: Killen McNeill
: Hassberg - Frankenkrimi
: ars vivendi
: 9783747201046
: 1
: CHF 9.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 264
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hassberg, ein kleines Dorf in Franken, die frühen 1970er-Jahre: Beim Kirchweihtanz wird die junge Lena Kilian vergewaltigt. Die Behörden und lokalen Autoritäten schauen weg, die Tat bleibt ungesühnt. Das Verbrechen verändert das Leben von drei Mädchen und zwei Jungen für immer. Fast fünfzig Jahre später kehrt Lena in das Dorf zurück und erfährt von weiteren Missbrauchsfällen in der Vergangenheit. Hier, fernab der Städte, gilt noch immer das Recht des Stärkeren, hier ist das Geflecht aus Männergewalt, Lügen und Schweigen weiter sehr präsent. Gemeinsam mit alten Weggefährten beschließt Lena, den Kampf dagegen aufzunehmen und die Täter zur Strecke zu bringen. - Ein ungewöhnlicher Frankenkrimi mit Western-Anleihen im Stil von 'Das finstere Tal' - Killen McNeill: der Gewinner des Fränkischen Krimipreises mit seinem Kriminalromandebüt

Killen McNeill ist 1953 in Nordirland geboren. 1973 kam er als Austauschstudent nach Erlangen, seit 1976 unterrichtet er Englisch an der Mittelschule in Scheinfeld. Mit seiner Frau macht er fränkisches Kabarett und spielt in der Band 'Nauswärts'. Seit fast zwanzig Jahren schreibt er, zunächst auf Englisch. Sein Roman 'Trains& Boats& Planes' wurde 2002 in Großbritannien und 2003 in deutscher Übersetzung mit dem Titel 'Damals in Irland' publiziert. Bei ars vivendi erschien 2013 sein Roman 'Am Schattenufer', übersetzt von Gottfried Röckelein. Die in deutscher Sprache verfasste Kurzgeschichte 'Pfarrers Kinder, Müllers Vieh' gewann 2012 den 1. Fränkischen Krimipreis. Bei ars vivendi veröffentlichte er bereits die beiden Romane 'Am Strom' und 'Am Schattenufer'.

 

Nicht die Nachtigall

Samstag, 19. Mai 2018, 5:18 Uhr

 

»Was war denn das?«

»Eine Eule. Hat wahrscheinlich eine Maus erwischt. Also, ich finde, wir könnten uns duzen, jetzt, wo wir die Morgendämmerung im Wald miteinander verbringen. Ich bin der Siegfried.«

»Ja, das weiß ich schon, Siegfried. Und ich bin die Sieglinde.«

»Passt irgendwie gut zusammen, findest du nicht? Da, das war sie, die Nachtigall, hast sie gehört? Und da noch mal. Geh mal her und schau in die Richtung. Deine Augen müssten sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt haben, die Taschenlampen sind ja schon ein bisschen schwach. Da siehst du sie auf ihrem Ast sitzen. Komm, geh her, stell dich vor mich hin, ich halte dich fest. Jetzt schau meinen Arm entlang. Siehst du sie?«

»Ach Gott. Es ist so dunkel.«

»Aber es wird schon heller. Du schaust zu weit nach oben. Da unten ist er, auf dem Haselstrauch. Links vor der Eiche.«

»Wie du dich auskennst. Ja. Jetzt sehe ich ihn. Ach Gott. Wie romantisch. Der kleine Kerl. Süß.«

»Gell? Ich hab dir wirklich nicht zu viel versprochen, oder?«

»Nee. Schön.«

»Das Aufstehen hat sich doch gelohnt, oder?«

»Auf jeden Fall.«

»Das ist das Nachtigallmännchen. Das singt, weil es einsam ist. Das singt sein schönstes Lied für eine Unbekannte.«

»Ich habe gar nicht gewusst, dass du so eine dichterische Ader hast.«

»Ich weiß, wie’s ihm geht. Mir geht es auch so.«

»Jetzt übertreibst. Du bist doch verheiratet.«

»Ach, weißt du, Sieglinde, in einer Ehe kann man auch einsam sein.«

»Deine Frau ist doch nett.«

»Für so etwas wie das hier hat sie gar keinen Sinn. Um vier Uhr aufstehen und in den Wald gehen. So etwas findet sie spinnert. Was ich dich fragen wollte, Sieglinde, hast du eigentlich einen Freund?«

»Nee, mit dem Beruf ist es auch nicht so einfach. Männer tun sich schwer damit. Es schreckt sie ab, wenn sie hören, was ich bin.«

»Das verstehe ich überhaupt nicht. So gut, wie du aussiehst. Pass auf, jetzt kommt die Dämmerung, siehst du es? Da, durch die Bäume, die Sonne.«

»Mensch, ich bin so froh, dass du mich überredet hast, mitzugehen. Es ist so schön, wie der Wald jetzt zum Leben erwacht.«

»Mmh, du riechst gut. Wie wär’s mit einem Kuss, Sieglinde? Zur Verbrüderung.«

»Aber Siegfried. Wo ich doch deine Pfarrerin bin.«

»Ist doch gut, wenn die Pfarrerin sich mit dem ersten Kirchenvorstand gut versteht.«

»Na, wenn man das so sieht … Was war das? Das war nicht die Nachtigall. Das war mehr, ich weiß nicht, mehr wie an der Kasse von einem Supermarkt.«

»Hier gibt es doch keinen Supermarkt.«

»Aber du hörst es doch auch. Da, schon wieder.«

»Verdammt. Das sind bestimmt solche Schatzsucher mit ihren