: Dirk Harms
: Der boshafte Verblichene Fritz Plaschke
: Karina Verlag
: 9783968584843
: 1
: CHF 3.60
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: Humor, Satire, Kabarett
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In dem zur Sterbemetropole avancierten Städtchen Sterbeberg-Trauerfeld geschehen seltsame Dinge: Die Kirche leidet buchstäblich unter einem Dachschaden, der Friedhof erhält eine Klärgrube und das Beerdigungsinstitut Und Tschüß zieht seine Kunden über den letzten Tisch ihres Lebens.Der verstorbene Elektromeister Fritz Plaschke zu Lebzeiten stadtbekannt als Obergriesgram entpuppt sich nach seiner desaströsen Beisetzung als Widergänger und führt einen Rachefeldzug gegen das betrügerische Bestattungsunternehmen.Weshal er post mortem schließlich geradezu als Lokalheld gefeiert wird, erzählt diese schräge Geschichte voller skurriler Charaktere.

Der Autor und Blogger Dirk Harms wurde 1965 in Rostock geboren. Seit der Schulzeit schreibt er Gedichte, Kurzgeschichten sowie Kolumnen und arbeitete zwischenzeitlich als freier Mitarbeiter bei einer großen Lokalzeitung, sowie später bei einem Online-Nachrichtenportal als Kulturredakteur. Anfangs schrieb er unter dem zum Pseudonym gewordenen Usernamen Woandersmitesser einige E-Books und veröffentlichte diese über Selfpublishingportale. 2014 debütierte Harms mit dem Kinderbuch Gespenster sind nicht feige, welches in erster Auflage vom Sarturia-Verlag verlegt wurde. Ebenfalls erhältlich ist eine Auswahl seiner Gedichte (Über Horizonte klettern, epubli-Verlag 2016) sowie das Taschenbuch Neurosen und andere Schnittblumen (2014). Der Autor beteiligte sich an diversen Anthologien, nicht zuletzt an dem mehrteiligen Projekt 'Respekt für Dich' des Karina-Verlages, dessen Erlöse als Spende an die Opfer von Gewalt in Österreich und Deutschland flossen.

Kirche mit Dachschaden


 

Ein Jahr zuvor, als Fritz Plaschke und sein Lehrling Stecker, der diesen Spitznamen seinen Weibergeschichten verdankte, in einer leer stehenden Wohnung Leitungen verlegten, hatte der Meister mal wieder buchstäblich für Spannung gesorgt.

Stecker verbummelte mit einer Hartnäckigkeit Phasenprüfer und Schraubenzieher aller Art, also schraubte Plaschke notgedrungen mit einem metallenen Schraubenzieher ohne Griff gerade eine Steckdose fest, als ihn plötzlich krampfhafte Zuckungen durchfuhren. Aber es blieb ihm nichts Anderes übrig, zumal sein dienstbeflissener Lehrling eben gerade ohne sein Wissen die Sicherung wieder eingedreht hatte.

Die Standpauke, welche dann folgte, begann mit den Worten"Ich bin schon wieder sowas von geladen …“, Stecker prustete los vor Lachen, so dass Plaschke nun seinerseits vor Zorn krebsrot anlief. Ein Hustenanfall unterbrach die Gardinenpredigt, bevor Plaschke richtig in Fahrt kam.

Nicht, dass der Lehrling seinen Meister nicht respektierte – im Gegenteil: Sobald der zum Beispiel „Feierabend!" sagte, war Stecker der Erste, der auf seinen erfahrenen Chef hörte und dessen Anweisung ernst nahm.

An diesem Abend sah Plaschke in den Nachrichten einen dubiosen Bericht. Er weilte gerade auf einen kurzen Abstecher bei seiner heimlichen Geliebten Hella Dunkelohm, einer zwanzig Jahre jüngeren Blondine, die aber ansonsten keine Leuchte war. Sie hatten es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Ungläubig starrte er auf den Flimmerkasten.

Ein Hochspannungselektriker war nach seinem Ableben zwischenzeitlich mehrmals kurz wiedererwacht. Herzmuskelkontraktionen von ungewöhnlich langer Dauer hatten seinen Tod quasi mehrmals unterbrochen. Dem Bericht zufolge lag die Ursache darin, dass er zu Lebzeiten mehrere lebensgefährliche Stromschläge erlitten und überlebt hatte.

Plaschke, zu diesem Zeitpunkt schon todkrank, hielt das für Quatsch und war sich sicher, ihm würde so etwas nicht passieren können, zumal er nicht mit solchen Spannungsstärken arbeitete. Hella, die blonde Dunkelbirne mit dem Horizont einer liegenden Ameise, umhalste ihre Lichtgestalt und beschwor ihren Lieblingsladungsträger, wenn es doch so komme mit ihm, dann solle er sie heiraten, denn an jenem Tag wusste sie noch nichts von seiner Ehe."Oder hast du eine Andere?", klopfte sie auf den Busch.

"Wieso?" Er sah sie an und versuchte in ihrem Gesicht zu lesen.

Hella lächelte nur und entgegnete:"Naja, das wäre ja dann egal. Für alle anderen Leute bist du dann ja de facto tot. Aber irgendwie bist du es auch nicht – nur etwas weniger lebendig. Und dann starten wir durch, oder?" Und sie himmelte ihn weiter an, ihre Blicke sprangen an ihm hoch wie junge Hunde.

Plaschke rollte mit den Augen ob dieser geistigen Ergüsse, lächelte aber dankbar und kuschelte sich an ihre Riesenscheinwerfer, ganz den Moment genießend. Er, der Choleriker, der sonst so schnell auf die Palme zu bringen war, verschwendete kaum einen Gedanken an diesen Bericht. Warum sollte er ihr diesen fixen Gedanken ausreden? Solange alles beim Alten blieb, war es gut. Wenn der Herrgott bei ihm die letzte Sicherung herausdrehen würde, konnte Hellalein auf ihn warten, bis sie schwarz wurde ... na und seine Alte erst recht.

 

Grabzuweit fiel fast vom Glauben ab, als er die kleine Kirche des Ortes betrat, in welcher neben Taufen, Hochzeiten und Sonntagsgottesdiensten gelegentlich auch Beerdigungsfeiern ausgerichtet wurden. Im Mittelgang zwischen den Bänken spielte ein Knirps mit seinen Modellautos in einem Sandhaufen und nahm den Rest der Welt nicht mehr wa