Tod einer Freundin sie aus dem Gleichgewicht wirft, geschieht, was nicht geplant war: Fanni läuft weg. Fährt weiter, statt die geplante Therapie zu beginnen; Sitzungen gegen die Trauer, gegen die Absenzen, die sie heimsuchen, für die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit. Auf den Wegen und Umwegen ihrer Flucht trifft Fanni ihre Jugendliebe Ernst wieder und schließt neue Freundschaften mit Tippi, Berlin, dem Ehepaar Ohnezweifel, Marek und Velten. Kurzerhand gründet die ungleiche Truppe eine divers ausgerichtete Wohngemeinschaft auf der Pinzgauer Alm von Fannis Eltern, um einer gemeinsamen Mission zu folgen, der man sich (per Statut) verschrieben hat. Mit untergründigem Humor und viel Sprachwitz skizziert Karin Peschka in ihrem neuen Roman eigenwillige Figuren und erzählt mit großer Intensität von skurrilen Freundschaften, dem Umgang mit Verlusten und alternativen Lebensentwürfen.

Karin Peschka geboren 1967, aufgewachsen in Eferding, Oberösterreich, als Wirtstochter. Besuchte die Sozialakademie Linz und lebt seit 2000 in Wien. Arbeitete u. a. mit alkoholkranken Menschen und mit arbeitslosen Jugendlichen, aber auch mehrere Jahre im Bereich Onlineredaktion und Projektorganisation. Karin Peschka publizierte in diversen Anthologien und schrieb Kolumnen für oe1.ORF.at. 2008 erschien in der Edition Neuhauser Kunstmühle ihr Kunstbuch 'Sterntaler' (mit Michael Hedwig). Ihr Debütroman 'Watschenmann' wurde 2019 für die Bühne adaptiert und im Wiener Volkstheater aufgeführt.

In der Ferne suchen


So hatte etwas Neues begonnen: Ich war nicht zur Therapie erschienen, zum vereinbarten Erstgespräch. Ich war einfach weitergefahren, hatte mich – im Wortsinn – unbemerkt von und aus meiner Familie entfernt. Sieben Jahre vor dem Ruhestand, ein siebenundfünfzigjähriges, ein altesMädchen in einem alten Auto. Das Bernhard gut gepflegt hatte, mit Lackstiften die Rostschäden überdeckt, sich um den jährlichen Service gekümmert, den Ölwechsel.

Als ich damals auf der A1 Richtung Westen Ausfahrt für Ausfahrt ignorierte und damit jede Möglichkeit zur Umkehr, zum Abtun der Idee als idiotisch, ein dummer Ausrutscher, was hatte ich mir dabei nur gedacht. Stellte ich mir zur rechten Zeit vor, wie mein Mann an diesem feuchtkalten Tag nach Hause kam. Wie jeden Tag würde er seinen Autoschlüssel auf die Ablage im Vorzimmer legen. Die Schuhe hatte er bereits draußen ausgezogen, auf dem raufaserigen Abstreifer, um keinen Schmutz hereinzutragen. Um in Socken das Haus zu betreten, die Schuhe in der Hand, auf das Zeitungspapier würde er sie stellen, links, seine standen immer links. Es war frisches Zeitungspapier, vorbereitet von ihm (aufgefaltet, hingelegt) am Morgen, bevor er in die Arbeit gefahren war, die er noch siebeneinhalb Jahre zu ertragen hätte, so seine wiederkehrende Rede.

Denn gab es Regen, Schnee, Hagel, bereits fallend oder angekündigt, war die Einfahrt sandig wegen der Baustelle (was sie war, als ich dem Heim nicht mehr traute und ihm den Rücken kehrte, der Mann beschwerte sich damals oft, die Bauarbeiter würden keine Ordnung halten, zudem Material verschwenden), legte er am Morgen eine neue Doppelseite Zeitungspapier vor den Schuhschrank im Vorzimmer. Und warf die alte, beschmutzte Doppelseite auf dem Weg zu seinem Auto in die Papiertonne. Zuvor schüttelte er Erdbrocken und anderen Dreck in die Mülltonne, die daneben stand. Wahrscheinlich, ich ne