: László F. Földényi
: Lob der Melancholie Rätselhafte Botschaften
: Matthes& Seitz Berlin Verlag
: 9783957578945
: 1
: CHF 17.90
:
: Philosophie, Religion
: German
: 280
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit diesem Lob der Melancholie kehrt László F. Földényi nach 40 Jahren zu seinem Lebensthema zurück und nähert sich ein weiteres Mal jener unzeitgemäßen Stimmung. In einem feinen Gewebe von Essays durchstreift er Malerei, Kino und Literatur und entlockt ihnen die Erfahrung einer Sehnsucht, die in ihrer Zartheit alles mit sich zu reißen vermag. Dabei begegnet uns die Melancholie in all ihrem betörenden kulturellen Reichtum als verunsichernder dunkler Schatten des sonst so strahlenden, vergnügungssüchtigen Diesseits - ohne jedoch den versöhnenden Glauben an ein Jenseits anzubieten.

László F. Földényi, geb. 1952 in Debrecen (Ungarn), ist Kunsttheoretiker, Literaturwissenschaftler und Essayist. Er zählt zu den bedeutendsten ungarischen Intellektuellen und leitet als Professor den Lehrstuhl für Kunsttheorie an der Akademie für Theater und Film, Budapest. Er ist Herausgeber der gesammelten Werke von Heinrich von Kleist in ungarischer Sprache und u.a. Friedrich-Gundolf-Preisträger Seit 2009 ist er Mitglied der der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Für sein Werk Lob der Melancholie. Rätselhafte Botschaften wird er mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2020 ausgezeichnet. Akos Doma, 1963 in Budapest geboren, ist Autor und Übersetzer aus dem Ungarischen.

Der Anfang


Auf dem Rücken liegend


Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich müde geworden war. Aber mein Körper erinnerte mich daran. Ich ging in den Garten, suchte einen sonnigen Fleck im Gras, überlegte, wann die rasch sinkende Nachmittagssonne von der nächsten Baumkrone verdeckt würde. Ich breitete eine Decke aus, legte mich mit den Füßen zur Sonne gewandt hin.

Die Müdigkeit ließ mich jedoch nicht zur Ruhe kommen. Mal legte ich die Hände hierhin, mal dorthin; faltete sie unter meinem Kopf, verschränkte sie auf meinem Bauch, dann legte ich die linke neben meinem Rumpf auf die Erde und schob die rechte unter meinen Nacken. Sekunden später legte ich meine auf dem Boden liegende Hand auf meinen Bauch. Dann legte ich beide auf die Erde. Das kam mir am bequemsten vor. Meine Finger und Muskeln führten indessen ihr eigenes Leben; auch sie verlangten nach Bequemlichkeit und so drehten sich meine Arme ein wenig nach außen. Meine Muskeln entspannten sich. Doch jetzt versagten meine Gelenke, Fingerknochen und Handgelenke den Gehorsam. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich diese winzigsten, fast unmerklichen Zuckungen nicht beeinflussen können. Zuletzt kamen meine Arme allmählich von selbst zur Ruhe. Ebenso erging es meinen Beinen.

Mein im Gras liegender, ermüdeter Körper hatte sich unabhängig von mir seine passendste Stellung gesucht. Lange hatte er gezögert. Erst als er sich restlos, bis in die kleinsten Glieder, die feinsten und verborgensten Hautoberflächen, von mir, der ich mich für seinen Eigentümer hielt, ja unerschütt