: Lewis Wallace
: Ben Hur - Historischer Roman aus der Zeit Christi
: EClassica
: 9783968582900
: 1
: CHF 0.90
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 298
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lewis (Lew) Wallace: Ben Hur - Eine Geschichte aus der Zeit Christi | Neu lektorierte 2020er-Ausgabe. Mit modernisierter Rechtschreibung, voll verlinkt, mit eBook-Inhaltsverzeichnis und erklärenden Fußnoten | Der Roman schildert das Leben des jüdischen Fürsten Judah Ben Hur, der zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. wegen eines angeblichen Attentats auf den Statthalter der römischen Provinz Judäa als Rudersklave auf eine Galeere verbannt wird. Es gelingt ihm jedoch, in seine Heimat zurückzukehren, wo er sodann eine Aufstandsbewegung gegen die Römer vorbereitet. In einem Wagenrennen besiegt er seinen früheren Freund und späteren Widersacher, den Römer Messala. Doch dann verändert die zufällige Begegnung mit einem charismatischen Zimmermanns-Sohn aus Nazareth für Ben Hur alles ... | Das Buch 'Ben Hur - Eine Geschichte aus der Zeit Christi' war bereits lange vor der mit elf Oscars prämierten Filmversion mit Charlton Heston (1956) ein einzigartiger Bestseller. Ende des 19. Jahrhunderts war dieses 1880 erstmals erschienene Werk das am zweithäufigsten gedruckte Buch in Europa - gleich nach der Bibel. © Redaktion eClassica, 2020

Lewis 'Lew' Wallace (1827-1905) war ein US-amerikanischer Rechtsanwalt, Politiker und Schriftsteller. Er beschäftigte sich intensiv mit der Geschichte des Christentums und schrieb den historischen Roman 'Ben Hur', der zum weltweiten Bestseller wurde.

Erstes Kapitel

Dschebel es Sublehheißt ein über fünfzig Meilen langer schmaler Gebirgszug, von dessen rotweißen Klippen man nach Osten auf die arabische Wüste blickt. Ungezählte Wadis, Rinnsale, haben sich in diesen Gebirgszug eingegraben, und zur Regenzeit füllen sie sich mit Wasser, um es dem Jordan oder dem Toten Meer zuzuführen.

Aus einem dieser Wadis, das vom äußersten Ende des Dschebel gegen Osten ausläuft und in das Bett des Jabbok-Flusses übergeht, kam ein Wanderer hervor, der dem Tafelland der Wüste zustrebte.

Dem Aussehen nach mochte er etwa fünfundfünfzig Jahre alt sein. Sein über die Brust herabwallender schwarzer Bart zeigte Spuren von Grau, sein Antlitz war tiefbraun und zum größten Teil durch ein rotes Tuch verdeckt. Er ritt ein großes, weißes Dromedar, das ein Zelt auf dem Rücken trug. Die Sonne war gerade aufgegangen, als das Tier sich aus dem Wadi herausarbeitete. Weithin erstreckte sich hier die Wüste, von einem Pfad oder Weg konnte hier keine Rede mehr sein. Aber das Kamel schien einer unsichtbaren Führung zu folgen und strebte in langen Schritten dem Osten zu. Genau um Mittag blieb es von selbst stehen und drückte durch einen klagenden Schrei seine Ermüdung aus.

Sein Reiter fuhr auf, als erwache er aus einem tiefen Schlaf. Sorgfältig prüfte er die Gegend nach allen Richtungen, wie um sich zu vergewissern, dass er am rechten Orte angelangt sei. Dann atmete er befriedigt tief auf und nickte, als wollte er sagen: Endlich! Er legte die Hände kreuzweise über die Brust, neigte das Haupt und verrichtete ein stilles Gebet. Nach Erfüllung dieser frommen Pflicht gab er dem Tier das Zeichen zum Niederknien. Langsam und grunzend folgte es dem Ruf. Der Reiter setzte seinen Fuß auf den schlanken Hals und trat auf den sandigen Boden.

Wie es sich jetzt zeigte, war der Mann von wunderbar ebenmäßigem Körperbau, mehr kräftig als hochgewachsen. Der Schnitt seines fast schwarzen Gesichts, die breite Stirn mit der Adlernase und das herabwallende glänzende Haar verrieten seine ägyptische Abstammung.

Obschon allein in einer von Leoparden und Löwen wie auch halbwilden Menschen besuchten Wüste, trug er doch merkwürdigerweise keine Waffen, nicht einmal den zum Anspornen der Kamele dienenden gekrümmten Stab. Er befand sich also auf friedlichem Wege und war entweder sehr kühn oder stand unter einem außerordentlichen Schutz.

Der lange und ermüdende Ritt hatte seine Glieder steif gemacht, und daher umschritt er wiederholt sein treues Kamel, wobei sein Blick immer wieder den Horizont musterte. Jedes Mal glitt dann ein leichter Schatten von Enttäuschung über sein Gesicht, der verriet, dass er Gesellschaft erwartete, vielleicht nach vorangegangener Verabredung. Allein, was konnte das für ein Geschäft sein, das an einem so abgelegenen Ort verhandelt werden musste?

Er musste wohl sicher sein, dass die erwartete Gesellschaft kommen würde, denn nachdem er sein Kamel gefüttert hatte, errichtete er mit Stäben aus seinem Gepäck und mitgebrachtem Tuch ein Zelt. Den mitgenommenen Vorräten entnahm er die Bestandteile eines Mahles: Wein in kleinen Lederschläuchen, getrocknetes und geräuchertes Hammelfleisch, syrische Granatäpfel, arabische Datteln, dazu Käse und gesäuertes Brot. Alles dieses stellte er in schöner Ordnung auf den Teppich unter dem Zelt, und legte zum Schluss drei seidene Tücher als Servietten daneben. Hieraus konnte man auf die Anzahl der Personen schließen, die er als Gäste erwartete.

Alles war nun fertig. Er trat wieder hinaus, und sieh! fern im Osten war ein dunkler Punkt auf der Wüstenfläche zu bemerken. Wie festgewurzelt blieb er stehen; sein Auge erweiterte sich, ein heiliger Schauer durchrieselte seinen Leib.

Der Punkt wurde größer, endlich nahm er bestimmt