DIE BRIEFE
Paddy war vierundzwanzig Jahre alt und auf einem Picknick beim Pilzesuchen in Rumänien, als ihn die Nachricht vom deutschen Überfall auf Polen erreichte. Hals über Kopf kehrte er nach England zurück, um sich zu den Waffen zu melden. Viele Jahre später erzählte er seiner Biographin, er habe, als er1939heimkam, fest damit gerechnet, daß er binnen kurzem in diesem Krieg umkommen würde. »Irgendwo hatte ich gelesen, daß die durchschnittliche Lebenserwartung eines Infanterieoffiziers im Ersten Weltkrieg acht Wochen betragen hatte, und es gab keinen Grund zu hoffen, daß die Chancen im Zweiten wesentlich besser standen. Ich fand, da sollte ich doch wenigstens in einer schmucken Uniform sterben.« Unter Berufung auf seine angeblich irische Herkunft mogelte er sich unter die Irish Guards. »1939bin ich als Fußsoldat bei den ›Micks‹ eingetreten, am selben Tag wie Iain Moncreiffe und weitere Freunde; er ging allerdings zu den Scots Guards«, erklärte er später (PLFan Rudi Fischer,2. Februar1982). »Es war das erstemal, daß zukünftige Guards-Offiziere auch die Grundausbildung absolvierten, eine sehr gute Idee, wenn auch wahrhaftig kein Spaß. Wir kamen alle aus den fünf Guards-Regimentern – Grenadier, Coldstream, Scots, Irish und Welsh –, ein Trupp von dreißig Männern im Guards-Ausbildungslager [Depot] in Caterham, die Ausbilder waren Coldstreams. Alles war vorab arrangiert worden, mit guten Beziehungen usw., muß ich leider sagen.«
Den folgenden Brief an einen Mitrekruten schrieb Paddy aus dem Krankenhaus, wo er sich von einer schweren Lungenentzündung erholte, an der er beinahe gestorben wäre. Adrian Pryce-Jones (1919–1968) war der jüngere Sohn eines Colonels bei den Coldstream Guards. Sein Bruder Alan, später Reiseschriftsteller und Journalist, war für kurze Zeit mit Joan Eyres Monsell verlobt gewesen, Paddys Gefährtin der Nachkriegszeit und schließlich seine Ehefrau.
An Adrian Pryce-Jones | Redhill County Hospital |
1. Februar 1940 | Earlswood Common |
Mein lieber Adrian!
Über Deinen Brief habe ich mich gefreut, und es war sehr freundlich von Dir, zu einem Zeitpunkt zu schreiben, zu dem Du es ohnehin schwer hattest. Gott, was mußt Du froh gewesen sein, als Du aus dem Bau wieder rauskamst. Mein eigenes Schicksal kann man nur tragisch nennen. Da ich durch Krankheit mehr als fünf Wochen Ausbildung versäumt habe, müssen meine Vorgesetzten mich zu ihrem Bedauernzurückstellen; da