: Tommie Goerz
: In fränkischen Wirtshäusern 19 ausgewählte Wirtshäuser in Ober-, Mittel- und Unterfranken
: ars vivendi
: 9783747201183
: 1
: CHF 16.20
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: Allgemeines, Lexika, Tabellen
: German
: 296
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Das Wirtshaus ist der Ort der Geschichten, es ist der Kulminationspunkt des örtlichen Lebens', sagt Tommie Goerz. Wer seine Romane kennt, weiß, dass das Wirtshaus für ihn viel mehr ist als ein Lokal, in das man gelegentlich zum Essen hingeht. Schon seit Jahren sammelt er Geheimtipps, immer darauf bedacht, wirtshäusliche Neuentdeckungen zu machen und Originale zu treffen. Nun hat er sich zusammen mit Fotograf Walther Appelt auf die Reise durch Franken begeben, um 19 ausgewählte Wirtshäuser aufzusuchen und sich die Geschichten der Wirtinnen und Wirte anzuhören, bevor diese - in Zeiten eines großen Strukturwandels - auf immer verloren gehen. Entstanden ist daraus ein reiches Buch voller humorvoller Anekdoten und persönlicher Porträts. Dabei kommen auch ernsthafte Themen wie Personalmangel und Generationenkonflikte zur Sprache. Ein authentischer Blick auf die ländliche Kultur Frankens, ihre kulinarischen Spezialitäten, ihre Wirtsstuben-Mentalität - auf ihre Geschichte, die gegenwärtige Realität und mögliche Perspektiven für die Zukunft. - Mit Porträts und Anekdoten von 19 Wirtshäusern und Wirten aus Ober-, Mittel- und Unterfranken - Positiver Gegenentwurf zum hochaktuellen Thema Wirtshaussterben - Hochwertiges Geschenkbuch mit zahlreichen Fotos in Schwarz-Weiß und Farbe von Walther Appelt

Tommie Goerz (Dr. Marius Kliesch,geb. 1954) hat Soziologie, Philosophie und Politische Wissenschaften studiert, wohnt in Erlangen, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Nach 20 Jahren bei einem der größten Agenturnetzwerke der Welt war er Dozent für Text und Konzeption an der Georg-Simon- Ohm-Universität Nürnberg. Heute lehrt er an der Faber-Castell-Akademie in Stein und unterstützt die hl-studios in Tennenlohe. Er gewann unter anderem den Bronzenen Löwen in Cannes (2007), ist Mitglied im Syndikat und spielt in der Band Hans, Hans, Hans und Hans. Bei ars vivendi erschienen seine Kriminalromane Schafkopf (2010), Dunkles und Leergut (beide 2011), Auszeit (2012) und Einkehr (2014), in denen jeweils der Nürnberger Kommissar Friedo Behütuns ermittelt, sowie sein Kurzkrimi-Sammelband Der Tod kommt schnell (2015) und Schlachttag (2016).

IN FRÄNKISCHEN WIRTSHÄUSERN


Nah nah, des mohch ihch ned. Wemmir in soam Buch senn, ner kummer bloß die Leud« – eine Antwort, die ich so oder ähnlich nicht nur einmal zu hören bekam, bei meinen Anfragen für ein Gespräch zu diesem Buch. Schön fränkisch, ehrlich und geerdet. An vielen Orten dreht sich die Welt hier halt noch langsam und ist überschaubar, und man will, dass das so bleibt. Zumindest für die eigene Lebenszeit.

Ein Gastwirt im Wiesenttal bellte mich an: »Nah, bleims mer ner fodd. Ihch bin ja bloßnu der Dinnsdleisder für di Leud, ka Weadd mehr. ’s hoggd si ja kahner mehrei, kahner hodd mehra Dseid. Muss immer allers scho feaddi sei und schnell geh, hobbhobb, neifressn, a Bier und fodd. Di sollnsi ihr Fressn doch beim Mäggdonnlds hulln, wenns ka Dseid hamm, oder besser nu glei vom Vabbiano bringer lossn, ner mäins ned erschd fodd vo dahahm. Des sohch ihch denner scho ah, wennsi kummer. Ihch gebner sugoar di Nummer. Sua Gschwerdl brauch ihch ned.« Ganz klar: Man mag die Gäste, aber nichtjeden Gast. Der, der keine Zeit mitbringt, auch mal zum Waafn, soll besser gleich daheim bleiben. Man will ja mit dem Gast Zeit verbringen und auch mit ihm reden.

Doch die meisten der Wirtinnen und Wirte, mit denen ich zusammengesessen habe, waren sehr mitteilsam. Sie hatten etwas zu sagen. Ihnen ging es um ihre Wirtsstube und das Leben darin – um ihren Alltag, ihr Leben. Und die Veränderungen, die die Zeit mit sich bringt.

So war auch die Intention dieses Buches.In fränkischen Wirtshäusern ist kein neuer Gastroführer, keine Zusammenstellung von »Entdeckungen«, von ausgefallenen Küchen oder Wirtshäusern, »die man gesehen haben muss«. Nichts dergleichen, schon gar keine Sammlung von »Geheimtipps«. Ich müsste ja in den Sudbottich gefallen sein, wenn ich die preisgeben würde! Niemals.

Was aber ist dann diese kleine Sammlung fränkischer Wirtshäuser? Und warum sind es neunzehn und nicht, wie geplant, zwanzig?

Die Antwort auf die zweite Frage zuerst: Es sind neunzehn, weil wir, der Fotograf Walther Appelt und ich, in einundzwanzig Wirtshäusern gewesen waren, wir einundzwanzig Wirtshäuser und Wirtsleute interviewt und fotografiert hatten, zwei aber, nachdem die Artikel fertig geschrieben waren, wieder einen Rückzieher machten. Man bleibt dann doch lieber unbekannt. Auch so ist der Franke. Es könnte sich ja etwas ändern durch das Buch, und das will man nicht. Lieber nicht. »Wennsd doch über uns schreibsd, konnsd is näggsdermoll in di Dischbladdn baißn, wennsd kummsd, ohber a Bier griegsd dann doh nemmer«, drohte mir eine Wirtin, nachdem sie es